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2024-09-02T10:15:49+0000

Reparaturkosten E-Fahrzeuge: „Unterschied zu Verbrennern ist nicht so groß wie bisher behauptet“

Die Reparaturkosten für E-Fahrzeuge sind in der Branche viel diskutiert. Bis zu 30 Prozent höhere Kosten bei der Instandsetzung geistern – im Vergleich zu Reparaturkosten von Verbrennern – gegenwärtig durch die Branche. Doch sind die Zahlen wirklich so hoch? Die Prüf- und Sachverständigenorganisation DEKRA kommt bei der Auswertung ihrer Gutachten zu anderen Ergebnissen. Bereits seit 2022 vergleicht DEKRA die durchschnittlichen Reparaturkosten von Verbrennern und E-Fahrzeugen. Dafür wertet die Prüforganisation jährlich viele tausend Schadengutachten zu reparaturwürdigen Fahrzeugen aus. Nun liegen neue Zahlen für 2023 vor. Demnach sind E-Fahrzeuge in der Reparatur durchschnittlich nur rund 10 Prozent teurer als gleichwertige Verbrenner. „Es geht also keineswegs um Unterschiede von 30 oder 40 Prozent, die auch immer wieder innerhalb unserer Branche angegeben werden“, erklärt Bernd Grüninger, Mitglied der Geschäftsleitung bei DEKRA Automobil GmbH und Bereichsleiter Gutachten, im Gespräch mit schaden.news. ## Geringfügig höhere Kosten durch höheren Arbeitsaufwand Diese höheren Reparaturkosten lassen sich laut Bernd Grüninger durch die von vornherein höheren Arbeitsaufwände bei E-Fahrzeugen erklären: „Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Zum einen gibt es Betriebe, die für Elektrofahrzeuge höhere Stundensätze abrechnen – etwa aufgrund notwendiger zusätzlicher Qualifikationen ihrer Beschäftigten. Zum anderen sind bei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen in bestimmten Fällen zusätzliche Arbeiten nötig, wie etwa das spannungsfrei Schalten des Fahrzeugs. Diese Faktoren erklären die etwas höheren Reparaturkosten für Elektrofahrzeuge bei vergleichbaren Fahrzeugen und vergleichbaren Schäden“, führt der Bereichsleiter Gutachten bei DEKRA aus. ## Vergleichsgrundlage: Nur Fahrzeuge mit Erstzulassung 2020-2023 Im Gespräch mit schaden.news erläutert Bernd Grüninger, wie die Prüf- und Sachverständigenorganisation die Auswertung und den Vergleich genau durchgeführt hat. So wurden für eine adäquate Vergleichsgrundlage nur Schadengutachten von Fahrzeugen mit einer Erstzulassung zwischen 2020 und 2023 ausgewertet und verglichen. Denn: „Man kann nur dadurch eine genaue Vergleichsgrundlage schaffen, indem man Fahrzeuge mit ähnlicher Ausstattung an Fahrerassistenzsystemen und Bordelektronik betrachtet. Ein geringeres Fahrzeugalter bedeutet – unter anderem schon allein wegen der mehr verbauten elektronischen Fahrerassistenzsysteme und ihrer Sensorik – höhere Reparaturkosten, ganz unabhängig von der Antriebsart“, betont der Bereichsleiter Gutachten. Im Jahr 2023 analysierte DEKRA demnach rund 83.800 Schadengutachten. Davon stammten 61.702 von Verbrennerfahrzeugen und 22.064 von Fahrzeugen mit alternativen Antriebsarten. Bei letzteren beinhaltete die Reparatur bei lediglich 975 Fahrzeugen eine Erneuerung eines Hochvoltbauteils. ## DEKRA: „E-Fahrzeug-Reparatur rund zehn Prozent teurer als Verbrenner“ Die Auswertung ergab im Detail, dass die durchschnittlichen Reparaturkosten von Verbrennern nur geringfügig, nämlich rund zehn Prozent, niedriger lagen als die aller alternativ betriebenen Fahrzeuge zusammen. Die Analyse zeigte jedoch auch, dass die Erneuerung von HV-Bauteilen die Kosten nach oben treibt. Bei dieser Fahrzeuggruppe waren die Reparaturkosten mehr als dreimal so hoch wie bei Verbrenner- und auch E-Fahrzeugen ohne HV-Bauteilaustausch. „Die Anzahl ist aber mit 975 Fahrzeugen sehr gering“, erklärt Bernd Grüninger. Mehr als 200.000 Schadengutachten seien dafür bisher insgesamt im Detail ausgewertet worden. Bereits die Zahlen des Vorjahres, 2022, haben nach Aussage von Bernd Grüninger ein ähnliches Ergebnis zutage gefördert.
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