2024-04-10T11:24:28+0000

Pionier in der Elektromobilität: „E-Autos sind eine riesige Chance für freie Betriebe“

Das, was für viele Betriebe noch Neuland ist, gehört bei Dittmar & Stachowiak in Bochum längst zum „Brot- und Buttergeschäft“: Reparaturen an batterieelektrischen Fahrzeugen und HV-Batterien. Seit 2010 befassen sich die Inhaber Michael Dittmar und Thomas Stachowiak mit E-Autos – lange bevor die Mobilitätswende ins Rollen kam. „Ich habe das schon damals als große Chance für uns gesehen“, erinnert sich Michael Dittmar im Gespräch mit schaden.news. ## „Wichtig ist, erst einmal anzufangen“ Den nach wie vor zögerlichen Umgang vieler Werkstätten in Bezug auf die Instandsetzung von E-Autos kann er deshalb nicht verstehen. „Das ist ähnlich wie beim Umschwung von Vergaser auf Einspritzer – damals hieß es auch: das kann keiner. Natürlich muss jeder Betrieb erst in das Thema reinwachsen, aber prinzipiell kann jeder Betrieb E-Autos reparieren – davon bin ich fest überzeugt.“ Auch die damit verbundenen Investitionen in spezielle Schutzausrüstung oder Werkzeuge sei aus seiner Sicht kein Hindernis: „Ein Betrieb muss nicht sofort alles kaufen. Auch wir haben unsere Ausrüstung nach und nach erweitert. Wichtig ist, überhaupt erst einmal anzufangen!“ Seine Bochumer Werkstatt ist das beste Beispiel dafür. 2013 bewarb sich die Werkstatt als Servicepartner für die Streetscooter der Deutschen Post. „Reparaturanleitungen oder Stromlaufpläne gab es anfangs nicht, da hieß es ‚Learning by doing‘“, erklärt er. Mittlerweile betreuen Michael Dittmar und sein Team 230 Fahrzeuge der Postflotte in einem vertraglich geschützten Gebiet rund um Bochum. Reparaturen an den Hochvoltbatterien sind nicht nur Vertragsbestandteil, sondern mittlerweile auch an der Tagesordnung. Durchgeführt werden diese von drei Kfz-Meistern mit der höchsten Qualifikationsstufe 3S. „Alle Kollegen unseres Teams sind als elektrotechnisch unterwiesene Person (1S) qualifiziert und jeweils drei mit den Stufen 2S und 3S.“ ## „Wir brauchen klare Prozesse und pragmatische Lösungen“ Doch Michael Dittmar und sein Team kümmern sich nicht nur um Streetscooter, sondern um Elektroautos aller Hersteller. Das hat sich inzwischen über die Grenzen Bochums hinaus herumgesprochen – vor allem bei beschädigten HV-Batterien. „Generell sind alle HV-Batterien gleich aufgebaut. Es geht ja nie die ganze Batterie kaputt, sondern immer nur einzelne Module. Die Reparatur stellt eigentlich kein Problem dar, jedoch hängt es davon ab, ob das vom Hersteller überhaupt erlaubt ist und ob es auch entsprechende Ersatzteile gibt“, weiß der Experte. Gerade deshalb wünscht er sich in Bezug auf die Reparatur von Elektrofahrzeugen und HV-Batterien mehr Klarheit. „Wir brauchen klare Prozesse und vor allem pragmatische Lösungen.“ Dafür setzt er sich nicht nur als Betriebsinhaber ein, sondern auch ehrenamtlich als Vertreter der Bundesfachgruppe Freie Werkstätten vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). In dieser Funktion ist er beispielsweise auch Mitglied einer [Arbeitsgruppe vom Kraftfahrzeugtechnischen Institut (KTI), die aktuell ein branchenweites Grundsatzpapier zur Quarantänelagerung verunfallter Elektroautos erarbeitet.](https://schaden.news/de/article/link/43755/kti-ag-quarantaene) ## „Freie Werkstätten können sich als Experten positionieren“ Aus Sicht des Elektropioniers wird gerade in Bezug auf E-Autos häufig Panik verbreitet – auch durch die mediale Berichterstattung. „Dabei ist es erwiesen, dass E-Autos nicht häufiger brennen oder gefährlicher sind als Verbrenner. Zudem sind die Prozesse zur Spannungsfreischaltung so sicher, dass da überhaupt nichts passieren kann, solange man sich an die Vorgaben hält“, betont Michael Dittmar. Von den freien Betrieben in Deutschland erhofft er sich deshalb künftig nicht nur mehr Akzeptanz, sondern auch mehr Aktionismus. Denn gerade die neuen Modelle chinesischer Hersteller bieten aus seiner Sicht großes Potenzial: „Klar, noch fehlt es teilweise an Daten und auch die Registrierung bei NIO oder MG ist aktuell noch umständlich, aber auch das wird sich ändern. Und diese Hersteller haben keine Servicenetze in Deutschland, freie Werkstätten können sich hier also als Experten positionieren. Das ist eine riesige Chance!“
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