2025-03-26T11:23:58+0000

Wer kann Tausch und Reparatur von Scheiben heute noch leisten?

_Die Autoglas-Gruppe Carglass ist mit laut eigenen Angaben 410 Service-Centern in ganz Deutschland führender Experte im Autoglas-Segment. Um sich in dieser Rolle auch künftig zu behaupten, beobachtet man in der deutschen Zentrale in Köln die Entwicklungen im Markt sehr genau. Im Exklusiv-Interview mit schaden.news sprach Matthias Wittenberg, Head of Key Account Management, über heutige und künftige Herausforderungen und gab einen Einblick in die Strategie des Autoglasspezialisten._ ___Herr Wittenberg, wie lief das vergangene Jahr für Carglass und welche Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden Monaten?___ __Matthias Wittenberg:__ 2024 war ein sehr außergewöhnliches Jahr, das – nicht nur im Glasmarkt, sondern im gesamten Kfz-Markt – von einer starken Erholung geprägt war. Dieses Jahr wird wohl turbulent. Viele Faktoren sind heute noch unklar: Steigt die Inflation weiter? Wird sich das Verhalten der Verbraucher verändern? Wie wird sich der Energiepreis entwickeln? All das hat Einfluss auf das Reparaturgeschäft. Für 2025 erwarten wir zudem eine spürbare Steigerung der Fahrerassistenzsysteme. Vor allem Head-up-Displays und 360-Grad-Kameras werden zunehmend in unseren Service-Centern bearbeitet werden müssen, bedingt durch die zum 1. Juli 2024 in Kraft getretene EU-Verordnung. ___Das heißt im Umkehrschluss, dass die Herausforderungen für Fachkräfte beim Scheibentausch weiter steigen?___ __Matthias Wittenberg:__ Definitiv. Wir empfehlen, den Scheibenaustausch aufgrund des zunehmenden Verbaus von Fahrerassistenzsystemen nur von Spezialisten durchführen zu lassen. Denn die Herstellervorgaben zur Rekalibrierung der Systeme sind sehr spezifisch, schon kleinste Abweichungen können zu sicherheitsrelevanten Funktionsbeeinträchtigungen führen. Um hier Prozesssicherheit zu gewährleisten, können unsere Service-Monteure einen Auftrag systemseitig erst abschließen, wenn die Kalibrierung mittels Diagnosetool erfolgt ist. Zudem erhalten alle Kunden ein Protokoll über die fachgerechte Kalibrierung. ___Aber nicht nur die FAS werden zunehmend komplexer, sondern auch das Glas selbst, oder?___ __Matthias Wittenberg: __Absolut richtig. Das Glas wird komplexer und noch dazu immer größer. Stichworte: Dünnglas, Akustik- oder Wärme-Verglasung und Glasdächer. Das geht mit neuen Herausforderungen für die Logistik einher. Einerseits müssen diese Scheiben speziell geschützt werden, andererseits braucht es größere Fahrzeuge für den Transport. Hinzu kommt, dass bei einem Steinschlag die zu reparierende Fläche durch die FAS immer kleiner wird. ___Werden durch die Entwicklungen auch die Schadenkosten auf Seiten der Kfz-Versicherer weiter steigen?___ __Matthias Wittenberg:__ Extremwetterereignisse, wie zum Beispiel Hagel, werden zukünftig häufiger. Hier spielt der Klimawandel auch mitunter eine Rolle. Um die Kostenentwicklung moderat zu halten, versuchen wir gemeinsam mit unseren Versicherungspartnern Meldewege durch den Einsatz digitaler Tools zu verkürzen und die Dunkelverarbeitung weiter anzuschieben. ___Neben all den genannten Herausforderungen gibt es noch eine weitere: der Umgang mit Elektrofahrzeugen asiatischer Hersteller. Wie ist Carglass hier positioniert?___ __Matthias Wittenberg:__ Unsere Muttergesellschaft Belron und auch wir beobachten die asiatischen Hersteller sehr genau und stehen mit einigen im Austausch. Durch den zentralen Glaseinkauf unserer Muttergesellschaft Belron bekommen wir sehr schnell Austauschscheiben sowie Montage- und Rekalibrierungsanweisungen der neuen Fahrzeughersteller. Aber auch hier gilt: Wir können keine genauen Prognosen treffen, wie sich der Anteil dieser Modelle entwickeln wird und welchen Einfluss beispielsweise Strafzölle oder der Politikwechsel in den USA auf die Zulassungszahlen haben. ___Zum Abschluss: Welche Themen stehen darüber hinaus auf Ihrer Agenda für dieses Jahr?___ __Matthias Wittenberg: __Wir wollen uns als Autoglasspezialist weiter im deutschen Markt behaupten. Deshalb haben wir in den letzten Jahren den Ausbau unserer 410 Service-Center vorangetrieben. Im Fokus stand dabei auch die Reduktion des ökologischen Fußabdrucks, das ist uns ein besonderes Bedürfnis. Zudem haben wir in die Ausbildung neuer Service-Monteure investiert. ___Herzlichen Dank für das Gespräch!___
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