2021-12-08T13:00:39+0000

Sachverständige bilden sich bei Lackhersteller BASF fort

Lackaufbau, Schichtdickenverteilung, Qualität der Substrate – Fahrzeuglackierungen sind heutzutage sehr viel komplexer, als noch vor zehn Jahren. Das hat auch Einfluss auf die Beurteilung aktueller Lackzustände oder eventueller Schadstellen. Diese erfordern entsprechendes Fachwissen von Sachverständigen. Die Kontinuierliche Fortbildung ist für die berufliche Qualifikation und die damit verbundene Tätigkeit als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Fahrzeuglackierung deshalb essentiell – schließlich unterstützt er oder gibt mit seiner fachlichen Expertise gar den Ausschlag, wie das Gerichte sein Urteil fällt. Das diesjährige Seminar des Arbeitskreises der öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Fahrzeuglackierung im Maler- und Lackiererhandwerk fand am 29. und 30. November bei der BASF Coatings in Münster statt. Organisiert wurde die Fortbildungsveranstaltung durch die Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer (BFL) im Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz, wo der Arbeitskreis angesiedelt ist. ## Von Lackschichtdickenmessung bis Makrofotografie Im Fokus der zweitägigen Veranstaltung der insgesamt 25 ö.b.u.v. Sachverständigen standen unter anderem Fragen rund um unterschiedliche Methoden zur Lackanalytik, Untersuchungsmethoden, zum Beispiel durch Makrofotografie 2.0, der Einfluss des Lackes auf Fahrerassistenzsysteme, die Lackschichtdickenmessung auf unterschiedlichen Substraten sowie Korrossionsschäden in der Fahrzeuglackierung und die Lackierung von Oldtimern. „Aufgrund der Komplexität des Themas Lack, Lackierung, Farbton und Lackieraufwand wird der Austausch mit Sachverständigen – im Besonderen ohne lacktechnischen Hintergrund – immer wichtiger“, erklärt Astrid Lüring, Customer and Sales Support bei BASF. Der Lackhersteller steht im regelmäßigen Austausch mit Branchenverbänden und unterstützt diese bei der Know-how-Vermittlung. ## Hilfs- und Messgeräte im Einsatz Unter anderem stellte der Kfz-Sachverständige Peter König unterschiedliche Verfahren zur Lackschichtenmessung auf verschiedensten Substraten vor und präsentierte darüber hinaus Profi-Messgeräte und die Ultraschallmessung auf nichtmetallischen Untergründen in der Praxis. Wie die Teilnehmer ihre Gutachtenbilder verbessern, verwalten und durch Bildmanager auslesen lassen, zeigte der Profifotograf Jens Kestler in seinem Vortrag zur Makrofotografie. Die vorgeführten Hilfsmittel, Messgeräte und Anwendungstools konnten die 25 Teilnehmer im Anschluss der Vorträge testen und sich über ergänzende Ausrüstung zu informieren. ## Lackierungen von historischen Fahrzeugen und Effektpigmente Auf dem Programm standen zudem Sonderlackierungen, wie Oldtimer-Beschichtungen und Effektpigmente. Während der promovierte Chemiker Dr. Frank Maile, Schlenk Metallic Pigments GmbH, die neuesten Trends und Herausforderungen bei Effektpigmenten vorstellte, sprach Jürgen Book, Experte für Classic Cars bei Glasurit und Manager des Partnernetzwerkes
ColorMotion, über die richtige Beurteilung und Herangehensweise an Lackierungen bei historischen Fahrzeugen aus Sicht des Sachverständigen. ## Ursache für optische Fehlstellen einwandfrei klären Wie wichtig eine ganzheitliche Betrachtung bei der Untersuchung von Störungen oder Schadstellen im Lack ist, zeigte Astrid Lüring von BASF auf: „Zum Teil werden Störungen optisch in der Oberfläche gut erkannt, aber die Ursache nicht. Auch die Qualität des Substrates, der Altlackierung sowie der Neulackierung können Einfluss auf den Gesamteindruck der Lackierung bzw. auf eine Störung nehmen.“ Um dies zu verdeutlichen, betrachteten die Fortbildungsteilnehmer ein Bild einer Fehlstelle, die optisch als Krater bezeichnet wurde. „Die Prüfung sowie die weiteren Informationen, die uns zu der Störung vorlagen, zeigte allerdings, dass es sich hierbei um einen geöffneten Kocher handelte“, erklärt Astrid Lüring. ## Lack meets Wissenschaft Im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung war ursprünglich auch ein Besuch des Labors geplant. „Aufgrund der Auflagen zur Corona-Pandemie wurde das geplante Seminarprogramm am zweiten Seminartag abgeändert. Leider konnten wir das Labor selbst nicht besichtigen, aber die Mitarbeitenden haben das Labor zu uns gebracht“, erklärt Torsten Schmidt, Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierung, Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz. So präsentierten die Labormitarbeiter ihre Arbeit und verschiedene Untersuchungsmethoden – wie Spektroskopien, Rasterelektronenmikrospie, Gaschromatographie oder Stereomikroskopie – kurzerhand in kurzen Videosequenzen und vor Ort im Refinish Competence Center. „Insgesamt ein spannendes und abwechslungsreiches Programm, bei dem die Teilnehmer viel Wissen und Knowhow für ihre anspruchsvolle Arbeit mitnehmen konnten. Wir danken der BASF Coatings und den Fachreferenten für die interessanten Einblicke und die vielen zum Teil exklusiven Informationen in eine komplexe Thematik“, resümiert Dr. Albert Bill zum Abschluss und dankte allen beteiligten auch im Namen seiner Kollegen Torsten Schmidt und Dr. Oliver Nicolai.
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