2021-01-20T12:46:39+0000

Corona: Mehr als ein Viertel weniger Pkw-Fahrten durch zweite Welle

Weil der Anfang November 2020 beschlossene „Lockdown Light“ nicht die gewünschte Reduzierung der Infektionszahlen bewirkte, gelten seit dem 16. Dezember verschärfte Mobilitätseinschränkungen. Die Auswertung anonymisierter Funkzellendaten deutscher Mobilfunkanbieter, wie sie etwa Apple und Google, aber auch das Robert-Koch-Institut (RKI) vornehmen, liefern Anhaltspunkte zur weiteren Entwicklung. ## Kaum weniger Mobilität im Teil-Lockdown Anders als im März ging im November die Mobilität der Deutschen während des Teil-Lockdowns kaum zurück. Dies zeigen etwa Auswertungen des [„Covid-19 Mobility Project“](https://www.covid-19-mobility.org/de/team/), einer Forschungsinitiative des RKI und der Humboldt Universität Berlin. Zwar sanken die Zahlen gleich in der ersten Woche um ca. 20 Millionen Bewegungen (-10%) unter das Niveau des Vorjahrs, doch ist dies deutlich weniger als noch im Frühjahr, wo bis zu 40 Prozent weniger Mobilität registriert wurde. Bis Mitte Dezember waren dann kaum weniger Menschen unterwegs, wenngleich die Mobilitätsabnahme in Großstädten stärker ausfiel als in anderen Gebieten. ## Dezember-Lockdown zeigt Wirkung In zeitlicher Nähe zum Lockdown am 16. Dezember lag die Mobilität etwa 21 Prozent unter dem Vorjahr. Am Jahresende waren es immerhin noch 18 Prozent weniger. Die Gesamtmobilität lag Ende 2020 um ca. 40 Prozent niedriger als 2019. Laut den Experten von RKI und Humboldt Universität sei dieser Effekt zur Hälfte auf den Lockdown zurückzuführen, zur Hälfte auch auf die Ferienzeit. Nicht nur die Anzahl der Bewegungen, sondern auch die Entfernungen, die dabei zurückgelegt werden, liefern wichtige Hinweise. Auswertungen von Bewegungen über eine Entfernung von mehr als 100 Kilometern belegen, dass die Bevölkerung ihr Reiseverhalten insgesamt deutlich eingeschränkt hat und auch weniger Langdistanz-Reisen unternimmt. Deutlich wird dies etwa an der merklichen Abnahme freizeitbedingter Fernreisen an Sonn- und Feiertagen. Zwischen den Landkreisen wurde im Zeitraum Weihnachten / Neujahr 2021 allerdings eine deutlich erhöhte Reise-Mobilität registriert. Besonders viele Tagestouristen gab es in den Landkreisen Vorpommern-Rügen, Harz und Garmisch-Partenkirchen. ## Im Januar 28 Prozent weniger Pkw auf den Straßen Zu Beginn der dritten Kalenderwoche ist die Mobilität in Deutschland weiterhin deutlich eingeschränkt und verharrt insgesamt bei knapp 20 Prozent unterhalb des Referenzdurchschnitts von 2019 (RKI). [Laut den von Apple ermittelten Mobilitätstrends](https://covid19.apple.com/mobility) gibt es derzeit 28 Prozent weniger Fahrten mit dem Pkw, öffentliche Verkehrsmittel werden zu 22 Prozent weniger in Anspruch genommen. Es sind aber auch wesentlich weniger Fußgänger (-28%) unterwegs. Dieser Wert dürfte zum einen auf den verschärften Lockdown (15-Kilometer-Regel) zurückgehen, zum anderen aber auf die Zahl der im Home-Office arbeitenden Personen, die [laut einer bitkom-Studie](https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Mehr-als-10-Millionen-arbeiten-ausschliesslich-im-Homeoffice) bei derzeit 45 Prozent aller Berufstätigen liegt. So arbeitet aktuell jeder Vierte (25% / 10,5 Millionen Berufstätige) ausschließlich im Home-Office, weitere 20 Prozent (8,3 Millionen) tun dies
zumindest teilweise. Dazu passt auch, dass die [Mobilitätsberichte von Google](https://www.google.com/covid19/mobility/) Ende letzter Woche ein Plus von 14 Prozent bei Bewegungen im Umfeld von Wohnorten registrierten, während es ansonsten nur negative Zahlen bei Einzelhandel und Freizeiteinrichtungen (-59%), Bahnhöfen (-49%) und Arbeitsstätten (-33%) gab. In den Großstädten fallen die von Apple ermittelten Werte teilweise noch einmal höher aus. Beim Pkw-Verkehr verzeichnen München (-39%), Köln (-42%) und Stuttgart (-45%) die stärksten Minus-Werte. Die wenigsten Bewegungen zu Fuß werden in Köln (-51%), Berlin (-50%) und München (-49%) registriert. Stark uneinheitlich sind – sofern verfügbar – die Angaben zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. In Berlin ist auch diese Zahl sehr hoch (-49%). In Köln (+11%) und Stuttgart (+21%) wurden paradoxer Weise sogar Zuwächse verzeichnet. ## LKW-Maut-Fahrleistungsindex weiter fest Der als Konjunkturindikator geltende Fahrleistungsindex für große Lkw mit mindestens vier Achsen konnte im November und Dezember 2020 sogar noch einmal etwas zulegen. [Das Instrument des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) und des Statistischen Bundesamts (Destatis)](https://www.destatis.de/DE/Service/EXDAT/Datensaetze/lkw-maut-artikel.html) erreichte kurz vor Weihnachten sein Jahreshoch von 124,8% (gegenüber dem Referenzwert von 2015). Nach dem erwartbaren Rückgang um die Feiertage und Neujahr erreichte der Index zum 6. Januar bereits wieder 113,4%.
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