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2024-12-18T12:32:06+0000

Gut gerüstet für Herausforderungen – so gehen die Betriebe ins neue Jahr

Traditionell lässt die schaden.news-Redaktion zum Jahresende K&L-Betriebe zu Wort kommen. Wie lief das Schadenjahr 2024 für die Reparaturwerkstätten? Wo lagen die größten Herausforderungen und mit welchen Gefühlen blicken die Inhaberinnen und Inhaber ins nächste Jahr? Sechs Betriebe aus ganz Deutschland haben ein ganz persönliches Resümee gezogen. ## Mit mehreren Wochen Vorlauf ins neue Jahr Paula Schauer schaut zufrieden auf 2024 zurück. „Im Grunde ist das Jahr für unseren Betrieb sehr gut gelaufen, wenn auch mit mehr 'Auf und Ab' als in den Jahren zuvor“, berichtet die Prokuristin der eisi GmbH in der Nähe von Frankfurt. Einige Hürden habe es zwar gegeben – sowohl bei der Versorgung mit Kfz-Teilen, als auch bei der proaktiven Personalsuche. „Dennoch: wir haben trotz der gestiegenen Preise unser Umsatzziel vom vergangenen Jahr erreicht und auch Rendite eingefahren“, betont die Unternehmerin, die den Familienbetrieb gemeinsam mit ihrem Mann Christian Eisnecker führt. Demnach sei die Auslastung derzeit sehr gut. In den Sommermonaten sei das saisonal bedingt etwas abgeflaut. „Aber nun haben wir sogar schon für das kommende Jahr mehrere Wochen Vorlauf“, erklärt sie im schaden.news-Gespräch. Eine Sache wünscht sie sich für kommendes Jahr: „Mehr Ruhe bei den Regulierungen durch die Kfz-Versicherer. Und, dass wir weiterhin so erfolgreich mit unserem Team arbeiten können.“ ## Rechnungskürzungen nehmen wieder zu Zufrieden zeigten sich auch Jörg Schnurrbusch und Max Wagner vom Karosserie- und Lackierzentrum Schnurrbusch im sächsischen Glauchau. Die konstant hohe Auftragslage hat die Geschäftsführer erneut bestätigt, dass der 2023 in Betrieb genommene Neubau die richtige Entscheidung für die Zukunft war. „Mit dem Neubau haben wir unsere Verhandlungsposition gegenüber unseren Auftraggebern deutlich gestärkt, auch mit Blick auf Preisverhandlungen. Gleichzeitig sind jedoch die Rechnungskürzungen in diesem Jahr wieder spürbar gestiegen. Dem wirken wir jedoch entgegen, indem wir jeden Arbeitsschritt dokumentieren“, betont Geschäftsführer Max Wagner, der den Familienbetrieb inzwischen in zweiter Generation führt. Doch nicht nur gegenüber Auftraggebern hat sich das Unternehmen attraktiv aufgestellt. Der Neubau mit modernster Ausrüstung lockt auch Fachkräfte und potenzielle Auszubildende. „Wir lassen keine Azubimesse aus, bieten das ganze Jahr über Praktika an. In diesem Jahr haben wir drei neue Auszubildende eingestellt, bilden inzwischen in allen drei Gewerken im Kfz-Handwerk aus. Zudem setzen wir alles daran, dass unsere Mitarbeiter sich wohlfühlen: vom kostenfreien Mittagessen über regelmäßige Firmenfeiern bis hin zu Tankgutscheinen“, so Jörg Schnurrbusch. Mit einem 29-köpfigen Team im Rücken blickt das Führungsduo deshalb positiv ins neue Jahr. 2025 soll zudem das Caravan- und Nutzfahrzeuge-Segment noch stärker forciert und ausgebaut werden. ## Höhere Auslastung durch Kooperationen und E-Mobilität Auch bei der Maschmeyer GmbH, die mit ihren vier Standorten in der gesamten Metropolregion Ruhr vertreten ist, blickt man auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Betriebsleiter Gazmend Boshnjaku erklärt: „Man kann klar sagen, dass sich bei uns die Anzahl der zu reparierenden Schäden im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht hat“. Dies sei mit Sicherheit auch auf die zahlreichen Kooperationen mit Versicherern, Schadensteuerern und Flotten zurückzuführen. Zusätzlich konnte das Unternehmen im Jahr 2024 neben E-Auto-Herstellern wie Tesla und Nio einen weiteren Player im Bereich der Elektromobilität als Servicepartner willkommen heißen – Lucid Motors. Bei der Ersatzteilversorgung habe man im Vergleich zu den Vorjahren eine positive Entwicklung
festgestellt, die einhergehenden Preissteigerungen in dem Segment trieben die Reparaturkosten allerdings enorm in die Höhe, betont Gazmend Boshnjaku. Ebenfalls positiv bezeichnet der Betriebsleiter das Wachstum im Personalbereich auf über 120 Mitarbeiter. „Durch unsere attraktive und moderne Außenwirkung konnten wir außerdem mehrere Azubis im K&L-Bereich ausbilden und übernehmen", ergänzt er. Zusätzlich habe man sich zum Ziel gesetzt, 2025 an allen vier Standorten jeweils zwei Auszubildende pro Gewerk dazuzugewinnen. „Auf diese Weise versuchen wir, dem Fachkräftemangel auch langfristig entgegenzuwirken“, unterstreicht der Betriebsleiter. ## „Unproduktive Lohnkosten steigen stetig weiter“ Auf ein betriebswirtschaftlich erfolgreiches Jahr blickt Andreas Lau zurück. Er führt in Schönberg (Mecklenburg-Vorpommern) gemeinsam mit seinem Bruder Marco eine 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter starke Karosserie-, Lackier- und Mechanikwerkstatt. „Wir sind auch in 2024 weiter gewachsen“, berichtet der Inhaber. Dennoch gab es in diesem Jahr auch Herausforderungen: „Gerade die vielen administrativen Prozesse nehmen immer mehr Zeit in Anspruch, vor allem durch die gesteuerten Schäden“, erklärt der Unternehmer, wo der Schuh drückt. „Die unproduktiven Lohnkosten steigen leider stetig weiter.“ Daher setzen er und sein Team seit einigen Jahren auf Digitalisierung. [Über seine Erfahrungen damit hatte der Betriebsinhaber auch schon im Schadenspot auf der Automechanika berichtet. ](https://schaden.news/de/article/link/44181/zusammenfassung-schadenspot-automechanika-dienstag) Für das kommende Jahr stehe eine Sache besonders im Focus: „Die Motivation unsere Mitarbeiter auch weiterhin auf hohem Niveau zu halten um klasse Job, den sie tagtäglich leisten, weiterhin so zu machen.“ ## Nachwuchsgewinnung und Spezialisierung im Fokus Im nordrhein-westfälischen Herne konnte der Lack- und Karosserie Fachbetrieb Fresh Cars die für 2024 gesetzten Umsatzziele gut erreichen. Der Inhaber des K&L-Betriebes mit 18 Mitarbeitern, Vedat Ergün, erklärt: „Neben der abgeschlossenen Jaguar / Range Rover-Zertifizierung sind wir zum Jahresende besonders stolz auf zahlreiche neue Gewerbepartner in unserem Kundenkreis“. Doch genau wie in der gesamten Branche spüre man auch bei Fresh Cars den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern im Markt. „Wir machten es uns deshalb für dieses Jahr zur Aufgabe, das Handwerk gerade für die Jugend wieder attraktiv darzustellen und so auf unseren Beruf aufmerksam zu machen. Dafür präsentierten wir uns gezielt auf regionalen Weiterbildungsmessen und informierten auf sogenannten Zukunftstagen der Schulen“, erklärt Ronny Gonzalez Lombardero, Geschäftsführer bei Fresh Cars. Das Ergebnis: Der K&L-Betrieb konnte zahlreiche Praktikantinnen und Praktikanten im Unternehmen begrüßen und somit einen ersten Einblick in die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Kfz-Berufe geben. Dies hatte zur Folge, dass bereits jetzt schon ausreichend Azubi-Bewerbungen für das kommende Jahr vorliegen. Für 2025 setzt das Team um Vedat Ergün und Ronny Gonzalez Lombardero auf noch mehr Spezialisierung und Nischenangebote auf dem Gebiet. „Wir wollen uns zukünftig noch breiter aufstellen, beispielsweise im Bereich der Instandsetzung von Aluminiumkarossen oder Reparatur einzelner Bauteile. Auch der Bereich der Elektromobilität wird weiter ausgebaut“, betont Vedat Ergün. ## Kapazitätsgrenzen erreicht, Neubau in Planung Breiter aufstellen will sich auch die MG Die Autolackierer GmbH im Rhein-Erft-Kreis, denn aufgrund der hohen Auftragslage stößt der aktuelle Standort an seine Kapazitätsgrenzen. „Wir haben in diesem Jahr 400 Aufträge mehr abgearbeitet und das mit weniger Mitarbeitern und komplett ohne Schadensteuerung“, resümiert Betriebsinhaber Onur Cevik. Mit einem Neubau in Höhe von rund vier Millionen Euro will der 37-Jährige seinen Betrieb nun für die Zukunft aufstellen. „Es ist alles geplant: Im April soll der Spatenstich für die neue Halle erfolgen, im Frühjahr 2026 können wir bestenfalls schon umziehen.“ Auf einem insgesamt 6.500 Quadratmeter großen Grundstück direkt an der Autobahn soll dann eine 2.000 Quadratmeter große Werkstatt mit 300 Quadratmeter Verwaltungskomplex entstehen. Und für den Fall, dass später noch mehr Reparaturflläche benötigt wird, lässt der Unternehmer parallel eine zweite Halle errichten, die vorerst zur Vermietung angedacht ist. „Es gibt hier im Umkreis keine Industrie und auch keine anderen großen Neubauten. Damit setzen wir ein Zeichen und machen uns fit für die Zukunft. Die Zeit ist günstig und die Auftragslage bestätigt uns“, resümiert Onur Cevik. Der junge Unternehmer blickt demnach mehr als positiv ins neue Jahr, auch wenn der Neubau wohl noch einige schlaflose Nächte mit sich bringen wird.