2022-09-12T11:50:59+0000

E-Optimum stellt Gaslieferung für K&L-Betriebe ein

In der vergangenen Woche kamen die ersten Hinweise, nun hat der Energieversorger E-Optimum die ersten Kündigungen an seine Kunden verschickt. „Die Abmeldung der oben genannten Entnahmestelle haben wir aufgrund der Ausübung unseres außerordentlichen Kündigungsrechtes in die Wege geleitet“, heißt es in einem Schreiben, [das dem Portal für Energieeinkauf EFI-NET](https://efi-net.de/) vorliegt und der Redaktion von schaden.news zur Verfügung gestellt wurde. ## Die kurzfristigen Kündigungen haben dramatische Folgen Nach Recherchen von schaden.news wurde auch die Vertriebsmannschaft von E-Optimum von dem drastischen Schritt kalt erwischt. Intern ist die Rede davon, dass alle Gasverträge aufgrund der Marktturbulenzen gekündigt würden. Man sei selbst erst vor einigen Tagen darüber informiert worden, heißt es aus der Vertriebsmannschaft des Energieversorgers. Eine offizielle Stellungnahme von E-Optimum gibt es trotz Anfrage von schaden.news bisher nicht. [Doch auch das Handelsblatt hat über die „Kündigungswelle“ (9.9.2022) berichtet, von der 8.000 klein- und mittelständische Unternehmen betroffen seien.](https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energiekrise-kuendigungswelle-bei-e-optimum-versorger-plant-ausstieg-aus-dem-gasgeschaeft/28666550.html) Die Folgen der kurzfristigen Kündigung sind für die Firmenkunden, unter denen sich auch viel Karosserie- und Lackierwerkstätten befinden, gravierend. „Gerade energieintensive Betriebe werden es schwer haben lang- oder mittelfristige Lieferverträge für die Gasversorgung abzuschließen und sind daher gezwungen in die sehr teure Ersatz-/Grundversorgung ihres kommunalen Energieversorgers zu gehen“, erklärt Andreas Drum Geschäftsführer von EFI-NET im Gespräch mit der Redaktion. „Die Arbeitspreise in der Grund- und Ersatzversorgung sind regional sehr unterschiedlich allerdings überall extrem teuer“, erklärt der Experte. Die Arbeitspreise bewegen sich nach Angaben aus K&L-Betrieben gegenüber schaden.news zwischen 31 Cent pro Kilowattstunde und bis zu einem Euro pro Kilowattstunde. ## Zentralverband bestätigt Kündigungen und bietet alternative Energieversorgung mit Flüssiggas Auf Nachfrage bestätigte auch der Zentralverband für Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF), dass erste Mitgliedsbetriebe von den Kündigungen betroffen seien. „Einen genauen Überblick über das Ausmaß gibt es noch nicht, sicher ist aber, dass E-Optimum einer der vorherrschenden Energieversorger für Unfallreparaturfachbetriebe ist und damit weite Teile der Branche betroffen sein könnten“, erklärt ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm. „Die Lage für die gekündigten Betriebe ist dramatisch und wird zum unkalkulierbaren Risiko, weil ihnen zunächst nur der Weg in die kostspielige Grundversorgung bleibt.“ Der Berufsverband arbeitet derzeit deshalb schon an Alternativen. „Wir haben eine Kooperation mit Primagas abgeschlossen, um unseren Mitgliedsbetriebe mehr Versorgungssicherheit zu bieten.“ Dabei handelt es sich allerdings um die Belieferung von Flüssiggas. Karosserie- und Lackierwerkstätten müssten dafür auf Tankbetrieb umrüsten. Der Zentralverband nannte gegenüber schaden.news erste Kostenabschätzungen. So würde der Arbeitspreis bei 11,15 ct/kWh liegen – deutlich günstiger als die Gas-Preise in der Grundversorgung. ## Wie entwickelt sich der Energiemarkt weiter? Mit einer Beruhigung der Lage rechnet Energieexperte Andreas Drum derzeit nicht. „Vieles hängt von der Entwicklung ganz unterschiedlicher Faktoren ab.“ So könne sich die Lage am Energiemarkt etwas entspannen und der Gaspreis sinken, wenn die Gasspeicher gefüllt seien. Bleibe es jedoch bei der unsicheren Versorgung mit russischem Gas und sinken die Pegelstände der Gasspeicher im Winter, steigen die Gaspreise wieder und es könnten sogar Abschaltungen drohen. Es komme nach Meinung von EFI-NET auch darauf an wie schnell die von der Bundesregierung geplanten LNG-Terminals einsatzbereit seien. Zudem stieg der Strompreis von einem Rekordhoch zum Nächsten. „In Frankreich sind momentan weniger als 50 Prozent der AKW am Netz“, erklärt der Andreas Drum. Wie man es drehen und wenden will, die Energieversorgung steht derzeit offenbar auf tönernen Füßen.
Lesens Wert

Mehr zum Thema