2024-09-10T15:28:40+0000

Schadenspot: Mit Digitalisierung und Automatisierung gegen den Personalnotstand

Wie können Digitalisierung und Automatisierung dabei helfen, fehlende Fachkräfte zu kompensieren? Diese Frage stand heute im Mittelpunkt des ersten Schadenspots. Bei dem kompakten Talkformat auf der Bühne inmitten der Halle 11.1. standen dabei konkrete Strategien aus der Praxis im Mittelpunkt. Als Talkgäste gaben Betriebsinhaber Andreas Lau und Betriebsleiter Andrea Del Polito Einblicke in ihre Prozesse. PPG-Manager Arek Fiedorowicz zeigte zudem auf, mit welchen Tools der Lackhersteller heute und in Zukunft unterstützt. ## „Urlaubs- und Krankentage sorgen für Engpässe“ Zu Beginn des Talks betonte Betriebsinhaber Andreas Lau, der gemeinsam mit seinem Bruder die Bosch Service Lau GmbH in Mecklenburg-Vorpommern in zweiter Generation führt, dass bei ihm vor allem die Urlaubs- und Krankentage für personelle Engpässe sorgen. Seit der Corona-Pandemie sei der Krankenstand massiv angestiegen. Auf 19 Krankentage pro Mitarbeiter bezifferte er die aktuelle Zahl. „Bei zusätzlichen 30 Urlaubstagen und insgesamt rund 50 Mitarbeitenden kommt da schon einiges an Fehlzeiten zusammen“, resümiert der Betriebsinhaber. Diesen Trend bestätigte auch Betriebsleiter Andrea Del Polito von der Thedens GmbH. Der auf drei Standorte verteilte Familienbetrieb beschäftigt aktuell rund 70 Mitarbeitende. ## „Wir brauchen keine Werkstattleiter mehr“ Personalengpässe und -ausfälle versuchen beide Betriebe dabei über reibungslose Prozesse zu kompensieren. So erklärte Andrea Del Polito im Talk: „Unsere Prozessabläufe steuern wir seit mehreren Jahren komplett digital über den Processmanager von PPG. Der hat auch dafür gesorgt, dass wir keine Werkstattleiter mehr brauchen, da jeder Mitarbeiter über sein Tablet genau einsehen kann, welche Aufträge anstehen. Das hat für deutlich mehr Ruhe in der Werkstatt gesorgt.“ Die automatische Mischanlage MoonWalk und die digitale Farbtonfindung sorgen zudem dafür, dass die Fachkräfte sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. In Bezug auf den Farbtonfindungsprozess erklärte der Betriebsleiter: „Eine Fachkraft, die nur für die Farbtonfindung zuständig ist, kann man sich heutzutage nicht mehr leisten. Deswegen haben wir die Farbtonfindung komplett in die Annahme verlagert.“ Und auch sonst hat die Thedens GmbH im Laufe der Jahre viele Prozesse individuell auf ihre Bedürfnisse angepasst. So gibt es beispielsweise einen eigenen Reparaturkreislauf für Einzelteile. Zudem gibt es eine Personalunion mit einem benachbarten K&L-Betrieb für Karosseriebau-Aufträge. ## Mit digitalen Tools auch administrativen Aufwand reduzieren Auch in der Bosch Service Lau GmbH stehen optimierte Prozesse im Fokus. Der Inhaber nutzt dabei nach eigener Aussage alle digitalen Helfer, die ihm zur Verfügung stehen. Die Tools hätten neben der Zeitersparnis für die Mitarbeiter aber auch noch einen anderen
Nutzen: „Alles ist hell, aufgeräumt, mit modernster Technik versehen – das sorgt natürlich auch dafür, dass sich das Team wohlfühlt. Und natürlich macht das auch Eindruck auf die junge Generation, wenn sie sehen wie modern Handwerk heute ist“, sind sich beide sicher. ## PPG präsentiert neue digitale Tools in Frankfurt Den allgemeinen Trend zur Automatisierung bestimmter Werkstattprozesse nimmt auch Arek Fiedorowicz wahr. Der Technical Support Manager von PPG ist deutschlandweit in Betrieben unterwegs und unterstützt diese bei der Prozess- und Werkstattplanung. Die Nutzung digitaler Tools steige dabei kontinuierlich. Der Lackhersteller arbeitet zudem daran, seine digitalen Lösungen weiter auszubauen und miteinander zu vernetzen. Auf der Automechanika präsentiert PPG beispielsweise die neue Farbtonmanagement-Software LINQ Color sowie die sogenannte Magic Box. Mithilfe der neuen Tools könnten Fahrzeuglackierer beispielsweise ihre Lackierprozesse optimieren, erklärt der PPG-Manager während des Schadenspots. ## Nachwuchsakquise bleibt wichtiger Hebel im Kampf gegen Fachkräftemangel Letztlich gab er jedoch auch zu bedenken, dass auch die Automatisierung in der Werkstatt an Grenzen stößt: „Repariert wird immer noch von Menschenhand“, betonte Moderatorin Carina Hedderich. Die aktive Bemühung um Nachwuchs sei daher für jeden Betrieb unumgänglich. Andreas Lau und Andrea Del Polito zeigen, wie das funktionieren kann. Beide Betriebe stellen jedes Jahr mehrere Auszubildende ein, die nach den drei Jahren häufig auch übernommen werden. Mit Praktika und speziellen Angeboten für Schulklassen machen sie dabei auf das Handwerk aufmerksam. ## Live-Talk verpasst? Interessierte, die den Schadenspot nicht live auf der Messe verfolgen konnten, können diesen später als Aufzeichnung noch einmal anschauen. Der Mitschnitt wird voraussichtlich im Oktober auf dem YouTube-Kanal von Schadentalk online gestellt.
Lesens Wert

Mehr zum Thema