2024-06-19T10:11:19+0000

ZKF-Branchentreff: Starke Informationen und emotionale Diskussionen in Koblenz

Ein straffes Programm absolvierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Koblenz. Schadenrecht, Cyber-Security, der Umgang mit Fahrerassistenzsystemen oder die Unfallinstandsetzung und Kalibrierung von NIO Modellen – beim Branchentreffen des Zentralverbandes Karosserie- und Fahrzeugtechnik standen zahlreiche aktuelle Fachthemen auf der Agenda. Der im April dieses Jahres neu gewählte ZKF-Präsident Arndt Hürter zeigte sich im Video-Interview mit schaden.news zufrieden. Er selbst hielt in Koblenz seine erste Grundsatzrede, die sich vor allem mit den Herausforderungen der Karosserie- und Lackierbetriebe beschäftigte. ## Schadensteuerer kämpfen um das Vertrauen der Partnerwerkstätten Ein Höhepunkt des ZKF-Branchentreffens war die Diskussionsrunde mit den Schadensteuerern Innovation Group, HUK-Coburg und SPN. Michael Schnapp, Leiter Schaden Prozessmanagement der HUK, stellte deutlich heraus, dass der Kfz-Versicherer auch in Zukunft seine Preispolitik im Policen-Geschäft beibehalten wird. „Die Werkstattbindung bringt unseren Kunden einen Kostenvorteil von bis zu 20 Prozent. Die Preisführerschaft und ein niedriger Schadenaufwand sind für uns elementar.“ Jetzt gehe es in Coburg um die Weiterentwicklung des Werkstattnetzes, um den wachsenden Herausforderungen in Elektromobilität, Fahrzeugelektronik und -diagnose auch im freien Markt gerecht zu werden. Markus Unterberger, Vorstandsmitglied bei Innovation Group, erklärte in seinem Statement, dass der Schadensteuerer künftig auf mehr Transparenz bei Gateway und eine klarere Prozessstruktur setzen will. Mit EasyRepair sei man auf dem richtigen Weg mit der Zahlungszusage bei Auftragsvergabe mehr Geschwindigkeit und weniger administrativen Aufwand bei der Reparaturvermittlung zu bringen. Auch die SPN-Geschäftsführerin Dimitra Theocharidou-Sohns sieht in der Vereinfachung von Prozessen eine ihrer zentralen Aufgaben. Für sie sei aber vor allem gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Schadenmanagement. ## Heftige Kritik an Prozessen und Anforderungen im Schadenmanagement Als ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm und Verbandspräsident Arndt Hürter die Schadensteuerer mit Themen wie Zahlungsgeschwindigkeit und deutlichen Preisunterschieden bei Stundenverrechnungssätzen zwischen freien Betrieben und Markenwerkstätten konfrontierten, drehte sich die Stimmung. Aus dem Publikum kamen durchweg kritische Fragen: Warum soll die Partnerwerkstatt den Kunden in kürzester Zeit kontaktieren, der Schadensteuerer sei bei Rückfragen aber tagelang nicht erreichbar? Wieso verzögern sich Zahlungen der Rechnungen um Wochen oder gar Monate? Wie kann es sein, dass es Reparaturfreigaben gebe und im Anschluss eine unklare Haftung erklärt wird? Dies waren nur einige Themen, die auf Markus Unterberger, Michael Schnapp und Dimitra Theocharidou-Sohns einprasselten. Die Schadensteuerer hielten dagegen: Viele Rechnungen würden auch seitens der Werkstätten zu spät gestellt. Michael Schnapp stellte klar, dass Stundensätze von Markenbetrieben in Höhe von über 300 Euro in der Schadensteuerung nicht akzeptiert würden. Markus Unterberger sicherte zu, dass Freigabeprozesse beschleunigt und zuverlässiger werden. Dennoch hagelte es teils heftige Kritik an den Prozessen und Anforderungen im Schadenmanagement. Die zu geringen Stundensätze seien ein Grund
dafür, dass die Partnerwerkstätten ihre Fachkräfte bei ständig neuen Lohnforderungen nicht halten können. Der Geschäftsführer des BVdP, Michael Pinto, war der Meinung, dass Webportale wie Gateway den administrativen Aufwand nur erhöhen und nicht senken würden. Vor dem Hintergrund des akuten Personalnotstandes sei dies ein echtes Problem. Ein Vorschlag des ZKF-Präsidenten Arndt Hürter, auch in der Schadensteuerung den mittleren DEKRA-Reparaturstundensatz zu akzeptieren, kam beim Publikum gut an. Am Ende der Diskussion wurde aber vor allem klar, dass die Gegensätze im Schadenmanagement zumindest bei den Teilnehmern des ZKF-Branchentreffs größer erscheinen als die Gemeinsamkeiten. ## Erste Grundsatzrede von ZKF-Präsident Arndt Hürter In seiner Grundsatzrede griff Arndt Hürter die Kritik an der Schadenlenkung noch einmal auf und forderte die Betriebe auf, sich selbstbewusst gegenüber Kfz-Versicherern und Schadensteuerern zu zeigen. Er betonte den „Schulterschluss“ zwischen den Mitgliedsbetrieben und den Branchenverbänden und kündigte eine Verjüngung des ZKF-Vorstandes an. Die Herausforderungen sieht der Präsident des Zentralverbandes vor allem im Umgang mit der Elektromobilität und alternativen Antrieben, der raschen fahrzeugtechnischen Entwicklung sowie mit den neuen Automobilherstellern aus China. Die Reparaturkapazitäten werden laut Einschätzung von Arndt Hürter auch künftig knapp bleiben, weil sich der Fachkräftemangel kaum entspannen wird und viele Betriebsinhaber keine Nachfolgeregelungen finden. ## Ehrung und große Anerkennung für die Leistung von Peter Börner In Koblenz gab es aber nicht nur lebhafte Diskussion und zahlreiche Fachinformationen, sondern auch harmonische Momente. Wie stark sich die Mitglieder und die Spitze des Zentralverbandes Alt-Präsident Peter Börner verbunden fühlen, zeigte seine Ehrung während des Branchentreffens. Der langjährige Spitzenmann des ZKF wurde mit der „Goldenen Ehrennadel mit zwei Brillanten“ ausgezeichnet und erhielt die Ehrenpräsidentschaft des Zentralverbandes und des BSVK. Im Anschluss an die Würdigung zeige sich Peter Börner sehr dankbar für die gemeinsame Zeit als ZKF-Präsident und versprach, sich auch weiter für die Interessen der Werkstätten einzusetzen, auch im Rahmen seiner Vorstandstätigkeit für die EUROGARANT AutoService AG.
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