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2018-06-13T12:16:17+0000
# Wie viel hätten Sie für diesen Schaden kalkuliert? Werkstätten und Sachverständige wissen, welche Schwierigkeiten eine Schadenkalkulation allein anhand von Fotos birgt. Auf der anderen Seite arbeiten Versicherungswirtschaft und Prüfdienstleister intensiv daran, Autofahrern genau solche Angebote zur vereinfachten Abrechnung verfügbar zu machen. Diese wiederum stehen dem Angebot offen gegenüber. So gab die fast Hälfte der im Rahmen des [DAT Reports 2018 Befragten an](http://schaden.news/de/article/link/39032/dat-report-treue-werkstattkunden-aber-ruecklaeufige-reparaturarbeiten-und-schadenhoehe), dass sie sich zutrauen würden, "eine aussagekräftige (Foto-)Dokumentation der Beschädigung an ihrem Fahrzeug ähnlich der Aktivitäten eines Gutachters per Smartphone vorzunehmen und via App dies einer Kfz-Versicherung zu senden." ## "Wichtige Fakten nicht erkennbar" Die DAT startete daraufhin eine Umfrage unter den Abonnenten ihres SilverDAT-Newsletters. Die Leser, darunter zahlreiche Sachverständige, wurden gebeten, die Schadenhöhe an einem verunfallten Golf GTI allein anhand von Fotos zu schätzen, die der Unfallgeschädigte mit dem Smartphone selbst erstellt hatte. Insgesamt 24 Leser, Sachverständige und Karosseriebauer, beteiligten sich daran. Dr. Martin Endlein, Leiter der Kommunikation bei der DAT, erklärte dazu: "Die Rückmeldungen zeigen uns, wie skeptisch Fachleute dieses Vorgehen sehen. Beispielsweise vermissten alle teilnehmenden Sachverständigen weitere Fotoaufnahmen." Vielfältig verwiesen die Experten neben ihrer konkreten Schätzung auf die Schwierigkeiten einer solchen "Ferngutachtenerstellung":
* "Ich denke, dass ein Gutachten nicht anhand von Fotos erstellt werden kann"* "aufgrund der Aufnahmeachsen und der fehlenden "Innenwelt" sind wichtige Fakten m.E. nicht erkennbar" * "monetäre Schadenshöhe nicht gesichert bezifferbar" * "Aufgrund der (mäßigen) Bildqualität und -Anzahl ergibt sich überschlägig eine sehr große Bandbreite bezüglich der Schadensintensität" * "...nicht erkennbar, ob tieferliegende Schäden vorhanden sind" ## Geschätzte Preisspanne zwischen 2.700 und 8.500 Euro Die fehlenden Informationen führten dazu, dass einige der Sachverständigen und Karosseriebauer, die sich beteiligt hatten, eine Bandbreite für den Schaden angaben, die zum Teil mehrere Tausend Euro betrug. Andere legten sich auf einen Betrag fest. Von 2.700 bis 8.500 Euro reichten die Schätzungen der Reparaturkosten allein anhand der Bilder. Zeitgleich ließ die DAT den Schaden durch einen Sachverständigen vor Ort begutachten und kalkulieren. Sein Schadengutachten weist Reparaturkosten inklusive Umsatzsteuer in Höhe von 12.545,38 Euro (Reparaturdauer 7-9 Arbeitstage) aus. Die Wertminderung bezifferte er mit 1.250,00 Euro. Der Fall zeigt, wie hart diese Problematik Kfz-Besitzer treffen könnte. Martin Endlein fasst zusammen: "Im Extremfall, basierend auf unserer Umfrage, bliebe ein Geschädigter auf rund 10.000 Euro Schaden sitzen." ## Smartphone-Bilder führen nicht zum Ergebnis Zusammenfassend stellt Martin Endlein fest: „Die von einem Endverbraucher mit seinem Smartphone erstellten Bilder konnten bei dieser Art des Schadens keinesfalls dazu verwendet werden, um auch nur annähernd die korrekte Schadenhöhe zu ermitteln. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass bei mittleren und größeren Karosserieschäden immer eine Inaugenscheinnahme durch einen Sachverständigen erfolgen muss.“