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2025-04-23T09:44:14+0000

Frauen im Handwerk: „Ich habe diesen Schritt in die Werkstatt keinen Tag bereut“

Lack- und Karosserieservice Ronny und Claudia Bochmann GbR – so lautet der vollständige Name des Unternehmens im sächsischen Oelsnitz, aus dem die Kandidatin der schaden.news-Reihe Frauen im Handwerk dieses Mal stammt. Und dieser Name sagt schon aus, dass die Geschwister Bochmann den Familienbetrieb mit zwei Standorten im sächsischen Oelsnitz sowie in Gablenz in dritter Generation gemeinsam führen. Der Laden läuft und ab 1. Mai dieses Jahres tritt der Betrieb dem Franchise-System Fix Auto bei und wird zukünftig unter dem Namen Fix Auto Erzgebirge bekannt sein. Dass Claudia Bochmann eines Tages den Familienbetrieb übernehmen wird, war jedoch lange Zeit nicht klar. ## Betriebsinhaberin über Umwege „Natürlich habe ich meine halbe Kindheit in unserer Werkstatt verbracht, schon als junges Mädchen meiner Mutter bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Doch dass ich eines Tages den Betrieb übernehmen werde, stand lange Zeit überhaupt nicht zur Debatte“, erinnert sich die 37-jährige Claudia Bochmann im Gespräch mit schaden.news. Erst vor einigen Jahren standen Claudia Bochmann und ihr Bruder Ronny vor der Entscheidung, diesen Schritt gemeinsam zu gehen. „Darüber musste ich erst einmal nachdenken. Mein Partner hat damals zu mir gesagt: Schatz, Du schaffst das schon. Also fasste ich Mut und sagte zu. Und ich habe diesen Schritt bis heute keinen Tag bereut“, erzählt Claudia Bochmann. Nach der Schule absolvierte Claudia Bochmann eine rein kaufmännische Ausbildung zur staatlich geprüften Wirtschaftsassistentin für Informationsverarbeitung. Im Rahmen der Lehre arbeitete sie praktisch sowohl im Seniorenheim als auch in einem Autohaus. „Doch trotz des Abschlusses in der Tasche, sah es mit Jobs in der Region damals recht mau aus. Also bin ich tatsächlich erst einmal in den Betrieb meiner Eltern eingestiegen“, erzählt Claudia Bochmann weiter. ## „In 99 Prozent der Fälle sind mein Bruder und ich uns einig“ Die gesamte Buchhaltung lag damals in ihrer Hand: Rechnungen schreiben, das Kassenbuch verwalten, der Monats- und Lohnabschluss. Seit 2018 übernimmt ein Steuerbüro den Großteil dieser Aufgaben, ihre eigenen Aufgaben haben sich etwas verschoben: Kalkulation, Disposition der Mitarbeiter, Kundenbetreuung und natürlich die Mitarbeiterführung sind nun ihr Medier. „Mein Bruder hingegen ist bei uns der Praktiker, er ist Karosseriebaumeister“, berichtet die Betriebsinhaberin. Die gemeinsame Betriebsführung funktioniere recht gut. „In 99 Prozent aller Fälle sind wir uns einig“, lacht Claudia Bochmann. Es sei gut, gerade bei schwierigen Entscheidungen noch einen Sparringspartner an der Seite zu haben. ## Ländlicher Raum als Vorteil bei Nachwuchsgewinnung Über Nachwuchsmangel können sich Claudia und Ronny Bochmann derzeit jedenfalls nicht beklagen. „Wir haben mehr Nachfragen, als letztendlich an Ausbildungsplätzen zur Verfügung stehen“, erklärt die Inhaberin. Das liege vor allem an der sehr ländlichen Region. „Hier kennt jeder jeden – und wenn jemand ein Praktikum in einer Autowerkstatt machen möchte, kommt er halt einfach bei uns vorbei.“ Darunter seien auch immer weibliche Interessentinnen und Mitarbeiterinnen. „Solange ich denken kann, waren bei uns im Betrieb auch immer Frauen angestellt. Das Geschlecht hat seit dem Bestehen unseres Unternehmens noch nie eine Rolle gespielt. Wer kam, der durfte Probe arbeiten, egal ob Mann oder Frau.“ Viel mehr zählen ihrer Meinung nach Leistungsbereitschaft und das Interesse für das Handwerk. ## „Ausbilden lohnt sich für die Betriebe“ Seit vergangenem Jahr ist Claudia Bochmann auch im Öffentlichkeitsausschuss für den Fachkräftenachwuchs beim Bundesverband Fahrzeuglackierer (BFL). Ihr Ziel ist es, junge Menschen für den Beruf zu motivieren, dafür engagiert sie sich. Kürzlich hat sie beim Deutschen Lackierertag in Steinheim auf der Bühne von ihren Erfahrungen bei der Nachwuchsgewinnung berichtet. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass es für Betriebe nicht immer einfach ist, selbst auszubilden. Oft sind die Vorstellungen zwischen den Generationen unterschiedlich: „Die Älteren schimpfen auf die Jungen und umgekehrt. Dabei müssten sich beide Seiten einfach mehr Verständnis entgegenbringen.“ Dennoch ist sich Claudia Bochmann sicher: „Die Ausbildung in unserer Branche lohnt sich – für beide Seiten.“
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