2025-02-12T11:25:00+0000

Deutscher Lackierertag: Branchentalks, Premieren und Rennsport-Emotionen

2 Tage, 44 Aussteller und rund 430 Teilnehmende – das sind die Eckdaten zum 13. Deutschen Lackierertag 2025, der am vergangenen Wochenende im K&L-Betrieb der Uthoff KLS GmbH & Co. KG in Steinheim am Albuch stattfand. In der Kleinstadt am Rande der Schwäbischen Alb kam die Lackierbranche vom 7. bis 8. Februar zusammen, um gemeinsam über die aktuelle Marktentwicklung, aber auch Themen der Zukunft zu diskutieren. Zudem bot ein vielfältiges Programm aus Fachvorträgen, Live Show Acts und Lackier-Vorführungen in der Praxis genügend Abwechslung für alle Teilnehmenden. Umrahmt wurde die vom Bundesverband Fahrzeuglackierer (BFL) und dem Hauptsponsor AkzoNobel ausgerichtete Veranstaltung von einer großen Fachmesse mit 44 Ausstellern, die den Besuchern ihre vielfältigen Produkte und Lösungen präsentierten. ## Startschuss für das Branchenevent Den Auftakt des Branchenevents, das unter dem Motto „Werkstatt 4.0 – Zukunft ist jetzt“ stand und von Petra Bindl moderiert wurde, bildete die feierliche Eröffnung durch die Gastgeber Sonja und Christian Uthoff. Gemeinsam mit Jeanette Ast-Leiner, Vertriebsleiterin und Geschäftsführerin beim Lackhersteller AkzoNobel, sowie BFL-Präsident Steven Didssun hießen sie die angereisten Gäste willkommen und gaben den Startschuss für das abwechslungsreiche Programm der kommenden beiden Tage. Auch der Bürgermeister von Steinheim ließ es sich nicht nehmen, im Anschluss die Besucher der Gemeinde in der Schwäbischen Ostalb zu begrüßen. ## DAT-Report und HV-Expertise Direkt danach startete Uta Heller von der Deutschen Automobil Treuhand GmbH mit dem ersten aus einer Reihe inhaltsstarker Fachvorträge. Dabei ging es um die Erkenntnisse des [DAT-Reports, welcher erst kürzlich veröffentlicht wurde.](https://schaden.news/de/article/link/44370/dat-report-2025-in-berlin-vorgestellt) Wie ist die grundsätzliche Einstellung der Fahrzeughalter zu HV-Fahrzeugen, trauen die Befragten ihrer Werkstatt eine gewisse Elektro-Kompetenz zu oder wie ist das Verhältnis zwischen Kunde und Reparaturbetrieb – dies waren nur einige Fragen, die anhand fundierter Analysen beantwortet werden konnten. Lars Kopka von der Berufsgenossenschaft Holz
und Metall (BGHM) gab im Anschluss einen Überblick zu realistischen Zahlen von Fahrzeugbränden und Gefahren durch Batteriebrände. Außerdem informierte der Experte über Herstellervorgaben beim Lackier- und Trocknungsprozess, die notwendigen Qualifikationen im Hochvoltbereich und wie diese zu erlangen sind. ## Wie umgehen mit der Radarsensorik? Inhalt der nächsten Fachvorträge war die Komplexität beim Thema Radarsensorik am Fahrzeug und die Auswirkung von Beschichtung sowie Folierung auf deren Funktion. Unter der Überschrift „Was muss ein Sensor eigentlich sehen?“ gab Helge Kiebach, Geschäftsführer beim Kraftfahrzeugtechnischen Institut (KTI), zunächst einen Überblick über die Entwicklung und Wirkungsweise von Radarsensorik. Auch die Auswirkungen durch Beschädigungen der Lackoberfläche oder die Folierung von Teilen, hinter denen die sensible Elektronik verbaut ist, wurde eindrucksvoll erklärt. [Im Anschluss stellten die Radarspezialisten Dr. Florian Pfeiffer und Hannes Sülzebach von der perisens GmbH praxistaugliche Messtechnik für die Werkstatt vor.](https://schaden.news/de/article/link/44234/nachlackieren-sensorbereich-messtechniken-werden-immer-wichtiger) Sie gingen dabei außerdem auf grundsätzliche Begrifflichkeiten wie Reflektion und Absorption ein und stellten den Einfluss bestimmter Pigmente auf die Funktion und Reichweite der Signale in den Mittelpunkt. ## Wann ist eine Reparaturlackierung noch sach- und fachgerecht? Nach einer kurzen Pause für alle Gäste referierten die beiden öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Fahrzeuglackierung, Bernd Böttinger und Kuddusi Yilmaz, über die fachgerechte Beurteilung der Fahrzeuglackierung. Dabei kam der richtige Übergabezustand Karosserie an Lack sowie die dabei zum Einsatz gekommenen Materialien zur Sprache. Aber auch die Wichtigkeit einer ausführlichen Dokumentation der Reparaturlackierung inklusive der Karosserieinstandsetzung wurde hervorgehoben. Abschließend betonten die Experten, dass die Qualität einer Fahrzeuglackierung nicht automatisch aufgrund einer hohen Schichtdicke fehlinterpretiert werden dürfe, sondern immer geprüft werden müsse, ob trotzdem sach- und fachgerecht instandgesetzt wurde. ## AkzoNobel stellt neues Wasserbasislacksystem vor Eines der Highlights des ersten Veranstaltungstages stand am frühen Abend auf dem Programm. Der Lackhersteller und Hauptsponsor der Veranstaltung, AkzoNobel, stellte
seine [neueste Wasserbasislack-Generation für die Marken Sikkens und Lesonal](https://schaden.news/de/article/link/44388/akzonobel-launcht-neues-wasserbasislacksystem) dem Fachpublikum in Steinheim vor. Patrick Stöckler, Anwendungstechniker beim Hersteller übernahm zunächst den theoretischen Part und gab zum ersten Mal die technischen Details der brandneuen Lacksysteme Sikkens Autowave Optima und Lesonal Ultimate Basecoat WB bekannt. Vor allem das neue Applikationsverfahren, also anderthalb Spritzgänge Nass-in-Nass ohne Zwischenablüftzeit, soll laut Hersteller für mehr Effizienz und Produktivität im K&L-Betrieb sorgen. Er verwies dabei auf die beiden Live-Vorführungen, die am nächsten Tag stattfinden sollten. ## Berichte aus der Boxengasse Beim letzten Talk des ersten Veranstaltungstages gab es für die Gäste weder eine Auffrischung des vorhandenen Fachwissens, noch wurde über neue Lacktechnologien referiert. Vielmehr war es der Auftritt von Motorsport-Legende Christian Danner, der den Anwesenden im Gespräch mit Petra Bindel beispielsweise aus seiner Zeit als Formel-1 Rennfahrer berichtete, die er bildhaft als „Ritt auf der Rasierklinge“ bezeichnete. Außerdem erklärte er, welche Rolle Fahrzeuglack im Rennsport spielt und warum er während seiner aktiven Zeit gern auf Polyesterspachtel und unnötiges Gewicht verzichtete. ## „Innungsarbeit ist so zeitgemäß, wie wir sie gestalten!“ Am zweiten Tag des DLT 2025 hieß der Leiter des Geschäftsbereichs Fahrzeuglackierung beim BFL, Torsten Schmidt, die angereisten Besucher willkommen. Er hob in seiner Ansprache nochmal die positive Entwicklung des Bundesverbandes Fahrzeuglackierer und den hohen Stellenwert des Deutschen Lackierertages in der Branche hervor. Besonderen Dank richtete er an die 44 Aussteller aus den Bereichen Handwerk, Dienstleistung und Industrie. Im Anschluss warteten die Besucher gespannt auf den bevorstehenden Redebeitrag des BFL-Präsidenten Steven Didssun. Dieser eröffnete seine Grundsatzrede mit der Frage: „Ist Innung noch zeitgemäß?“ Seine Antwort: „Innungsarbeit ist so zeitgemäß, wie wir sie gestalten!“ Er unterstrich dabei die Bedeutung von Ausbildung, Interessenvertretung und Gemeinschaftsgeist und forderte
erneut die Gleichstellung der Fahrzeuglackierer mit anderen Kfz-Berufen. Die Branche entwickle sich weiter, und die klassische Maler- und Lackiererausbildung reiche für die komplexen Anforderungen, denen Fahrzeuglackierer im Werkstattalltag begegnen nicht mehr aus. Eine Aktualisierung des Berufsbildes sei daher notwendig und bereits in Arbeit. Applaus erhielt Steven Didssun unter anderem für die Würdigung des Nationalteams der Fahrzeuglackierer, das bei den WorldSkills 2024 mit Jason Scherers Silbermedaille glänzte. Auch die Deutsche Meisterschaft der Fahrzeuglackierer, ehemals Bundesleistungswettbewerb, sei reformiert worden, um praxisnaher und international wettbewerbsfähiger zu werden. Ziel sei es, den Beruf moderner und attraktiver zu gestalten – besonders für junge Menschen. „Es ist Zeit für einen Generationswechsel: weg vom Analogen, hin zum Digitalen“, so Steven Didssun. In der Nachhaltigkeitsdebatte positionierte sich der BFL-Präsident klar: Lackierbetriebe agieren traditionell nachhaltig, doch Vorgaben der Industrie seien kritisch zu hinterfragen. Solange OEMs Fahrzeuge reparaturunfreundlich konstruieren oder Sachverständige von Versicherern kostspielige Teileerneuerungen statt möglicher Instandsetzungen bevorzugen, bleibe das eigentliche Ziel verfehlt. „Wir müssen vorangehen, kreativ denken und Chancen nutzen, um auch künftig eine zentrale Rolle in der Mobilitätslandschaft zu spielen“, betonte er abschließend. ## Radarkonforme Lacke und erste Live-Vorführung Bei den nächsten beiden Programmpunkten drehte sich wieder alles um das Thema Lack. Zunächst beschrieb Norbert Fischer, Technical Service Specialist Application VR EMEA bei AkzoNobel, die Herausforderungen und Besonderheiten radarkonformer Reparaturlacke und welche Lösungen der Lackhersteller auf dem Gebiet bereithält. Anschließend konnten sich die Gäste des Branchenevents von der Anwenderfreundlichkeit und Deckkraft der neuen Wasserbasislack-Generation von AkzoNobel im Rahmen einer Live-Vorführung überzeugen. Dabei gab es kaum einen freien Platz mehr vor der Lackierkabine, an deren verglasten Wänden sich die Neugierigen drängten. ## Nachwuchstalente auf der Bühne Danach wurde es etwas voller auf der Bühne, denn das Nationalteam der Fahrzeuglackierer, die Lackheroes, betraten das Podium. Darunter auch die
Silbermedaillengewinner Jason Scherer und Johannes Brandl. Die Nachwuchstalente berichteten vor Publikum über Erfahrungen und Erwartungen bei den World- und EuroSkills. Auch Bundestrainer Mariusz Dechnig sprach darüber, wie er die Vorbereitungszeit auf die Wettkämpfe erlebte, wie eng die Ergebnisse teilweise waren und was auf die neuen Gesichter bei den Lackheroes zukommt. Anschließend blieb ein Teil des Nationalteams auf der Bühne, um gemeinsam mit Betriebsinhaberinnen und -inhabern unter dem Motto: „Lust oder Frust“ darüber zu sprechen, was den Berufsnachwuchs in der Branche bewegt. ## CO2 Reduktion und wichtige Impulse für Lackierbetriebe Nach einer weiteren Live-Vorführung des neuen AkzoNobel Wasserbasislack-Systems, informierte Markus Schock, Key Account Manager beim Lackhersteller, die Gäste des Deutschen Lackierertags über Möglichkeiten, CO2 im Werkstattalltag zu reduzieren, analysierte dazu die wichtigsten Verbraucher im Betrieb und zeigte Einsparmöglichkeiten auf. Anschließend gab Andreas Keller von der Stellschrauben UG noch einmal Impulse, um gemeinsam die Themen Fachkräftemangel, Arbeitgeberattraktivität sowie Kommunikation und Wertschätzung im Betrieb auf den Plan zu rufen. ## Großes Finale und Ankündigung DLT 2027 Zum Ende betraten dann Gastgeber, Veranstalter und Hauptsponsor AkzoNobel noch einmal die Bühne. Sonja und Christian Uthoff bekamen eine Motorhaube mit Airbrush-Porträt überreicht, welches das Team von CREATEX über die beiden Veranstaltungstage angefertigt hatte. Der Geschäftsführer betonte zudem das außergewöhnliche Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ohne die ein solcher Kraftakt im Unternehmen nicht möglich gewesen wäre. Torsten Schmidt sowie Steven Didssun vom BFL bedankten sich bei allen Mitwirkenden, Ausstellern und Gästen. Von ihnen gab es schon die Ankündigung des nächsten Deutschen Lackierertag für 2027. Auch Jeannette Ast-Leiner schloss sich an und sprach im Namen des Lackherstellers AkzoNobel nochmal besonderen Dank an alle Beteiligten aus. Gäste, Aussteller und Veranstalter zeigten sich am Ende des Events hochzufrieden.
Lesens Wert

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