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2012-03-02T08:41:54+0000
# Was sind die Zukunftsthemen, Herr Börner? Kurzfristig planen. Schnell reagieren. Einfach flexibel sein. Diese Schlagworte kennt jeder Unternehmer. Gerade in mittelständischen Betrieben gehört die Anpassung an Marktveränderungen (fast) zum Alltag. Kaum ein anderer Markt unterliegt stärkeren technischen und ökonomischen Veränderungen als die Karosserie- und Lackierbranche. Neue Materialien im Automobilbau, technischer Fortschritt, Schadenmanagement – colornews.de sprach mit dem **ZKF-Präsidenten Peter Börner** über vier entscheidende Zukunftsthemen für Karosserie- und Lackierbetriebe. **Wo kommen in Zukunft die Fachkräfte her?** **Peter Börner:** Ganz sicher ist diese Frage eine der bedeutendsten Herausforderungen für den Mittelstand und ganz speziell für das Handwerk. Deshalb hat der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) eine breitangelegte [Kampagne](http://www.handwerk.de) ins Leben gerufen, um das Interesse junger Menschen für die handwerklichen Berufe stärker zu wecken. So treibt der ZKF darüber hinaus spezielle Werbung für seinen Ausbildungsberuf, hebt die Vorteile der Meisterprüfung hervor und bietet umfangreiche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen an. Die Botschaft lautet: Der qualifizierte Mitarbeiter hat beste Zukunftschancen in unserem Handwerk. Aber auch jeder Betrieb sollte sich jetzt ebenfalls stärker als er dies vielleicht früher getan hat, um Auszubildende kümmern. Die demografische Entwicklung zeigt deutlich: uns stehen schon jetzt zu wenige Nachwuchskräfte zur Verfügung. Dieser Trend verschärft sich in den nächsten
Jahren. **Was kann der Unternehmer tun?** **Peter Börner:** Meinen Kollegen kann ich nur zurufen: Machen Sie jungen Menschen Lust auf Karosserie und Lack. Gehen Sie offensiv auf Schulen zu, stellen Sie Ihr Unternehmen vor. Nehmen Sie an Ausbildungsmessen der Arbeitsämter teil und werben Sie verstärkt im Internet. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten. Anders als früher wird der Betrieb deutlich mehr unternehmen müssen, um geeignete Auszubildende und damit zukünftige Fachkräfte zu finden. **Welche beruflichen Chancen kann man hervorheben?** **Peter Börner:** Die Reparaturbranche bietet gute Berufschancen, z. B. den Umgang mit moderner, sich ständig weiterentwickelnder Technik. Auch die Arbeitsplatzsicherheit und das eigenverantwortliche Arbeiten in mittelständischen Familienbetrieben mit einer starken persönlichen Bindung kann ein Wettbewerbsvorteil gegenüber Angeboten aus der Industrie sein. Und der Meistertitel ist ein klarer Pluspunkt und spricht für deutsche Qualität. Die beruflichen Chancen sind vielfältig, das ist die Stärke unseres Handwerks. ## Die Entwicklung des Marktes: Wie sollen sich K&L-Betriebe aufstellen? **Wie sollen sich K&L-Betriebe aufstellen?** **Peter Börner:** In Zukunft werden Flotten, Leasing und Fuhrparks eine wachsende Rolle im Reparaturgeschäft spielen. Die Kundenstruktur im Unfallschadenmarkt ändert sich. Immer mehr Aufträge kommen von Versicherern direkt oder über Schadenassisteure in den Reparaturbetrieb – eine bekannter Trend. Schon heute kommt es darauf an, dass die
Unternehmen ihr Management im Griff haben. Sie müssen wissen, mit welchem Kunden welche Erträge erwirtschaftet werden. Jeder Betrieb muss also für sich entscheiden, wie er sich im Markt so aufstellt, damit er wirtschaftlich profitabel arbeitet. Größere Karosserie- und Lackierbetriebe werden Komplettanbieter mit Mechanik, Karosserie und Lack sein, andere werden sich auf wenige Marken spezialisieren, wieder andere werden sich auf einfachere Reparaturen konzentrieren. Dem „reinen“ Lackierbetrieb gebe ich aber wenig Zukunftschancen. **Die Anforderungen von Flotten sind jedoch ganz andere als bei Privatkunden.** **Peter Börner:** Richtig. Die Erfahrung machen wir bei [EUROGARANT](http://www.eurogarant.de) bereits seit Jahren. Die Anforderungen von Flottenbetreibern kann ein einzelner Betrieb kaum alleine erfüllen. Hier sind Netzwerke gefragt, die einen flächendeckenden Service bieten und dem Flottenmanger die Schadenabwicklung vollständig abnehmen. Das leistet die EUROGARANT AutoService AG mit seinen 450 Aktionären. Die Herausforderung für die angeschlossenen Werkstätten liegt darin, die Reparatur- und Servicestandards einzuhalten. Das wird im Rahmen der Qualitätssicherung in Zukunft immer wichtiger. **Die Bedeutung von Werkstattsystemen wächst?** **Peter Börner:** Der K&L-Markt wird sich unserer Einschätzung nach künftig stärker in die Richtung entwickeln, die wir heute schon im Kfz-Service-Markt sehen. Mehr Werkstattsysteme, die Reparaturdienstleistungen anbieten. Allerdings gibt es zurzeit viele Newcomer, die meinen, Schadenmanagement professionell
betreiben zu können, ohne über ausreichende Strukturen und Erfahrung zu verfügen. Alleine auf das Versprechen hin mehr Aufträge zu erhalten, sollte kein Betrieb einen Kooperationsvertrag unterschreiben. Hier ist Vorsicht geboten. ## Wer repariert morgen die Unfallschäden? **Wer repariert morgen die Unfallschäden?** **Peter Börner:** Ganz klar, vor allem der freie Karosserie- und Lackier-Fachbetrieb. Hier liegt das Know-how und die technische Kompetenz für die fachgerechte Unfallschadeninstandsetzung. Der ZKF setzt sich gemeinsam mit dem ZDK dafür ein, dass auch in Zukunft der Zugang zu Reparaturinformationen, Werkzeugen und Originalersatzteilen für den freien Markt erhalten bleibt. Das ist entscheidend dafür, ob wir faire Wettbewerbsbedingungen behalten. Heute wird der überwiegende Teil der Unfallschäden in den markenungebundenen Karosserie- und Lackier-Fachbetrieben repariert. Das sind zwei Drittel aller Unfallschäden, die entweder direkt oder als ausführender Reparaturbetrieb für Markenwerkstätten instand gesetzt werden. Nur ein Drittel wird unmittelbar in Fabrikatswerkstätten repariert. Wir gehen davon aus, dass das auch in Zukunft so bleiben wird. ## **Die Herausforderungen: Management, Fügetechnik, Elektronik** **Die Herausforderungen: Management, Fügetechnik, Elektronik** **Peter Börner:** Die Herausforderungen der Zukunft liegen in drei zentralen Bereichen: Management, Materialmix und Elektronik. 1. Das Management: Hier kommt es darauf an, die Betriebsabläufe möglichst effizient zu organisieren,
ohne dabei die Reparaturqualität zu gefährden. Die ständige Optimierung der Werkstattprozesse wird immer wichtiger. Daneben muss der Unternehmer im K&L-Betrieb seine Zahlen kennen. Buchhaltung, Controlling, Forderungsmanagement, lauten die Stichworte. 2\. Das Fügen unterschiedlicher Materialien wie Kunststoff, hochfeste Stähle, Aluminium und Karbon wird immer anspruchsvoller. Kaum eine andere Branche hat in den vergangenen Jahren so tiefgreifende technische Veränderungen erlebt wie der Karosserie- und Fahrzeugbau. So sind Kleben und Nieten Kaltfügetechniken, die in der Unfallreparaturinstandsetzung je nach Automobilhersteller unterschiedlich eingesetzt werden. Diese Reparaturtechniken werden sich weiterentwickeln. Die wohl bedeutendste Veränderung kommt in Kürze mit der vermehrten Verwendung von Karbon als Werkstoff auf uns zu. Nichts ist so leicht und stabil wie Karbon. Daher wird die Automobilindustrie in Zukunft auf dieses Material setzen, vor allem vor dem Hintergrund emissionsarmer, alternativer Antriebe. Doch die Veränderung erreicht uns erst nach und nach in den nächsten Jahren. Allerdings sind diejenigen Fachbetriebe klar im Vorteil, die sich frühzeitig auf die komplexeren Reparaturtechniken einstellen. 3\. Der Trend zur mehr Elektronikbauteilen: Schon heute erleben wir, dass jeder moderne Karosserie- und Lackierbetrieb in seinem Team einen Mitarbeiter braucht, der sich mit dem Thema Elektronik auskennt. In Zukunft gilt: Von zehn Mitarbeitern muss mindestens einer so qualifiziert sein, dass er der Spezialist für Bordsysteme, Kalibrierung, aber auch Elektroantrieb oder Hochvoltanlagen
ist. So setzen z. B. Sensoren in den Stoßfängern und der Frontscheibe völlig neue Kenntnisse und Fertigkeiten voraus, damit nach dem Einbau auch die einwandfreie Funktionsfähigkeit wiederhergestellt wird. Darauf müssen sich die Karosserie- und Lackierbetriebe einstellen.
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