2023-11-21T13:03:47+0000

So unterstützt die IFL K&L-Betriebe und Sachverständige

Jeder Anwender eines Kalkulationssystems im K&L-Betrieb sollte schon einmal von der IFL-Liste gehört oder eine Technische Mitteilung der Interessengemeinschaft für Fahrzeugtechnik und Lackierung e.V. (IFL) in der Hand gehalten haben. Trotz alledem wissen nur wenige, was sich genau hinter der IFL verbirgt, welche Bedeutung ihre Arbeit für die Karosserie- und Lackierwerkstätten hat und wie beispielsweise die frei wählbaren Arbeitspositionen, welche die Experten gemeinsam mit Werkstattverbänden, Unternehmen und Förderern aus der Lackindustrie und Sachverständigenorganisationen erarbeitet haben, richtig anzuwenden sind. Aus diesem Grund besuchte schaden.news das Team im hessischen Friedberg, und schaute einmal hinter die Kulissen des Konsortiums. ## „Hilfestellung zur vollständigen und fachgerechten Kalkulation“ Gegründet wurde die IFL bereits im Jahr 2007, versteht sich heute als Interessenvertretung für die Karosserie- und Lackierbranche und vertritt sowohl die reparierenden und lackierenden Fachbetriebe als auch die Interessen von Kfz-Sachverständigen im Markt. Vorrangiges Ziel sei, Fehler und Mängel bei Arbeitszeitwerten für Karosserie- und Lackierarbeiten in den gängigen Kalkulationssystemen zu ermitteln und im Dialog mit dem jeweiligen Schadenskalkulationsanbieter und dem dahinterstehenden Automobilhersteller abzustellen. Mit der IFL-Liste, einer Sammlung frei wählbarer Arbeitspositionen, gibt die Organisation Werkstätten und Sachverständigen eine ergänzende Hilfestellung zur vollständigen und fachgerechten Kalkulation von Unfallschäden. Sie findet dann Anwendung, wenn verschiedene erforderliche Positionen nicht oder nur unvollständig in den Kalkulationsprogrammen berücksichtigt sind. Derzeit beschäftigt sich ein Arbeitskreis mit der mittlerweile siebenten Aktualisierung des Papiers. Die aktuelle Liste mit derzeit 91 Positionen und das ausführliche Tutorial dazu finden Sie hier . ## Dokumentation muss komplett und fachlich richtig sein Doch wie können K&L-Betriebe die frei wählbaren Arbeitspositionen im Reparaturalltag richtig nutzen? André Oliveira vom Team der IFL erklärt: „Durch den richtigen Einsatz der Liste im jeweiligen Kalkulationsprogramm sind Werkstätten in der Lage, zusätzliche Arbeiten, die im Reparaturablauf anfallen und notwendig sind, aber in den Herstellerinformationen und Programmen der Datenlieferanten unberücksichtigt bleiben, vollständig zu erfassen. Die zusätzlichen Werte bilden quasi den entstandenen Mehraufwand in Zeit und Kosten ab“. Voraussetzung dafür sei allerdings eine fachlich korrekte Schadenkalkulation durch entsprechend qualifiziertes Personal. Prinzipiell sollten IFL-Positionen, die in der Kalkulation verwendet werden, durch aussagekräftige Bilder oder entsprechende Dokumentationen belegt werden, ergänzt der Experte. Außerdem helfe das den Betrieben bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche. Dass dies mitunter ein regelrechter Kampf sein kann, bestätigt auch Stephan Kolodzinski. „Die Dokumentation muss komplett und fachlich richtig sein, nur dann lohnt sich im Nachgang auch die Diskussion um jede einzelne Position. Doch ohne zusätzliche und
eigene Nicht-Standard-Positionen oder IFL-Positionen sind keine vollständigen und somit fachgerechte Kalkulationen oder Sachverständigengutachten mehr möglich“, unterstreicht er. Allerdings sollte eine Doppelberechnung einzelner Arbeiten der Liste sowie deren unplausible Anwendung unbedingt vermieden werden. Dies führe erfahrungsgemäß zu unnötigen Diskussionen und Kürzungen seitens der Kfz-Versicherer oder deren Prüfdienstleistern. ## IFL empfiehlt korrekte Vorgehensweise Folgende Vorgehensweise wird von der Interessengemeinschaft für Fahrzeugtechnik und Lackierung e.V. für die Anwendung der IFL-Liste empfohlen: 1. Prinzipiell VIN-Abfrage durchführen, Ausstattungsvarianten prüfen und Randfahnencodes vorgeben 2. Tagesaktuelle OEM-Reparaturleitfäden abrufen und unterstützend zur Kalkulation oder Erstellung eines Sachverständigengutachtens nutzen. 3. Fehlende, aber für eine vollständige und fachgerechte Reparatur erforderliche Positionen können ergänzend aus der IFL-Liste in die bestehende Kalkulation übernommen werden. 4. Kalkulation auf Plausibilität und Vollständigkeit prüfen. Doppelt aufgeführte Positionen sollten unbedingt vermieden werden. 5. Bei Unstimmigkeiten oder Auffälligkeiten bezüglich fehlender Positionen, unrealistischer Arbeitswerte oder falsch zugeordneter Ersatzteile wird empfohlen, sich direkt an die IFL oder den entsprechenden Schadenkalkulationsanbieters zu wenden. Alle Details dazu, wo die IFL-Liste in den jeweiligen Kalkulationssystemen zu finden ist, erfahren Sie in der Bildleiste. ## Jeder einzelne Betrieb profitiert von aktiver Mitarbeit Des Weiteren erstellt die Interessengemeinschaft regelmäßig Technische Informationen, die für die Arbeiten in den Werkstätten relevant sind. Sie entstehen aufgrund unvollständiger Reparaturleitfäden der Hersteller oder wechselnden Produktionschargen der Ersatzteillieferanten. Aber auch geänderte technische oder gesetzliche Vorgaben können ein Grund für die Herausgabe einer neuen TeMi sein. Bei der Erstellung einer solchen Mitteilung ist allerdings auch die Zuarbeit der Betriebe gefragt. „Häufig sind wir dabei auf aufmerksame Werkstatt-Mitarbeiter oder Sachverständige angewiesen, denen Unregelmäßigkeiten in den Kalkulationssystemen und Herstellerinformationen auffallen“, betont Stephan Kolodzinski, Technischer Referent der IFL. Für diesen Fall stehe in den Online- Kalkulationssystemen oder auf der IFL-Internetseite ein spezieller Meldebogen zur Verfügung, der entweder direkt aus der Kalkulation heraus oder online mit den entsprechenden Fehlermeldungen vervollständigt und versendet werden kann. Diese werden im Anschluss vom Team in Friedberg überprüft und in Absprache mit Fahrzeugherstellern, Importeuren oder Datenlieferanten bearbeitet. Die darauffolgende Veröffentlichung einer Technischen Mitteilung habe zum einen das Ziel, Betriebe auf die entsprechende Problematik hinzuweisen und zum anderen, Korrekturen in den Datensätzen, Leitfäden und Unterlagen der Hersteller zu beschleunigen, erklärt der Fachmann. ## Zeitstudie für Übergabezustand Karosserie an Lack in Planung Aktuell arbeitet die Interessengemeinschaft an einer Studie, die den „Zeitanteil“ der zur fachgerechten Herstellung des Übergabezustandes Karosserie an Lack definiert. Dazu trafen sich die Experten einer entsprechend gebildeten Arbeitsgruppe Ende Oktober in Unterföhring zum zweiten Mal, um die weitere Vorgehensweise in Vorbereitung auf eine entsprechende Zeitstudie zu ermitteln. Die Zeitanalysen für den Übergabezustand sollen in geeigneten K&L-Betrieben durchgeführt werden, mit dem Ziel, diesen erfassten Aufwand klar zu definieren und später in die Kalkulationssysteme übertragen zu können.