2023-03-22T13:40:09+0000

„Corona hat mich zum Handwerk gebracht“

Spachteln, Abkleben, Farbe mischen und Lackieren – das und noch viel mehr beinhaltetet der Beruf des Fahrzeuglackierers, den die 22-Jährige Lisa-Marie Heinsmann gerade im zweiten Ausbildungsjahr erlernt. Vor 3 Jahren sah das allerdings noch ganz anders aus. Das Abitur in der Tasche, ein sicherer Studienplatz in Dresden und eine WG war auch gefunden. Es sollte eigentlich alles auf Lehrerin in der Oberstufe hinauslaufen. „Geografie und WTH mochte ich auch in der Schule immer gern, darauf hatte ich Lust“, erzählt die junge Frau aus der Nähe von Plauen im Vogtland. Doch dann kam Corona und die gewohnte Art zu Studieren veränderte sich komplett. Lisa-Marie verlor nach und nach die Motivation und fand sich zudem in einer Zeit wieder, in der das erste eigene Auto und der Freundeskreis wichtiger erschienen als Online-Vorlesungen, Homeschooling und Unterrichtsausfall. ## Kreativität und Autos führten zu „Plan B“ Lisa-Marie erinnert sich: „Ich musste mir ernsthaft Gedanken machen, wie es weiter geht. Gemeinsam mit meiner Familie überlegte ich, wie sich das Interesse an Farben und meine Kreativität, die ich schon immer irgendwie zum Ausdruck bringen wollte, in einer neuen Ausbildung vereinbaren ließen.“ Immer unterstützt von ihren Eltern informierte sie sich welche Optionen es gibt und landete schließlich beim Beruf des Fahrzeuglackierers, für den sie sich schnell begeistern konnte. Es folgten zunächst zwei Praktika in Betrieben der Region, die die Lust auf das Berufsbild noch verstärkten. Am Ende fiel die Entscheidung auf eine Autohausgruppe mit angeschlossener Lackiererei in Plauen. „Das Team der ACB Dornig GmbH nahm mich vom ersten Tag an gut auf und ich wurde als Frau von den Kollegen ohne Probleme akzeptiert“, beschreibt die 22-Jährige ihren Berufseinstieg. ## Motivation durch Ausbilder stärkte Selbstvertrauen Natürlich gab es zu Beginn Aufgaben die mal weniger Spaß machten als andere, allerdings hat Lisa-Marie noch nie den Schritt in den Handwerksberuf bereut, erklärt sie, ohne zu zögern. „Auf einen etwas tristen Auftrag folgt meistens wieder etwas Interessantes, was mich herausfordert“, so die junge Vogtländerin. Unterstützung erfährt sie dabei immer von Kollegen und ganz besonders von ihrem Ausbilder: „Er fördert und fordert mich bei allen Aufgaben, die ich erledige und gibt sein langjähriges Wissen gern an mich weiter“. Mittlerweile arbeitet die Auszubildende im zweiten Lehrjahr vereinzelte Kundenaufträge selbstständig von A bis Z ab und gewinnt somit immer mehr Selbstvertrauen und Routine in ihrem Handeln. Das reparierte Fahrzeug als Ergebnis ihrer Arbeit begeistert sie jedes Mal und bestärkt Lisa-Marie in ihrer Entscheidung, einen Handwerksberuf zu erlernen. Am Anfang hätte es schon Zweifler im Freundeskreis der 22-Jährigen gegeben, aber sie hat bewiesen, dass es auch für eine Frau möglich ist, sich in diesem Handwerk zu Behaupten. ## „Ein Berufsbild im Wandel, aber es bleibt Handwerk“ Bei der Frage, wo Lisa-Marie sich und den Beruf des Fahrzeuglackierers in zehn Jahren sieht, überlegt sie kurz. „Natürlich wird der Beruf immer moderner und digitaler und setzt auch zunehmend Wissen im Karosseriebau voraus. Allerdings glaube ich nicht, dass in der Reparatur ein Roboter meinen Job erledigen kann. Alles ist gerade im Wandel, aber es bleibt schließlich Handwerk“. Ihr persönliches Ziel sei erstmal, ihre Ausbildung mit einem guten Ergebnis abzuschließen und so viel Praxiserfahrung wie möglich zu sammeln, die es braucht, um optimal für die Arbeitswelt vorbereitet zu sein. In ihrer Freizeit macht sie selbst Musik, zeichnet gern und ist, wie alle jungen Menschen, viel im Internet unterwegs. „Die Reichweite der Sozialen Medien bringe den Job definitiv nach vorn“, merkt Lisa-Marie an. Sie folgt Influencern aus Deutschland oder Norwegen und schaut sich dort Tricks und Kniffe ab. Auch die Außenwahrnehmung des Berufes verbessere sich dadurch, meint sie. ## Tipp: Beharrlichkeit zahlt sich aus Abschließend möchte die selbstbewusste junge Frau anderen Auszubildenden im Handwerk noch etwas auf den Weg geben: „Ihr dürft nie aufhören zu fragen! Auch wenn euch die Ausbildungsbetriebe anfangs vielleicht nicht so viel zutrauen, bleibt hartnäckig und probiert Euch aus. Und wenn Ihr merkt, dass Ihr irgendwo nicht weiterkommt, haltet durch und versucht einen anderen, neuen Weg!“