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2013-02-28T10:11:38+0000
# Wer hat sich verkalkuliert? "Wer nur nach Schema F kalkuliert, verschenkt bares Geld“, erklärt Jürgen Müller vom Institut für Fahrzeuglackierung (IFL). „Daher sollte sich der Servicemitarbeiter bei jeder Kalkulation fragen: Was ist alles in den vorgegebenen Kalkulationswerten enthalten? Ist der tatsächlich erforderliche Arbeitsaufwand inklusive Zusatzarbeiten durch die Vorgabezeiten abgedeckt? Und sind alle Materialkosten berücksichtigt?“ Die Thematik ist sehr komplex und führt in der Praxis nicht selten zu Verunsicherung. „Immer wieder werden bei der Kalkulation mögliche und gerechtfertigte Zeit- und Materialzuschläge nicht erfasst“, bemerkt Jürgen Müller. „Zusatzarbeiten, die nicht standardmäßig in der AZT/Schwacke-Lackkalkulation enthalten sind, können in der Printausgabe der ‚Schwacke-Liste Lackierung‘ im Vor- und Nachwort nachgelesen werden. Bei EDV-gestützten Kalkulationssystemen sind sie, je nach Programmversion, in der ‚Hilfefunktion‘ hinterlegt“, fügt der Experte hinzu. ## Augen auf bei Zusatzarbeiten In der Standardkalkulation nicht enthaltene Zusatzarbeiten sind beispielsweise: Mehraufwand bei Erschwernissen (auch bei der Farbtonfindung), nicht in den Arbeitswerten (AW) berücksichtigte Zusatzarbeiten wie das Entfernen und Aufbringen von Unterbodenschutz sowie Hohlraumkonservierung und Abdichtarbeiten.
Außerdem zählen dazu: Motorraum freilegen, Rostbeseitigung, Abnahme und Aufbringen von Zierstreifen und Folien, Lackierung von Innenflächen (z.B. Falze hinter Türen in Lackstufe II, III und IV), sowie die dabei anfallenden aufwendigen Abklebearbeiten bei eingebauten Türen), Lackierung farblich abgesetzter Lackflächen. „Daraus folgt, dass die zusätzlich zur Standardkalkulation anfallenden Materialkosten für Unterbodenschutz, Holraumkonservierung und teure Effektlacke in der Kalkulation auch zusätzlich berücksichtigt werden müssen. Darüber hinaus können auch Materialaufschläge für Kleinteile in Prozent verrechnet werden“, legt Jürgen Müller dar. ## Unterschiedliche Herstellerkalkulationen In der Kalkulation der Fahrzeughersteller können teilweise die oben beschriebenen Zuschläge enthalten sein oder als anzuwählender Zuschlag im Kalkulationsprogramm zur Verfügung stehen. „Auskunft hierüber erhält der Kalkulator in der ‚Datenfile-Information‘, die im Auda Pad hinterlegt ist. In der ‚Zone Zusatzarbeiten‘ sind bei verschiedenen Fahrzeugherstellern Kalkulationszeiten für die unterschiedlichen Zusatzarbeiten hinterlegt, soweit diese nicht Bestandteil der Standardwerte sind. Arbeitserschwernisse bei Mercedes und Smart sind z.B. in der ‚Zone Lackierung‘ zu finden“, so die Hinweise des Experten vom IFL.
## Alle Kosten berücksichtigen Zur Kalkulation gehören auch all die Kostenaufwendungen, die nicht im Stundenverrechnungssatz oder in den Arbeitswerten (AW) berücksichtigt sind und zum Teil nur im Einzelfall zum Tragen kommen. „Hierzu zählen beispielsweise: UPE-Aufschläge, Richtwinkelkosten, Verbringungskosten, Probefahrten die vom Werker durchgeführt werden, Entsorgungskosten größerer Teile, die dem Auftrag zugerechnet werden können und bei denen keine gesetzliche Rücknahmeverordnung besteht“, erläutert Jürgen Müller. „Es sollte auch geprüft werden, ob wirklich alle Arbeiten in der Kalkulation/dem SV-Gutachten oder bei der Rechnungsstellung aufgeführt sind. Die Montage verschiedener Innenteile wird nicht immer automatisch vom Kalkulationsprogramm berücksichtigt und wird deshalb oft vergessen“, fährt der erfahrene Techniker weiter fort. Der Kalkulator im Fahrzeuglackierbetrieb sollte schon bei der Angebotserstellung, bzw. der Prüfung des SV-Gutachtens, darauf achten, dass die o. g. Zusatzarbeiten berücksichtigt sind, sofern diese bei der Reparatur anfallen. „Es ist unbedingt erforderlich, mit dem ausführenden Fahrzeuglackierer Rücksprache zu eventuell zusätzlich angefallenen Arbeitspositionen, Ersatzteilen usw. zu halten“, rät Jürgen Müller.
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