2025-10-08T12:05:28+0000

GDV: Durchschnittliche Stundensätze über 200 Euro – Wie kommt dieser Wert zustande?

„Autoreparaturen teurer denn je: Stundensatz von Kfz-Werkstätten erstmals über 200 Euro“ – so lautete die Meldung, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in der letzten Woche (01.10.2025) veröffentlichte. „Arbeiten an der Mechanik, Elektrik oder der Karosserie kosteten 2024 im Schnitt 202 Euro pro Stunde, Lackierarbeiten sogar 220 Euro. Beide Preise stiegen im Vergleich zum Vorjahr um fast acht Prozent“, wird GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen in der Medieninformation zitiert. Basis dieser Erhebung sind laut dem Gesamtverband Daten der Expertenorganisation DEKRA. Auf Nachfrage von schaden.news bestätigte der Verband, dass es sich bei den Rohdaten um die jährlich herausgegebenen DEKRA Reparatur Stundensätze handelt. Dass alle ausgewiesenen Stundensätze innerhalb der GDV-Auswertung zudem 19 Prozent Mehrwertsteuer enthalten, war aus der Medieninformation am 1. Oktober nicht ersichtlich. Im Medienportal des GDV ist dieser Hinweis offenbar nachträglich hinzugefügt worden. Zusätzlich sind laut GDV „hersteller-genaue Auswertungen“ in die Berechnung mit eingeflossen. ## schaden.news-Berechnungen ergaben Differenz von rund 40 Euro Die hersteller-genauen Daten liegen der Redaktion nicht vor, die DEKRA Reparatur Stundensätze sind auf der Website der Expertenorganisation jedoch öffentlich einsehbar. Insgesamt werden auf der benannten Website die Reparaturstundensätze für die Gewerke Mechanik, Karosserie und Lack für ganz Deutschland aufgeschlüsselt und jedes Jahr im Januar von DEKRA aktualisiert. Seit 2017 dokumentiert schaden.news die Stundensätze für alle Gewerke und insgesamt 306 Ortschaften, um die Kostenentwicklungen nachvollziehen zu können. Für 22 Orte reichen die Datensätze der Redaktion sogar bis auf das Jahr 2014 zurück. Nach Eingang der GDV-Medieninformation hat die Redaktion deswegen nachgerechnet und kommt zu einem anderen Ergebnis: Im Durchschnitt lag der Stundensatz für den Bereich Mechanik bei 159,62 Euro – sofern die Stundensätze aller 306 erhobenen Orte berücksichtigt werden. Die durchschnittliche Karosserie-Reparaturstunde kostete im letzten Jahr 162,55 Euro und für Lack (ohne Lackmaterial) lag der durchschnittliche Stundensatz bei 179,56 Euro. In allen drei Gewerken also deutlich unter den vom GDV ermittelten Werten. ## Welche Rolle spielen „hersteller-genaue“ Daten? Erhebt man auf diese Werte zusätzlich die 19 Prozent Mehrwertsteuer, liegen die Reparaturstundensätze für Mechanik und Karosserie bei 189,95 Euro beziehungsweise 193,43 Euro. Inwiefern die „hersteller-genaue“ Auswertung in die Berechnung einfließt, ist wie schon oben erwähnt, nicht bekannt. ## Stundensätze von über 200 Euro netto sind die Ausnahme Ein genauerer Blick in die von DEKRA veröffentlichten Stundensätze zeigt zudem, dass einzig in München und Hamburg die Netto-Stundensätze für Mechanik, Karosserie und Lack über der 200 Euro-Marke liegen. In allen anderen 304 erfassten Postleitzahlgebieten liegt der Stundensatz in den Gewerken Mechanik und Karosserie unter 200 Euro – selbst in Großstädten wie Berlin, Dortmund, Köln oder Bochum. Lediglich im Lack-Segment wird die 200 Euro-Grenze häufiger überschritten. Ganz konkret sind es mit München und Hamburg 19 Ortschaften beziehungsweise Postleitzahlengebiete, in denen die Lackstunde ohne Lackmaterial mehr als 200 Euro netto kostete. Gemessen an den insgesamt 306 erfassten Orten also ein Prozentanteil von 6,2 Prozent.