2025-11-18T13:01:25+0000

Testen, kalibrieren, schulen – Einblick ins European Technology Center von Carglass in München

Moderne Frontscheiben sind längst zum Technologieträger geworden und mit unterschiedlichsten Kameras und Sensoren ausgestattet. Nach jedem Scheibentausch muss die Technik präzise neu kalibriert werden – ein Arbeitsschritt, der mit dem zunehmenden Verbau von weiteren Fahrerassistenzsystemen immer anspruchsvoller wird. Damit die über 400 Carglass-Standorte deutschlandweit auf die Herausforderungen von heute und morgen vorbereitet sind, betreiben die Autoglasexperten in München ein eigenes Forschungs- und Schulungszentrum für Fahrerassistenzsysteme: das European Technology Center (ETC). ## Warum ist die eigene Erprobung wichtig? Der Standort wurde 2019 gegründet und ist mit modernster Technik ausgestattet – vom perfekt nivellierten Boden über optimierte Beleuchtung bis hin zu verschiedenen Kalibriertools. „Wir führen hier Tests für die Kalibrierung und Diagnose von Fahrerassistenzsystemen sowie anderer Sensoren wie Radar oder Lidar durch“, erklärt der ADAS-Experte Thomas Lottko, der hauptverantwortlich im European Technology Center tätig ist. Das Ziel: Die Systeme im Detail verstehen, um daraus Schulungen und Standards für die tägliche Praxis in den Service Centern zu entwickeln. Denn: Die Komplexität moderner Fahrerassistenzsysteme nimmt stetig zu. Für Carglass ist es deshalb entscheidend, die Funktionsweise und das Zusammenspiel der Systeme zu verstehen. „Wir müssen genau wissen, was die Systeme im Hintergrund tun, um unseren Kolleginnen und Kollegen die bestmögliche Expertise mitzugeben“, so Thomas Lottko. Das ETC dient dabei als Schnittstelle zwischen Forschung, Praxis und Schulung – und ermöglicht es, neue Erkenntnisse direkt in die Arbeit in den Service-Centern einfließen zu lassen. ## Schulung und Unterstützung der Techniker Da in den Niederlassungen selbst an unterschiedlichen Fahrzeugmodellen gearbeitet wird, ist eine umfassende Ausbildung der Mitarbeitenden entscheidend. Neue Kolleginnen und Kollegen absolvieren demnach ein Basistraining, das eine Woche lang ausschließlich das Thema Kalibrierung und Diagnose behandelt. Zusätzlich stehen den Service-Centern spezialisierte Technik-Coaches zur Seite, die die Teams vor Ort regelmäßig schulen. Für den Werkstattalltag hat Carglass außerdem eine Support-Hotline eingerichtet, über die Monteure bei Fragen zu Kalibrierungen oder Diagnosevorgängen direkt Unterstützung erhalten. ## Sensorfusion und neue chinesische Stromer sind größte Herausforderung Eine der größten Herausforderungen für Autoglaser ist laut dem ADAS-Experten das Thema Sensorfusion – also die Verknüpfung mehrerer Systeme, die gemeinsam eine Funktion unterstützen. „Teilweise reicht es nicht mehr, nur ein System zu rekalibrieren, sondern dann muss im Verbund auch der Radarsensor mit rekalibriert werden“, erklärt der Experte. In diesem Zusammenhang kommen künftig neue Aufgaben auf die Autoglaser zu. Eine weitere Herausforderung markieren die Elektrofahrzeuge chinesischer Hersteller, die zunehmend auf den europäischen Markt drängen. Zulassungsstarke Marken wie MG, BYD oder Great Wall Motors stellen dabei kein Problem dar und könnten allesamt mit dem Kalibriertool von Partner Bosch justiert werden, betont Thomas Lottko im Gespräch mit schaden.news. Dennoch rechnet Carglass damit, dass die Zahl der Marken und Modelle weiter zunimmt – und bereitet sich entsprechend auf die Integration neuer Herstellerdaten vor. ## Forschung zu neuen Verglasungstechnologien Neben der Arbeit an Fahrerassistenzsystemen beobachtet Carglass auch technologische Entwicklungen rund um die Fahrzeugverglasung selbst – unter anderem im European Distribution Center im belgischen Bilzen. Laut Thomas Lottko geht der Trend aktuell zunehmend zum sogenannten Dünnglas, damit soll gezielt Gewicht gespart und die Reichweite von Elektrofahrzeugen verbessert werden. „Hier stehen wir in engem Austausch mit den Scheibenherstellern, um zu verstehen, welche Anforderungen da konkret auf uns zukommen.“ ## Schulungskonzept mit Zukunft Das ETC in München dient den Autoglasspezialisten von Carglass aber nicht nur als Erprobungsstandort, sondern auch als Schulungszentrum. Unter anderem beim Rollout neuer Bosch-Systeme wurden hier Trainings für Serviceteams aus ganz Deutschland durchgeführt. „Da das Thema Kalibrierung immer komplexer wird, entwickeln wir unsere Schulungen kontinuierlich weiter“, so Lottko. Ziel sei dabei immer, alle Mitarbeitenden bestmöglich auf den technologischen Wandel vorzubereiten.