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2023-01-25T09:41:50+0000

Als Fahrzeuglackiererin einmal um die halbe Welt

„Im Handwerk kommt man wirklich weiter. Das ist eine Erkenntnis, die ich bereits als junges Mädchen gesammelt habe“, erinnert sich Annika Habicht. Wer mit der 35-Jährigen spricht, merkt schnell: Sie ist Handwerkerin durch und durch. Der Sinn für die praktische Arbeit und die Freude an automobilen Schätzen wurde ihr dabei wahrscheinlich schon in die Wiege gelegt. „Mein Vater war gelernter Kfz-Mechaniker bei der britischen Armee. Ihm durfte ich schon als kleines Kind zusehen, wie er in der Werkstatt Autos repariert hat. Von da an fand ich es toll, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen und alte Dinge wieder aufzuhübschen.“ ## Berufswunsch stand schnell fest So fiel ihr die Entscheidung auch nicht sonderlich schwer, als es in der Schule an die Berufswahl ging. Etwas mit Farben und Autos sollte es sein – Fahrzeuglackiererin! Schnell merkte sie, dass es ihr nicht nur Freude bereitete, die eigenen Fähigkeiten zu erlernen und zu verbessern, sondern auch ihre Mitschüler zu begeistern. „Ich war immer die, die andere mitgezogen hat. Mir macht es Spaß, meine Mitmenschen zu motivieren. Deshalb habe ich mich auch schnell mit dem Berufswunsch Trainer identifizieren können“, resümiert sie. Heute arbeitet Annika Habicht als Senior Application Engineer beim Ausrüster 3M. Bis es jedoch soweit war, vergingen jedoch noch einige Jahre. ## Erst Meisterausbildung, dann Betriebswirt Während ihrer Meisterschule, die sie an der Abendschule absolvierte, arbeitete sie zunächst in einem Betrieb in Düsseldorf, später als Werkstattleiterin in Viersen. „So konnte ich mir die wichtigen Tricks und Kniffe der Kalkulation aneignen, Bestellungen durchführen, Rechnungen schreiben, Kunden betreuen und Mitarbeiter einplanen.“ Im Anschluss folgte die Ausbildung zum Betriebswirt im Handwerk in Vollzeit. „Denn eigentlich hatte ich tatsächlich im Sinn, mich selbstständig zu machen“, begründet Annika Habicht diesen Schritt. Letztendlich ging sie dann aber einen anderen Weg. Und zwar einen, der sie einmal um die halbe Welt führte, ins 16.000 Kilometer entfernte Australien führte. ## Lackieren in Australien Denn schließlich stand für das Ziel zum Trainer auch der Punkt „Englischkenntnisse vertiefen“ auf dem Plan. So arbeitete sie in Matraville, einem Vorort von Sydney, und später dann in Sydney selbst als Fahrzeuglackiererin in einem Betrieb. „Das war eine harte Schule, aber auch eine tolle und besondere Erfahrung, die Arbeitsweisen und Einflüsse miterlebt zu haben. Am Ende wollte mich der Inhaber dort übernehmen. Dann hätte ich aber fünf Jahre in Australien bleiben müssen – das war mir dann doch etwas lang.“ ## Forschung und Entwicklung Also ging sie nach acht Monaten zurück nach Deutschland und startete in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines großen Lacklieferanten – ebenfalls eine spannende Aufgabe: „Wir entwickelten dort von der Pike auf neue Untergrundmaterialien oder nahmen Änderungen vor, um immer den neusten Standards zu entsprechen.“ Doch der Kontakt mit Werkstätten oder Kunden fehlte ihr zunehmend. So wechselte sie nach rund sechs Jahren zur 3M Deutschland GmbH. Dort gibt sie in ihrem Job Trainings für die Lack- und Karosseriereparatur. Ihr Traum hatte sich erfüllt. Sowohl im Technischen Anwendungszentrum (TAZ) des Ausrüsters, als auch in K&L-Betrieben zeigt sie Lackierern, Technikern von Lackherstellern sowie Händlern, was im Reparaturprozess zu beachten ist. „Dadurch ist es sehr vielseitig und ich kann, wie damals von mir erhofft, Erfahrungen teilen und zeigen, was man mit den richtigen Produkten alles erreichen kann. Ich liebe diesen Wow-Effekt!“ ## „Es lohnt sich – man kann so viel erreichen“ Diese Motivationsbereitschaft zieht sich offensichtlich durch das gesamte Leben der Fahrzeuglackiererin, die inzwischen auch Mutter einer zweijährigen Tochter ist. „Ganz oder gar nicht“, ist schon immer ihr Prinzip. Sie weiß aber auch: Insbesondere junge Frauen brauchen in diesem Job ein dickes Fell. „Der Ton ist rau und das ist sicherlich ein Grund, warum so viele junge Frauen die Motivation verlieren, die Ausbildung als Fahrzeuglackiererin abbrechen oder lieber ans Fließband in die Industrie gehen. Es stimmt schon: Man muss für diesen Job brennen. Aber wenn man es durchzieht, dann lohnt es sich. Man kann so viel erreichen.“
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