2019-05-28T13:29:42+0000

ZKF-Branchentreff: „Der Markt wird sich dramatisch verändern“

Im Mittelpunkt der Grundsatzrede von ZKF-Präsident Peter Börner beim Branchentreff in Esslingen stand die Zukunft der Branche. Vor den rund 350 Teilnehmern skizzierte der Verbandschef einen sich in den nächsten Jahren dramatisch verändernden Markt: „Tatsache ist, dass sich einiges in der Zukunft verändern wird: Technik im Auto, Antriebsart, Eigentum, Gesellschaft, Versicherung, Personal. Hinzu kommen Telemetrie, Diagnose, Big-Data-Auto, Justage, die Investition, Fachkräfte, Löhne, administrative Aufgaben und die Tatsache, dass nur noch am Handel von Waren in den durchschnittlichen Betrieben verdient wird“, zählte der ZKF-Präsident die Herausforderungen auf und betonte zugleich: „Das darf niemanden abschrecken oder resignieren lassen. Nein, das muss uns motivieren.“ ## Neue Wege gehen Im Video-Interview mit schaden.news | colornews.de hebt Peter Börner hervor, wie die Antworten von Verband und Betrieben aussehen müssen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Display im Auto: Wer hier künftig sichtbar sei, werde beim Kunden auch in Zukunft wahrgenommen. In Esslingen zeigte der ZKF-Präsident zudem die Vielzahl an Assistenzsystemen auf, die ab 2022 bei der Zulassung von Neuwagen vorgeschrieben werden. Nach Einschätzung von Branchen-Experten werden intelligente Geschwindigkeitsassistenten, verschiedene Warnsysteme, Rückfahrassistenten oder Notbremssysteme langfristig für einen deutlichen Rückgang der Unfallzahlen und damit auch des Reparaturvolumens sorgen. ## Konkrete Lösungen für freie K&L-Betriebe Der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF), die Interessengemeinschaft Fahrzeugtechnik und Lackierung (IFL) sowie die EUROGARANT AutoService AG bieten
gerade markenunabhängigen Fachbetrieben für die anstehenden Herausforderungen zahlreiche Lösungen. „Als Berufs- und Wirtschaftsverband sehen wir unsere Aufgabe in der Lieferung von Problemlösungen“, erklärte Peter Börner in seiner Grundsatzrede. Dazu zähle [repair-pedia](https://www.repair-pedia.eu/de/de/start) mit Reparaturanleitungen, IFL-Hinweisen, technischen Dokumenten sowie anwaltlichen Kommentaren zu Rechnungskürzungen. Darüber hinaus sei die Überprüfung von Kostenvoranschlägen und die Übernahme der Rechnungsabwicklung durch DfB von der EUROGARANT ein wichtiger Baustein. Mit dem Mehrmarkendiagnosegerät EuroDFT könnten die Betriebe auch neue technische Herausforderungen wie das Anlernen von Lenkgetrieben, Kalibrieren von Abstands-Radarsensoren oder das Zurückstellen von Scheinwerfer-Steuergeräten meistern. ## ZKF-Präsident kritisiert Regulierungs- und Kürzungswahn der Versicherer Neben den Zukunftsthemen spielten auch aktuelle Entwicklungen in der Grundsatzrede eine herausragende Rolle. Im Mittelpunkt stand das Streitthema Rechnungskürzungen. „Die Versicherungen müssen endlich begreifen, dass der aktuelle Regulierungs- und Kürzungswahn zu dramatischen Betriebsergebnissen und zu schlechteren Voraussetzungen in der Zukunft führt“, stellte Peter Börner beim Branchentreff fest. Laut [aktuellem ZKF-Branchenbericht](https://www.schaden.news/de/article/link/40950/zkf-branchenbericht-2017) liegt der Ertrag vor Steuern, Abschreibung und Investition bei gerade einmal 4,6 Prozent. „Also bleiben am Ende in der Tasche des Unternehmers 0 Euro. Keine Luft zum Leben, zum Investieren, zum Ausbilden und zum Gestalten der Zukunft.“ Gleichzeitig weise die HUK-Coburg ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 565 Millionen aus, die Allianz erreiche ein Ergebnis vor Steuern von 10,4 Milliarden Euro. Im Video-Interview mit schaden.news | colornews.de betonte der ZKF-Präsident zur Kürzung von Werkstattrechnungen: „Wir reden seit fünf Jahren mit den Schaden-Chefs der Kfz-Versicherer. Die sagen uns: Ja fachlich habt Ihr Recht, aber trotzdem bezahle ich nicht.“ Die Einschätzung von Peter Börner dazu: Die Versicherer würden erst dann reagieren, wenn sich aufgrund des Fachkräftemangels das Angebot an
Reparaturkapazität weiter verknappe, die Betriebe nur noch mit Anwalt vorgehen und die Reparaturaufträge bevorzugen, die zum auskömmlichen Stundensatz abgerechnet werden können. ## Branchentreff diskutiert zahlreiche Themen Neben der Grundsatzrede standen auch zahlreiche Workshops in Esslingen auf der Agenda. Henning Hamann, Fachanwalt für Verkehrsrecht und Geschäftsführer ETL Kanzlei Voigt, informierte die Teilnehmer über das Regulierungsverhalten der Kfz-Versicherer und die konsequente Anwendung des Schadenersatzrechtes, um Ansprüche der Fachbetriebe erfolgreich geltend zu machen. Auch die [neue Website des Zentralverbandes SOS-Rechnungskürzung](https://zkf-info.de/) wurde beim Branchentreff diskutiert. Rechtsanwalt Matthias Nickel (Rechtsanwälte Kaspar, Müller, Nickel) und ZKF-Referent Michael Zierau stellten die Funktionsweise der Internetseite vor. Weitere Themen in Esslingen: Leichtbau-Karosserieinstandsetzung der Porsche AG, Unternehmensführung, neue Entwicklungen bei Fahrerassistenzsystemen sowie aktuelle Trends bei leichten Nutzfahrzeugen und gesetzliche Vorgaben für Aufbautenhersteller.