Nachhaltigkeit: „Wir stehen erst am Anfang einer starken Entwicklung“

Neben dem Mobilitätswandel gehört die Nachhaltigkeit zu einem der veränderungsstärksten Themen im Schadenmarkt. Nach Einschätzung von Marco Weitner wird nachhaltiges wirtschaften auch in der Unfallreparaturbranche künftig einen noch höheren Stellenwert einnehmen als bisher. Der Geschäftsführer des Schadendienstleisters ri werkstattservice erklärt im Redaktionsgespräch: „Kfz-Versicherer fragen bei uns schon heute nach Instandsetzungsquoten, nachhaltigen Lieferstrukturen und der Möglichkeit klimaneutraler Unfallschadenreparaturen. Wir stehen zwar noch am Anfang einer Entwicklung, dieser Trend wird sich aber in den nächsten Jahren deutlich verstärken und ist unumkehrbar.“ ## Instandsetzung von beschädigten Ersatzteilen statt Retouren Das Unternehmen mit Sitz in Holzgerlingen gehört zum Schadensteuerer riparo und bietet den rund 1.300 Partnerwerkstätten, aber auch anderen interessierten K+L-Betrieben, Ersatzteilservice, Leasingfahrzeuge und Werkstattausrüstung an. In der Branche ist der frühere Innovation Group Manager Marco Weitner stark vernetzt. Der Geschäftsführer und sein Team setzen ihre Nachhaltigkeitsstrategie bei ri werkstattservice Schritt für Schritt um. Beispiel beschädigte Ersatzteile: „Bevor wir über Retouren von beschädigten und reparierbaren Ersatzteilen sprechen, versuchen wir den Lieferanten davon zu überzeugen, dass die Werkstatt das Teil instand setzen kann.“ So würden Lieferwege, Logistikkosten und Materialverbrauch deutlich reduziert. „Wird die Beseitigung von Dellen oder Kratzern durch die beauftragte Werkstatt vom Lieferanten freigegeben, erhöhen wir den Kostenzuschuss noch einmal um den gleichen Betrag, damit die Instandsetzung von Motorhauben, Seitenteilen oder Kotflügeln auch wirtschaftlich ist“, betont Marco Weitner und ergänzt: „Wir müssen viel stärker darauf achten, alle Möglichkeiten zu nutzen, um den Ressourcenverbrauch runterzufahren.“ ## Könnten gebrauchte Ersatzteile auch Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie sein? Ein anderes Thema beschäftigt die Baden-Württemberger ebenfalls: Der Verwendung von gebrauchten Ersatzteilen steht Marco Weitner grundsätzlich offen gegenüber. Allerdings fehlen dafür bisher die Strukturen für Bestellung und Logistik, meint er: „Im europäischen Ausland ist das Angebot längst vorhanden, auch in den Kalkulationssystemen werden neben OE-Teilen auch gebrauchte Ersatzteile angezeigt.“ In Deutschland hingegen sei man derzeit noch weit von effizienten und verlässlich funktionierenden Strukturen entfernt. ## 1.666 Tonnen CO2 im Jahr 2022 kompensiert Dort wo die Nachhaltigkeitsstrategie kaum umsetzbar ist, versucht ri werkstattservice anders gegenzusteuern. „Sicherlich ist gerade die Logistik mit seinen überwiegenden Verbrenner-Fahrzeugen nicht die klimafreundlichste Form des Teile-Transports“, ist sich Marco Weitner bewusst. „Daher kooperieren wir mit PrimaKlima e.V., um hier den C02 Ausstoß auszugleichen.“ Nach Angaben aus Holzgerlingen wurde für jede Bestellung bei ri werkstattservice im Jahr 2022 ein Euro an die Initiative [PrimaKlima e.V.](https://www.primaklima.org/) gespendet. „Durch diese Aktion konnten wir im vergangenen Jahr 1.666 Tonnen CO2 kompensieren.“ In diesem Jahr wird die Initiative weiter fortgeführt, aber anders: „Für jeden Neukunden, für jede Erstbestellung und generelle für jede zehnte Bestellung wird ein Baum gepflanzt“, erklärt der Geschäftsführer „So entsteht nach und nach der Unternehmenswald von riparo.“ Marco Weitner ist davon überzeugt, dass diesen ersten Schritten der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie weitere folgen werden. Denn alle Versicherungskonzerne seien in Zukunft noch viel stärker gezwungen ihre Nachhaltigkeitsziele einzuhalten und das werde das Schadenmanagement, Lieferstrukturen und die gesamte Unfallreparaturbranche verändern.

Wirtschaftliche Lage gut, doch Rendite bei Hälfte der Betriebe nicht zufriedenstellend

Wie sind Deutschlands K&L-Betriebe wirtschaftlich aufgestellt? Das wollte schaden.news in einer Konjunkturumfrage wissen. Es zeigt sich: Grundsätzlich sind die Werkstätten optimistisch. Doch Kostendruck, Fachkräftemangel und die Arbeit unter Volllast trüben das Bild.

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