2020-04-08T14:40:49+0000

Corona-Krise: Wie ist die Lage vor Ostern?

Bereits seit vier Wochen spricht die Redaktion von schaden.news während der Corona-Krise immer Dienstags mit dem Vorstandsvorsitzenden von Innovation Group über die Entwicklung der Vermittlung von Reparaturaufträgen. Erstmals konnte Matthew Whittall in dieser Woche (7. April) in der Statistik des Schadensteuerers eine Stabilisierung der rückläufigen Reparaturaufträge feststellen. „Zum zweiten Mal in Folge lag der Rückgang des Reparaturvolumens von Kfz-Versicherern im Vergleich zum Montag (9. März) vor dem Shutdown aufgrund der Corona-Pandemie bei 44 Prozent“, heißt es in Stuttgart. Das könnte bedeuten: „Vielleicht ist vor Ostern die Talsohle in der Corona-Krise erreicht.“ Die Lage stabilisiert sich also derzeit bei Innovation Group. Auch wenn man das Tagesgeschäft betrachtet: Am Montag in dieser Woche (6. April) erreichte der Schadensteuerer nach eigenen Angaben sogar rund 80 Prozent des Reparaturvolumens von vor vier Wochen. Gemessen an der Anzahl der Reparaturaufträge aus der Zeit vor den Beschränkungen, die aufgrund der Corona-Pandemie von Bundes- und Landesregierungen erlassen wurden. Matthew Whittall vermutet jedoch, dass die steuernden Kfz-Versicherer jetzt Rückstände abbauen, die während der Umstellung auf den Krisenmodus in den letzten Wochen aufgelaufen seien. Wie sich die Lage nach Ostern weiterentwickelt hänge seiner Einschätzung nach wesentlich von dem weiteren Umgang mit dem Shutdown in Deutschland ab. ## SSV Schadenschutzverband: bis zu 30 Prozent weniger Schadenfälle Eine Einschätzung, die auch Gerald Beese teilt. Der Geschäftsführer vom SSV Schadenschutzverband, dem Werkstattnetz des Kfz-Versicherers HDI, schätzt: „Wir rechnen derzeit mit einem Rückgang der Schadenfälle von 25 bis 30 Prozent. Es kommt jetzt darauf an, wie sich die Lage nach Ostern weiterentwickelt.“ Gerald Beese sieht aber auch unterschiedliche Entwicklungen in der aktuellen Situation. „In Bayern haben wir nach den Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie festgestellt, dass die Parkschäden signifikant angestiegen sind. Bei einzelnen Flotten verzeichnen wir ein höheres Reparaturaufkommen, weil dort offenbar der Stillstand des Fuhrparks genutzt wird, um Rückstände bei Fahrzeuginstandsetzungen abzubauen.“ ## Tagesaktuelle Zahlungen der Werkstattrechnung Ende vergangener Woche teilte der SSV Schadenschutzverband seinen Partnerwerkstätten mit, dass man den erhöhten Aufwand in der Corona-Krise etwas abfedern will. In dem Schreiben heißt es: „Die Abwicklung Ihrer Services im Zusammenhang mit der Fahrzeugübernahme/-Rückgabe und der Mobilität unserer Kunden ist aktuell mit einem erhöhten Aufwand für Sie verbunden. Hierfür möchten wir Ihnen pro Schadenfall gerne eine Aufwandspauschale in Höhe von 50,00 EUR netto erstatten.“ Individuelle Lösungen wollen die Hannoveraner auch bei möglichen Reparaturverzögerungen durch Lieferengpässe von Ersatzteilen für die Überschreitung der Ersatzwagendauer finden, die nicht zu Lasten der Partnerbetriebe gehen sollen. Gerald Beese sieht derzeit für den SSV jedoch keinen Handlungsbedarf für einen Reparaturkostenvorschuss. „Wenn unsere Partnerwerkstätten ihre Werkstattrechnungen über unser SSV-WerkstattPortal einreichen, weisen wir die Zahlungen ohnehin tagesaktuell an.“ Sollte sich die Lage jedoch noch einmal zuspitzen, denke man auch in Hannover über weitere Maßnahmen nach.
## HUK-Coburg zahlt 6 Mio. Euro Reparaturkostenvorschuss aus [Über weitere Sofort-Maßnahmen wurden die Partnerwerkstätten der HUK-Coburg am vergangenen Freitag (3. April) informiert.](https://schaden.news/de/article/link/41592/huk-coburg-erweitert-corona-massnahmen-fuer-partnerwerkstaetten) Der Kfz-Versicherer und Schadensteuerer setzt dabei vor allem auf die Erhöhung des Reparaturvolumens durch einen vereinfachten Umgang mit Grenzfällen von Totalschäden. In einem Schreiben an die Partnerwerkstätten heißt es: „Unser Ziel ist es, möglichst viel Volumen in Ihren Betrieb zu steuern und auch Grenzfälle zum Totalschaden (Reparatur-Kosten im Bereich, aber noch unterhalb des Wiederbeschaffungswertes) durch Sie reparieren zu lassen, wenn sich dies in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen hält.“ [In einem Audio-Podcast des Kfz-Versicherers erklärt HUK-Vorstand Dr. Jörg Rheinländer:](https://soundcloud.com/user-547097885/2020-04-07-huk-podcast) „Mit Corona stehen wir vor einer der größten Herausforderungen unserer Unternehmensgeschichte, auch unsere Partnerwerkstätten. Das was am meisten fehlt sind Unterstützungsmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der Liquidität.“ Die HUK-Coburg habe bereits in den letzten Tagen 6 Millionen Euro an Reparaturkostenvorschuss ausgezahlt. ## Innovation Group und HUK-Coburg übernehmen steigende Logistikkosten Viele Teilelieferanten haben angekündigt, dass aufgrund rückläufiger Stückzahlen pro Fahrt mit Aufschlägen für die Transportkosten zu rechnen ist. Die Coburger und der Stuttgarter Schadensteuerer Innovation Group erstatten den Betrieben ihres Werkstattnetzes die höheren Logistikkosten mit einer Transportkostenpauschale, die in der Regel mit 9,50 Euro pro vermittelten Auftrag oder am Tag erstattet wird. ## Mehr fiktive Abrechnung in der Corona-Krise? [Im Gespräch mit schaden.news beschreibt Dominik Hertel, SPN-Geschäftsführer und Leiter Kraftschaden der Allianz Versicherung, ein verändertes Kundenverhalten in der Corona-Krise.](https://schaden.news/de/article/link/41604/kundenverhalten-aendert-sich-in-der-krise) Seine Einschätzung zur Entwicklung der Schadenfälle beim Service Partner Netzwerk SPN: „Wir sehen in unserem Werkstattnetz momentan einen Rückgang der Schadenstückzahlen von rund 25 Prozent.“ ## LVM Versicherung ohne konkrete Einschätzung [Auch die LVM Versicherung in Münster verzeichnet einen Rückgang an Schadenfällen, will sich jedoch trotz mehrfacher Anfrage von schaden.news nicht konkret äußern.](https://schaden.news/de/article/link/41600/corona-lage-lvm) Immer hin teilen die Münsteraner auf Anfrage mit: „Mit Blick auf die Auftragsrückgänge bei den Partnerwerkstätten sind keine nennenswerten regionalen Unterschiede zu erkennen.“ Doch auch die LVM will die Reparaturfachbetriebe unterstützen, die von den Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders betroffen sind.