Mythos Capri

Von

Ina Otto

2014-04-08T09:37:15+0000

# Mythos Capri Die Originalkarosse des Rallye-Siegers „Tour de Europe“ ist wieder aufgetaucht. Der Ford Capri RS 2600 von Kleint RS wird jetzt vom Rallye-Weltmeister Christian Geistdörfer, Koordinator Klaus Frieg, Betriebsinhaber Volker Gehrt und der Jugendwerkstatt AJW in Hamburg wieder aufgebaut. Vor wenigen Monaten stand die Rohkarosse des einstigen Rallye-Siegers der Tour de Europe ´70 noch als Wrack in einer Husumer Scheune. Jetzt ist die Originalkarosse restauriert, das Kultauto wird in diesem Jahr wohl wieder auf der Piste fahren. „Anhand der Fahrgestellnummer konnten wir feststellen, dass es sich bei dem Ford Capri RS 2600 tatsächlich um die Originalkarosse aus dem Jahr 1970 handelt“, erklärt [Motorsportler Christian Geistdörfer](http://www.christiangeistdoerfer.de/), der 1975 bis 1990 aktiv Rennen fuhr und mit Walter Röhrl zweimal Rallye-Weltmeister (1980 und 1982) wurde. Piloten des Capri waren damals Europameister Jochi Kleint sowie Walter Röhrl. Röhrl fuhr seinen ersten Gesamtsieg auf einem Ford Capri Kleint RS ein. ## **Deutsche Motorsport-Geschichte wird lebendig** Christian Geistdörfers Leidenschaft für den Motorsport der 70er Jahre glüht. Schon vor drei Jahren ließ er die Rennwagen-Legende Audi Quattro S1 als Replica wieder aufleben. Gemeinsam mit [Volker Gehrt](http://www.unfallservice-gehrt.de/). Der Betriebsinhaber aus Thüringen ist auch dieses Mal wieder mit an Bord: „Wir setzen den Ford Capri originalgetreu instand. Die Rohkarosse wurde komplett geschweißt, Anbauteile wie Türen exakt der Karosserieform des Rallye-Siegers nachgestellt.“

Wenn Christian Geistdörfer, Volker Gehrt und Lackiermeister Heiko Pätz zusammen stehen, ist die Begeisterung für den Aufbau von Rallye-Legenden spürbar. Alte Fotos werden gesichtet, Fachbücher bemüht – da wird die Erinnerung wieder wach: „Ich habe den Ford Capri zum ersten Mal bei der Olympia-Rallye in München gesehen“, erzählt Christian Geistdörfer. „Das war ein Schlüsselerlebnis, das mich zum Motorsport gebracht hat.“ Dann schreitet er die Karosse ab, zückt den Zollstock und diskutiert mit Volker Gehrt über die Positionierung der Frontscheinwerfer. ## **Lackierung wie beim Original** Vier Monate arbeitete das Team an der Wiederherstellung der Rohkarosse. Vom Zusammenbau bis hin zur Lackierung. „Wir haben lange nach dem typischen strahlenden Blau gesucht“, erklärt Lackiermeister Heiko Pätz. Lackiert wurde schließlich mit der Spies Hecker Serie Permafleet 675, die eigentlich in der Nutzfahrzeuglackierung eingesetzt wird. „Das Lackmaterial war ideal, jetzt werden die gelben Rallye-Streifen mit Permahyd Hi-TEC appliziert.“ Unterbodenschutz, Innenraum- und Außenlackierung – insgesamt zwei Wochen haben die Lackierer in Thüringen benötigt, um dem Ford Capri RS 2600 seinen alten Glanz zurück zu geben. ## ******Junges Konstruktionsteam mit Benzin im Blut****** Schon bald kehrt die restaurierte Originalkarosse zurück nach Hamburg. Dort werden Sitze, Verkleidung, Getriebe, Motor & Co. eingebaut – in der [Kfz-Werkstatt der Autonomen Jugendwerkstätten Hamburg](http://www.wiedergeburt-einer-rallye-legende.de/). „Acht Jugendliche, die bisher auf dem Arbeitsmarkt chancenlos waren, bringen den Ford Capri technisch wieder auf die Spur“, erklärt Koordinator Klaus Frieg.

Alexander Gawronski - Leiter der Jugendwerkstätten an der Elbe und sein Konstruktionsteam sind erfahren. Bereits zwei Rallyefahrzeuge wurden komplett neu aufgebaut – darunter eine Replika des 79er Europameisterfahrzeuges von Jochi Kleint. ## **Sponsor für den Motor gesucht** Werkstatt, Team und Bauteile sind startklar. Nur das Geld für einen V6-Weslake-Motor fehlt. Klaus Frieg: „Bisher konnten wir noch keinen Sponsor für den Motor und das Getriebe finden.“ Die Hamburger suchen in der Szene und bei Herstellern – genauso motiviert, wie sie an das Projekt selbst rangehen. Bis der sonore Raspelsound des Ford Capri RS 2600 wieder zu hören ist.

Technische Daten Ford Capri RS 2600

V6-Weslake-Motor, vorn längs, zentrale Nockenwelle über Stirnräder, zwei Ventile pro Zylinder, Webervergaser, Hubraum 2637 ccm, Leistung 110 kW (150 PS) bei 5800/min, Viergangschaltgetriebe (Hinterrad), Radstand 2559 mm, L/B/H 4185/1646/1263 mm, Leergewicht 1020 kg (Leichtbauversion 900 kg), 0–100 km/h in 8,0 s • Spitze 200 km/h **Neupreis 1970: 15.850 D-Mark, Heute: 17.000 – 22.000 Euro.**

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