2020-08-12T11:36:04+0000

Arbeitsmarkt: Das ist die aktuelle Lage

Die Pandemie hat nicht nur die Kfz-Branche hart getroffen. 640.000 Menschen mehr sind in Deutschland seither ohne Job. schaden.news fasst die aktuelle Lage auf dem Stellenmarkt zusammen. ## Arbeitslosigkeit und Kurzarbeiteranteil weiterhin hoch Auch wenn die Rückgänge seit Beginn der Pandemie kleiner werden, hat im Juli die Beschäftigung weiter abgenommen. 2.910.000 Menschen waren laut Arbeitsagentur zum 30.07.2020 als arbeitslos gemeldet. Das sind noch einmal 57.000 mehr als im Vormonat und ganze 635.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg auf 6,3 Prozent – ein Plus gegenüber dem Juli 2019 von 1,3 Prozentpunkten. Sehr hoch sind auch weiterhin die Anzeigen zur konjunkturellen Kurzarbeit, wenngleich die Arbeitsagentur im Juli einen deutlichen Rückgang verzeichnete. Hochrechnungen zufolge bezogen im Mai 2020 6,7 Millionen Arbeitnehmer diese Lohnersatzleistung. Eine Trendwende zeigt sich bei den Branchen, die von Kurzarbeit betroffen sind. Gingen im März und April vor allem Anzeigen für Beschäftigte aus Gastronomie und Einzelhandel ein, rücken nun wieder jene Wirtschaftszweige in den Fokus, die bereits vor der Krise Probleme hatten, z.B. aufgrund des Strukturwandels: Mit 19.000 Anzeigen kommen die meisten aus dem Maschinenbau und der Metallbranche (18.000). Nochmals zugelegt hat zudem der Sektor Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (13.000). ## Arbeitsagentur betont stabilisierende Wirkung der Kurzarbeit Immerhin sei es dem massiven Einsatz von Kurzarbeit zu verdanken, dass noch stärkere Anstiege der Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsverlust ausgeblieben seien, betonte Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit (BA), Ende Juli bei der monatlichen Pressekonferenz in Nürnberg. Als positives Signal wertet die Arbeitsagentur zudem, dass sich bislang keine Anzeichen für eine drohende Insolvenzwelle abzeichneten. Nach rückläufigen Zahlen der Vormonate sank die Zahl der Firmenpleiten auch im Mai, und zwar um knapp zehn Prozent. Inwiefern sich hier die seit März ausgesetzte Insolvenzantragspflicht für Unternehmen oder die Inanspruchnahme der durch die Regierung beschlossenen Wirtschaftshilfen bemerkbar machen, muss sich erst noch zeigen. [Sorgen bereitet allerdings die Tatsache, dass bei den im August vorgelegten Zahlen insolventer Reparaturbetriebe erstmals nicht nur Klein- und Kleinstbetriebe betroffen waren, sondern auch größere Unternehmen mit durchschnittlich mehr als 50 Arbeitnehmern.](https://schaden.news/de/article/link/41836/insolvenzen-mai-2020) ## Arbeitskräftenachfrage weiter auf niedrigem Niveau Im April ging die Arbeitskräftenachfrage in Folge der wirtschaftlichen Einschränkungen massiv zurück. Schon im März bewegten sich die Zahlen allerdings aufgrund der sich abschwächenden Konjunktur 13 Prozent unter dem Vorjahreswert. Erst im Juli stieg der Stellenbestand um 3.000 wieder leicht an, auf nun 573.000. Über den Zeitraum März bis Juni 2020 ist ein Rückgang gemeldeter Stellen um 118.000 zu verzeichnen. Vor einem Jahr gab es hier hingegen einen leichten Zuwachs um 2.000 Stellen. Insgesamt reduzierte sich die Zahl gemeldeter Stellen verglichen mit dem Vorjahresmonat um 226.000 oder 28 Prozent. Zuwächse verzeichneten nur die Land- und Forstwirtschaft (+ 4%). Die zögerliche Bereitschaft vieler Unternehmen, neue Mitarbeiter zu beschäftigen, dürfte aus der weiterhin von großer Ungewissheit geprägten Gesamtsituation resultieren. Hier fahren viele Betriebe nach wie vor auf Sicht, insbesondere auch die aus der Reparaturbranche,
da es immer noch weniger Unfälle gibt und das Vorkrisenniveau noch längst nicht erreicht ist. Im Jobportal werkstattjob.de schlägt sich diese verhaltene Stimmung in anhaltend rückläufigen Zahlen nieder. Gab es nach dem starken Einbruch der Stellenanzeigen im April gleich im Folgemonat eine rasche Gegenbewegung, bei der annähernd das Vorjahresmittel erreicht wurde, setzte anschließend eine Talfahrt ein, die gegenwärtig bei knapp - 62% unterhalb dieses Durchschnittswertes liegt. ## Ausbildungsmarkt reagiert stark verzögert Schleppend verläuft auch der Ausgleich zwischen Lehrbetrieben und Ausbildungswilligen. Auf dem Ausbildungsmarkt waren im Juli laut der jüngsten Auswertung der Bundesagentur für Arbeit noch ca. 200.000 Stellen unbesetzt, davon 33.000 im Handwerk. Gegenüber 2019 wurden zwischen Januar und Juni über 16 Prozent weniger Ausbildungsverträge geschlossen. Erst seit Mai zeichnet sich ein Aufholprozess ab, der jedoch gemessen am Vorjahr etwa sechs bis acht Wochen verzögert ist. Stark rückläufig sind im Vergleich zum Vorjahr vor allem gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen in Metall- und Elektroberufen, im Friseurhandwerk, in Gastronomie- und Hotellerieberufen sowie in Informatik und kaufmännischen Berufen. Inwiefern hier das Anfang August gestartete Programm „Ausbildungsplätze sichern“, mit dem die Bundesregierung kleine und mittlere Unternehmen mit Aus- und Übernahmeprämien für Lehrlinge sowie Zuschüssen zur Ausbildungsvergütung fördert, eine Trendwende einläutet, bleibt abzuwarten. Sollte sich der "Corona-Effekt" negativ auf die jetzigen Ausbildungszahlen auswirken, wäre eine deutliche Verschärfung der Fachkräftesituation in drei Jahren kaum vermeidbar.
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