2025-06-25T09:45:17+0000

Sustainable Repair Network: „Nachhaltigkeit ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit, das Interesse ist groß“

Der europäische Green Deal und die damit verbundenen regulatorischen Anforderungen wie die neue Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) entfalten zunehmend auch Wirkung im Werkstattalltag. „Die CSRD-Berichterstattungspflicht hat mittelbar auch Einfluss auf die K&L-Betriebe. Denn Auftraggeber wie Kfz-Versicherer, OEMs, aber auch Banken, beispielsweise im Rahmen einer Kreditvergabe, fordern auch von Werkstätten zunehmend Nachweise zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen“, weiß Marcus Schock, Key Account Manager bei AkzoNobel. Damit wird Nachhaltigkeit nicht nur zur Frage ökologischer Verantwortung, sondern mittel- bis langfristig auch zu einem harten Wettbewerbsfaktor für K&L-Betriebe – und zu einem betriebswirtschaftlichen Hebel, der über Auftragsvergabe und Finanzierung mitentscheiden kann. Genau an dieser Stelle soll das Sustainable Repair Network von AkzoNobel ansetzen: Es bietet Werkstätten eine praxisnahe, datenbasierte und standardisierte Methode, ihre Emissionen zu analysieren, Einsparpotenziale zu erkennen und gezielt Verbesserungen umzusetzen. „Die Gründe für den Beitritt zum Netzwerk liegen auf der Hand: Die Reduktion der Energiekosten und -verbräuche sorgt letztlich für Einsparungen und somit für mehr Ertrag“, so Marcus Schock. ## Die Basis: Dreistufiger Ansatz Ziel des Sustainable Repair Network ist es laut Initiator AkzoNobel, die Werkstatt als Ganzes – von der Gebäudeinfrastruktur bis zum Produkteinsatz – unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu betrachten. Dafür setzt der Lackhersteller auf einen klar strukturierten Ansatz, der auf drei Schritten basiert: „Messen“, „Überwachen“ und „Verbessern“. „Im ersten Schritt – Carbon Pulse – werden sämtliche Energieflüsse eines Betriebes erfasst. Dafür werden die Daten in einem cloudbasierten System eingetragen. Eine spezielle Software wertet diese Daten aus und berechnet Kennzahlen wie den Energieverbrauch pro Reparaturauftrag oder pro verrechneter Stunde“, erklärt Marcus Schock. So entstehe ein detailliertes Bild davon, wo der Betrieb aktuell steht. Anschließend folgt die zweite Analyseebene, Energy Pulse, die sich auf die bauliche und technische Infrastruktur des Betriebs konzentriert. Hier beantwortet der Werkstattinhaber rund 50 Fragen – etwa zur Beleuchtung, zu Einstellungsparametern der Spritzkabinen, zur Druckluftanlage, zur Gebäudeisolierung oder zu verwendeten Produkten. Auf Basis dieser Informationen wird ein Scoring erstellt, das maximal 100 Punkte umfasst. „Der aktuelle europäische Durchschnitt liegt bei 56 Punkten – was zeigt, dass selbst etablierte Betriebe noch über erhebliche Optimierungsmöglichkeiten verfügen“, betont der AkzoNobel-Manager. Im letzten Schritt – dem sogenannten 4R-Pulse – sollen die Betriebe schließlich befähigt
werden, langfristig eine ressourcenschonende Herangehensweise zu etablieren. Beispielsweise durch Recycling- und Abfallmanagement, aber auch die Reparaturmethode „I statt E“ spielt hier eine wichtige Rolle. ## Kleine Stellschrauben, große Wirkung Gerade bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen profitieren Betriebe davon, dass das Netzwerk sehr praxisnah angelegt ist. Denn häufig sind es kleine technische oder prozessuale Änderungen, die bereits spürbare Effekte erzielen können. Torsten Schmiegel, Umwelt- und Projektberater bei AkzoNobel, bringt es auf den Punkt: „Der Charme bei dieser Bestandsaufnahme ist, dass man bereits kleine Stellschrauben identifizieren kann, um Energieverbräuche zu senken – zum Beispiel durch die Druckluftregulierung oder die Reduzierung des Kompressordrucks.“ Dabei helfen auch digitale Tools, die AkzoNobel speziell für diesen Zweck entwickelt hat. Armin Dürr, Technical Service Manager Vehicle Refinish, nennt ein konkretes Beispiel: „Durch unsere Online-Tools, wie das Energiespartool, können wir dezidiert analysieren, wo Einsparpotenziale vorhanden sind und diese in Zahlen sichtbar machen. Zum Beispiel kann über das Tool direkt errechnet werden, wie viel CO₂ und Energie sich einsparen lässt, wenn man die Spritztemperatur um ein Grad reduziert oder was passiert, wenn der Paint PerformAir bei der Lackierung eingesetzt wird.“ Der datengetriebene Ansatz sei dabei nicht nur der Schlüssel zur Effizienzsteigerung, sondern auch ein wertvolles Instrument gegenüber den K&L-Betrieben. Denn jede Maßnahme kann im Vorfeld bewertet und im Anschluss messbar gemacht werden. Heißt konkret: Die Unternehmer sehen schwarz auf weiß sowie anhand konkreter Zahlen, was die Maßnahmen im Einzelnen bringen. „Und nicht zuletzt dienen diese Berichte und Dokumentationen als Nachweis für das nachhaltige Engagement des Betriebes gegenüber den Auftraggebern“, erklärt Torsten Schmiegel. ## Start in Deutschland: „Das Interesse ist groß“ Aktuell befindet sich das Sustainable Repair Network in Deutschland in der Pilotphase. Zwölf Betriebe nehmen bereits teil, zahlreiche weitere haben bereits Interesse bekundet. „Das Interesse an dem Netzwerk ist groß und zeigt, dass die Betriebe verstanden haben, dass Nachhaltigkeit heute schon und künftig noch viel mehr eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist“, berichtet Stefan Oesterling, Leiter des AkzoNobel-Partnernetzwerkes Acoat Selected. Für interessierte Betriebe hat das AkzoNobel-Team im Juni eine Online-Beratung veranstaltet. Einer von ihnen war der junge Betriebsinhaber Benjamin Streng, der gemeinsam mit seinem Bruder den gleichnamigen Familienbetrieb im mittelfränkischen Baiersdorf führt. „Unser Ziel ist es, unsere CO2-Bilanz zu ermitteln, um künftig auch gegenüber auftraggebenden Versicherern auskunftsfähig zu sein“, erklärt Benjamin Streng gegenüber schaden.news. In einem ersten Gespräch hat der Betriebsinhaber gemeinsam mit den AkzoNobel-Beratern seine aktuellen Verbräuche analysiert. Große Umbau- und Optimierungsmaßnahmen sind im aktuellen Betrieb jedoch nicht geplant,
denn, so Benjamin Streng: „Wir wollen im nächsten Jahr neu bauen. Bei der Planung haben wir, natürlich auch mit Unterstützung von AkzoNobel, einen großen Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt. Dann sollen auch all die Punkte und Optimierungsmaßnahmen zum Tragen kommen, die wir aktuell nicht umsetzen können.“ ## Energiemanagement steht im Fokus der Betriebe Ähnlich wie Benjamin Streng wollen sich auch andere Betriebe künftig nachhaltiger aufstellen – das wurde in den Online-Beratungsterminen deutlich. „Die Online-Calls waren ein voller Erfolg! In den interaktiven Sitzungen wurden die zentralen Aspekte des nachhaltigen Reparaturnetzwerks vorgestellt und diskutiert. Das Interesse der Teilnehmenden war groß. Viele nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen, eigene Erfahrungen zu teilen und sich aktiv in den Austausch einzubringen. Die positive Resonanz zeigt deutlich, dass das Thema Energiemanagement und damit Nachhaltigkeit im Reparaturhandwerk auf wachsendes Interesse stößt“, resümiert Marcus Schock. Nach dem digitalen Auftakt geht es nun in die betriebsindividuelle Analyse und Beratung. Insgesamt fünf Berater kümmern sich deutschlandweit um die Partnerbetriebe des Sustainable Repair Networks. Dieses soll jedoch keinesfalls nur ein Beratungs- und Zertifizierungsinstrument sein, sondern auch eine Plattform für den gemeinsamen Austausch und zur gegenseitigen Motivation, wie Armin Dürr betont. Stefan Oesterling erklärt abschließend: „Das Netzwerk ist übrigens offen für alle Betriebe und keinesfalls nur auf Nutzer der AkzoNobel-Lackmarken beschränkt.“