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2018-08-08T07:18:05+0000

Unfallreparaturmarkt: Experten erwarten drastischen Rückgang bis 2030

Die Branchenanalysten des ICDP gehen davon aus, dass Faktoren wie Fahrverhalten, Fahrerassistenzsysteme und veränderte Fahrleistung bis 2030 zu einem drastischen Rückgang des Marktvolumens in der Unfallreparaturbranche um rund 17 Prozent führen werden. Die Zahl der Unfallreparaturen werde sich im gleichen Zeitfenster um etwa 23 Prozent verringern. Die Untersuchung bezieht sich auf Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien. Die Folgen sind weitreichend und werden sich laut Prognosen der Forschungsorganisation ICDP auf alle Marktteilnehmer stark auswirken. ## Auswirkungen der Fahrerassistenz-Technologien Besonders die Fortschritte auf dem Gebiet der Fahrerassistenzsysteme (FAS) bergen weitreichende Konsequenzen für den Unfallreparaturmarkt. Der Trend geht zu mehr Sicherheit. Das ICDP rechnet damit, dass bis 2030 voraussichtlich 67 Prozent aller Fahrzeuge in Deutschland mit Notbrems-, Spurwechsel- und Spurhalteassistenten, Abstandsreglern oder Tot-Winkel-Überwachung ausgestattet sein werden. Diese elektronischen Helfer sollen die Zahl der Unfälle um rund 15 Prozent reduzieren. Damit soll auch die Häufigkeit schwerer Unfallschäden sinken – um rund 22 Prozent in den vier Kernmärkten. Demgegenüber stehen jedoch ein erhöhter Reparaturaufwand und weiter steigende Ersatzteilpreise. Zudem würden der wachsende Bestand an Elektrofahrzeugen und der damit verbundene, geringere Bedarf an Verschleißteilen dafür sorgen, dass sich sowohl der Teileabsatz als auch die Reparaturarbeiten im Bereich Mechanik rückläufig entwickeln werden.
## Welche Bedeutung hat das für Betriebe? Mit der steigenden Zahl von verbauten Fahrerassistenzsystemen häufen sich auch die Herausforderungen für die freien Werkstätten. Müssen eines aufgrund eines Schadens Stoßstange, Spiegel, Scheinwerfer oder Windschutzscheibe ersetzt werden, wird in den meisten Fällen eine Neukalibrierung der Assistenzsysteme zwingend notwendig. Nach Aussagen der ICDP wird das perspektivisch zu längeren Reparaturzeiten führen und könnte gerade für kleine Betriebe ohne entsprechende Ausrüstung zum Problem werden. Eine fehlerhafte oder nicht durchgeführte Kalibrierung beeinträchtigt die korrekte Funktionsweise und ist zudem ein potentieller Gefahrenfaktor. Der Fahrer selbst ist sich des Risikos möglicherweise nicht bewusst und verlässt sich weiterhin auf den elektronischen Helfer, der im Falle einer Gefahrensituation versagen könnte. Das ICDP betont: "Versicherer, Kfz-Betriebe und Flottenbetriebe müssen ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und sich dazu verpflichten, eine Neukalibrierung korrekt durchzuführen. Fehlerhafte Einstellungen müssen vermieden werden, um mögliche Unfälle wie auch Haftungsansprüche Dritter zu vermeiden." ## Zur Studie: Das ICDP, International Car Distribution Programme, ist eine Forschungsorganisation mit Unterstützung aus der Automobilindustrie und -wirtschaft. Bei der vorliegenden Studie handelt sich um eine Simulation des Unfallreparaturmarktes in Europa für das Jahr 2030. Der Fokus liegt dabei auf den vier größten Märkten: Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich. Die Untersuchung wurde unter Berücksichtigung diverser Faktoren und auf der Basis der Marktdaten aus dem Jahr 2016 durchgeführt. Von Relevanz waren beispielsweise der potenziell zukünftige Fahrzeugbestand, Fahrzeugalter, Veränderung der Unfallarten, Verhalten des Autofahrers, Straßenverhältnisse, Fahrleistung und der Einsatz von elektronischen, sicherheitsbezogenen Assistenzsystemen (FAS). _Autorin: Christina Wunner_