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2025-01-08T10:06:11+0000

PPG | Nexa Autocolor: „Planbarkeit und Stabilität werden zunehmend zu Fremdwörtern“

_Personalengpässe und der Mangel an Fachkräften schränkt die betriebliche Leistungsfähigkeit ein, gleichzeitig bleibt die Auftragslage stabil. In der Folge wird es aus Sicht von Jochen Kleemann, Geschäftsführer PPG Deutschland Sales & Services GmbH, immer schwerer für Werkstätten, langfristig zu planen. Im Interview spricht der Geschäftsführer über die größten Herausforderungen für K&L-Betriebe in diesem Jahr und erklärt, wie der Lackhersteller PPG | Nexa Autocolor die Werkstätten dabei konkret unterstützt._ ___Wo sehen Sie als Lackhersteller die größten Herausforderungen für K&L-Betriebe im neuen Jahr?___ __Jochen Kleemann:__ Wir bewegen uns in äußerst außergewöhnlichen Zeiten, in denen Planbarkeit und Stabilität zunehmend zu Fremdwörtern werden und immer schwerer einschätzbar sind. Die Ursachen dafür sind vielfältig: der Klimawandel, der nachhaltiges Wirtschaften noch mehr in den Fokus rückt, geopolitische Spannungen, die globale Handelsströme beeinflussen, sowie der technologische Fortschritt, insbesondere im Bereich der KI, der repetitive Aufgaben zunehmend automatisiert. Diese Entwicklungen werden nicht nur unsere Branche prägen, sondern auch neue Chancen eröffnen, sei es durch nachhaltige Innovationen, effizientere Prozesse oder die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Dennoch lassen sich die wesentlichen Herausforderungen wie folgt zusammenfassen: 1. Personalengpässe und Fachkräftemangel: Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Herausforderungen – nicht nur in der K&L-Branche, sondern in der gesamten Industrie. Dieser Engpass schränkt die wirtschaftlichen Leistungen vieler Betriebe weiterhin ein. Auch 2025 ist eine vollständige Lösung nicht absehbar. Dennoch können gezielte Qualifizierungsprogramme, Nachwuchsförderung, Maßnahmen zu einer verbesserten Arbeitgeberattraktivität und neue Technologien wie Automatisierung und Digitalisierung helfen, die Auswirkungen abzumildern. 2. Kostendruck und wirtschaftliche Rahmenbedingungen: Der Kostendruck bleibt hoch, insbesondere durch steigende Energiepreise, Materialkosten, insbesondere bei den Ersatzteilen, und die inflationären Unsicherheiten. Gleichzeitig hat sich die Branche in den letzten Jahren als widerstandsfähig erwiesen. Die pandemische Krise wurde erfolgreich gemeistert, und viele Betriebe haben die Zeit genutzt, um gezielt zu investieren – sowohl in neue Technologien als auch in nachhaltigere Prozesse. Diese Weichenstellungen könnten 2025 helfen, die Effizienz zu steigern und den Druck zu reduzieren. 3. Stabilität und Auftragslage: Positiv ist, dass die Mobilität zurückgekehrt ist – ein entscheidender Faktor für die Auslastung der Werkstätten. Dieser Trend wird sich in der Instandsetzung unserer Einschätzung nach 2025 fortsetzen, vorausgesetzt, die politischen Rahmenbedingungen bleiben konstant. Die Nachfrage nach Instandsetzungsdienstleistungen dürfte damit stabil bleiben, da Reparaturen und Lackierarbeiten weiterhin unverzichtbar sind, selbst in einem sich wandelnden Automobilmarkt. Wir bewegen uns demnach weiterhin in außergewöhnlichen Zeiten, in denen Planbarkeit und Stabilität immer schwieriger einzuschätzen sind. Dennoch hat die Instandsetzungsbranche in der Vergangenheit bewiesen, dass sie widerstandsfähig und
zukunftsorientiert ist. Mit dem beibehaltenen klaren Fokus auf mehr Effizienz, nachhaltiges Wirtschaften, gute Planung, Arbeitgeberattraktivität, Qualifizierung und Nachwuchsförderung kombiniert mit gezielten Investitionen wird die Branche auch 2025 erfolgreich bestehen. Langfristig bleibt es entscheidend, wie Politik, Wirtschaft und Industrie gemeinsam den Fachkräftemangel angehen und den Wandel in der Automobilbranche aktiv gestalten. ___Wie beurteilen Sie die derzeitige Marktlage im Unfallreparaturgeschäft vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklungen im Automobil-Sektor?___ __Jochen Kleemann:__ Die derzeitige Marktlage im Unfallreparaturgeschäft erweist sich als robust und sehr stabil, wenngleich sie auch von den allgemeinen Entwicklungen im Automobilsektor geprägt ist. Die sinkenden Zulassungszahlen bei Batterie-Elektrofahrzeugen (BEVs) spiegeln die Unsicherheiten im Markt wider, die derzeit durch Faktoren wie das Auslaufen staatlicher Förderungen, den Kostenaspekt bei Neuanschaffungen, die bestehende Skepsis hinsichtlich Ladeinfrastruktur und Reichweite sowie gegenüber den Wiederverkaufswerten geprägt sind. Die Folge ist, dass viele Verbraucher weiterhin auf bewährte Antriebsarten setzen, was die Reparaturnachfrage für den bestehenden Fahrzeugbestand stabil hält. Werkstätten, die bereits stark in BEV-spezifische Reparaturmethoden investiert haben, könnten kurzfristig auf geringere Auslastung in diesem Bereich stoßen, wenngleich wir der Überzeugung sind, dass mittelfristig der E-Fahrzeugbestand zunehmen und einen repräsentativen Platz im bundesdeutschen Fahrzeugbestand einnehmen wird. Hinzu kommen strukturelle Krisen bei Automobilherstellern, die durch Lieferkettenprobleme, Produktionsverzögerungen und den Wandel hin zu E-Mobilität zusätzlich unter Druck stehen. Dies beeinflusst das Unfallreparaturgeschäft durch Risiken in der Ersatzteilversorgung und steigende Materialkosten, was die Margen belastet. Diese Entwicklungen führen aber auch dazu, dass wir auf einen wachsenden Bestand älterer Fahrzeuge stoßen, welcher zwecks Aufrechterhaltung der Mobilität häufiger instandgesetzt werden muss. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, geprägt von Inflation und steigenden Energiepreisen, werden den Preisdruck auf Werkstätten aufrechterhalten. Dennoch bleibt die Unfallreparaturbranche aufgrund der essenziellen Bedeutung der Mobilität stabil. Der Trend zur längeren Fahrzeugnutzung und die Rückkehr einer höheren Werkstattauslastung nach der pandemiebedingten Flaute sind positive Signale, wenngleich eine zentrale Herausforderung bleibt: der Fachkräftemangel, der die gesamte Branche betrifft und die betriebliche Leistungsfähigkeit einschränkt. Insgesamt liegt der Schlüssel für den Erfolg in der Anpassungsfähigkeit der Branche, sowohl bei der Bewältigung kurzfristiger Belastungen als auch bei der strategischen Ausrichtung auf die langfristigen Entwicklungen im Automobilsektor. ___Wie unterstützt PPG | Nexa Autocolor die K&L-Betriebe in diesem Jahr konkret mit Blick auf die künftigen Herausforderungen?___ __Jochen Kleemann:__ Wir unterstützen die Branche seit Jahren durch unsere konsequente Ausrichtung auf Innovationen. Innovationen sind in unseren Augen einerseits die Motoren des Wandels, andererseits auch die Antworten auf den Wandel sowie die Absicherung der Zukunft. Wir werden 2025 unser Produktportfolio sowohl in der Premium Line als auch in der Sustainability Line ausweiten, indem wir neue, nachhaltige Produktlösungen anbieten und vorantreiben, die noch energieeffizienter (Lufttrocknende Systeme, hybride Anwendungsmöglichkeiten) sind, Materialverbräuche reduzieren und gleichzeitig Durchlaufzeiten bei leichter Anwendung und Verarbeitung ermöglichen. Parallel werden wir unsere Digital-Offensive für die Branche weiter fortsetzen und unser Angebot sowohl in der digitalen Farbtonfindung, im Lagermanagement, in der Auftragssteuerung als auch in der automatisierten Ausmischung verfeinern und ergänzen. Konkret werden wir durch die Einführung unserer Magic-Box und iCloud-Lösung in der Lage sein, alle digitalen Bausteine miteinander zu verknüpfen und gleichzeitig auf Basis der Messung bestimmter Parameter Produktvorschläge und -kombinationen automatisiert anbieten zu können. Dies schafft mehr Sicherheit und vermeidet im Vorfeld potenzielle Fehlerquellen. Die Verknüpfung unserer digitalen Bausteine untereinander ermöglicht es zudem den Betrieben, andere prozessuale Lösungen zu etablieren. Somit werden Werkstattabläufe mit dem Ziel der Produktivitäts- und Effizienzsteigerung weiter optimiert. Einfach ausgedrückt, ist auch das Ziel, Arbeitsschritte zu erleichtern, zu automatisieren und somit Routineaufgaben zu standardisieren, damit Fachkräfte sich mehrheitlich auf anspruchsvollere und produktive Tätigkeiten konzentrieren können, was auch die Arbeitszufriedenheit erhöht. Genau diesen Weg werden wir mit einer höheren Geschwindigkeit auch 2025 fortsetzen. Basis für jegliche Innovation ist, dass wir uns die Zeit nehmen, genau auf die Prozesse und Anwendungen hinzuschauen und den Kunden zuzuhören.
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