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2023-12-20T09:05:36+0000

Von Optimismus bis Skepsis: Wie gehen Betriebe in den Jahreswechsel?

Seit Aufkommen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 scheinen die Herausforderungen für die K&L-Branche stetig zuzunhemen. Und auch 2023 blicken die Werkstätten auf ein turbulentes Jahr zurück. Wo lagen dabei die größten Herausforderungen und mit welchen Erwartungen gehen die K&L-Betriebe in 2024? Die schaden.news-Redaktion hat mit sechs Betriebsinhaberinnen und -inhabern aus ganz Deutschland gesprochen. ## Motiviation der Mitarbeiter bleibt entscheidend Auf ein Jahr voller Höhen und Tiefen blickt Andreas Lau zurück. Der Betriebsinhaber aus Mecklenburg-Vorpommern, der im September spontan [mit dem Motorrad nach Danzig fuhr, um dort die Fahrzeuglackierer bei den Euroskills 2023 anzufeuern](https://schaden.news/de/article/link/43629/euroskills-2023-danzig-rueckblick), ist Mitglied der Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer und seit diesem Jahr auch [neues Vorstandsmitglied des BVdP](https://schaden.news/de/article/link/43430/bvdp-netzwerkstatt-restart). Im Gespräch mit schaden.news kurz vor Jahresende berichtet er zwar von steigenden Umsätzen und einem Hof voller Aufträge in seiner Full-Service-Werkstatt. Aber eben auch von Mitarbeitern, die angesichts dieser Auslastung mit der Arbeit kaum hinterherkommen, weshalb die Vorlaufzeit zunimmt. Ins kommende Jahr schaut der 52-Jährige ebenfalls gemischten Gefühlen. „Trotz guter Zahlen wird durch die Inflation und die Energiepreise der Kostendruck auf uns Betriebsinhaber weiter zunehmen. Zudem ist die große Frage, wie wir die Motivation unserer Mitarbeiter dauerhaft hochhalten können.“ Rückenwind wird es durch die vielen Nachhaltigkeits-Trends aber beim Thema Instandsetzen vor Erneuern geben, ist sich der Unternehmer sicher. „Das wird den Wert, den wir durch unsere Arbeit seit jeher hinsichtlich nachhaltigen Handelns leisten, steigern.“ ## Neue Standbeine für mehr Cashflow Mit welchen Kunden er tatsächlich Geld verdient – diese Frage hat sich Betriebsinhaber Michael Seidel aus dem bayrischen Mainaschaff in diesem Jahr häufiger gestellt als je zuvor. Die Konsequenz für den Unternehmer: „Wir haben uns zu großen Teilen aus der Schadensteuerung zurückgezogen“, berichtet er gegenüber schaden.news. Stattdessen konzentriert sich der K&L-Betrieb vermehrt auf das Privatkundengeschäft in der Region. „Gerade in den vergangenen Monate haben wir einige neue Allianzen auf lokaler Ebene geschlossen. [Unser Family Day Ende September](https://schaden.news/de/article/link/43666/family-day-karosseriebau-seidel-rueckblick) hat natürlich dazu beigetragen, den Bekanntheitsgrad unseres Betriebes und unserer Leistungen noch einmal zu erhöhen.“ Zudem hat sich die Werkstatt hinsichtlich der Fahrzeugfolierung weiterqualifiziert und bietet diese Leistung für hochwertige Sportfahrzeuge nun als weiteres Standbein an. Aufs neue Jahr blickt Michael Seidel kritisch: „Durch die CO2-Steuer wird die Mobilität zurückgehen, Versicherungsprämien steigen und dadurch auch der Kostendruck bei der Reparatur“, lautet seine Einschätzung. Dennoch versuchen sein Team und er weiter optimistisch zu bleiben. ## Weniger Schadensteuerung, mehr Industrielackierung Auch im Karosserie- und Lackierzentrum Grundt in Buchholz bei Hamburg wird aktuell die Planung für das kommende Jahr überdacht. „Wir haben uns über das Jahr gesehen durchschnittlich bei zwei bis drei Versicherern im Monat sperren lassen, weil wir die hohe Auftragslage durch fehlendes Personal und eine hohe Krankenquote nicht abdecken konnten“, berichtet Geschäftsführerin Isabelle Grundt. [Noch im April war die junge Unternehmerin zu Gast beim Schadentalk im Web-TV, sprach über ihre Strategien gegen den Fachkräftemangel und die Bemühungen des Betriebes in der Nachwuchsausbildung.](https://schaden.news/de/article/link/43416/web-tv-sendungsrueckblick-frauen-im-handwerk) Trotz aller Bemühungen bleibt der Personalmangel auch 2024
die größte Herausforderung. „Ich bin eigentlich ein optimistischer Mensch, aber momentan habe ich das Gefühl, dass sich an der aktuellen Situation nichts ändern wird. Deshalb werden wir unsere Auftraggeber in der Schadensteuerung im nächsten Jahr ganz genau auf den Prüfstand stellen und uns vermutlich auch von einigen trennen“, erklärt sie ihre Überlegungen. Zudem will der Familienbetrieb mittelfristig den Bereich der Industrielackierung stärker ausbauen, da dieser im direkten Vergleich mit der Karosserie- und Lackinstandsetzung lukrativer sei. ## Fehlende Mitarbeiter und hohe Energiekosten bleiben auch 2024 die größte Herausforderung Optimismus fällt auch Dominik Zolleis aktuell schwer. Der Betriebsleiter des Karosserie- und Lackzentrums Forchheim ist [mit seinem modernen Neubau zwar bestens für alle Reparaturfälle gerüstet](https://schaden.news/de/article/link/43471/betriebsportraet_zolleis_wolf), jedoch fehlt es – wie nahezu überall – an Personal. Acht Wochen Vorlauf hat der bayerische Betrieb aktuell, lässt sich aufgrund der hohen Auftragslage immer wieder auch bei Versicherern sperren. „Ich fürchte, dass wird sich auch 2024 nicht ändern. Fachkräfte sind das eine Problem, engagierter Nachwuchs das andere. Unseren neuen Azubi mussten wir nach einigen Wochen entlassen, weil er sich schlicht nicht an die Arbeitszeiten gehalten hat“, berichtet Dominik Zolleis. Zusätzlich belasten die nach wie vor hohen Energiepreise den Betriebsleiter: „Wir fühlen uns hier etwas im Stich gelassen von der Regierung. Während die Strompreise für Industriekonzerne gedeckelt werden, bleibt der Mittelstand auf der Strecke.“ Diese Herausforderungen werden sich aus seiner Sicht auch im nächsten Jahr nicht ändern, dennoch betont er abschließend: „Immerhin haben wir mehr als genug Arbeit, darüber können wir uns absolut nicht beschweren.“ ## Gerade jetzt den Wettbewerb im Blick behalten Die andauernd hohe Auslastung verbunden mit dem Fachkräftenotstand macht auch der KLS GmbH im sächsischen Plauen zu schaffen. „Wir mussten uns dieses Jahr bei einigen Versicherern kurzzeitig sperren lassen, da wir zeitweise an der Grenze unserer Kapazitäten angelangt waren“, erklärt Sebastian Rupprecht, Junior-Chef des vogtländischen K&L-Betriebes. Neben der Karosserie- und Lackierwerkstatt betreibt das Unternehmen auch einen eigenen Abschleppdienst und bietet Servicearbeiten an. Dabei setzt die KLS GmbH auf [modernste Diagnosetechnik für sämtliche Fahrzeugtypen](https://schaden.news/de/article/link/43663/kls-plauen-erfahrungsbericht-mega-macs-x). Bei der Terminvergabe für die Unfallreparatur arbeite man aktuell mit einer Vorlaufzeit von neun Wochen. Trotz voller Auftragsbücher beobachte man auch im neuen Jahr den sich verändernden Markt genau. „Neue Player versuchen in der Region Fuß zu fassen, um ins Schadensteuerungs-Geschäft einzusteigen. Hier können wir zwar mit jahrzehntelanger Erfahrung punkten, allerdings bedroht eine solche Entwicklung auch immer den eigenen Mitarbeiterstamm durch gezielte Abwerbemanöver“, betont der Jungunternehmer. ## Status Quo halten Trotz aller Probleme und Krisen der aktuellen Zeit, schaut Marlyn Kropp zufrieden auf das zurückliegende Jahr. Der Geschäftsführer der Linhart Kfz-Elektronik GmbH aus Frankfurt spricht im Rückblick von einem erfolgreichen Jahr mit einer besonders hohen Auslastung. „Wir konnten neue Kundschaft generieren und unsere Umsätze weiter steigern. Zudem sind wir besonders stolz auf unser gesamtes Team, ohne das wir nicht so erfolgreich im Markt unterwegs gewesen wären“, so der 27-Jährige. Um den steigenden Energiepreisen entgegenzuwirken und Werkstattprozesse noch effizienter zu gestalten,[ rüstete er die Vorbereitungsplätze seiner Lackiererei in diesem Jahr mit moderner Trockentechnik aus](https://schaden.news/de/article/link/43698/liftwerk_umruestung_linhart_ffm). Das erklärte Ziel für 2024 sei, dieses hohe Level zu halten, sowie Mitarbeiter und dazugewonnene Kunden langfristig ans Unternehmen zu binden, betont Marlyn Kropp. Darin läge seiner Meinung nach die größte Herausforderung der kommenden Jahre.
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