IFL: Wegweisende Beschlüsse für den Schadenmarkt

Kaum eine Institution im Unfallschadenmarkt versammelt so viel Kompetenz wie die Interessengemeinschaft Fahrzeugtechnik und Lackierung (IFL). In dem Branchenverein treffen sich seit Jahren das Kfz-Gewerbe, die Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierung und der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik sowie Sachverständigen-Organisationen und Datenlieferanten. Am 19. September trafen sich die Mitglieder nun zur Jahrestagung. In der Hauptgeschäftsstelle des ZKF wurden richtungsweisende Beschlüsse gefällt. ## Realistische Arbeitszeitwerte im Blick Die IFL-Experten Stephan Kolodzinski und André Oliveira erarbeiten Jahr für Jahr zahlreiche technische Mitteilungen, die den Betrieben konkrete Arbeitspositionen und Reparaturhinweise liefern, die für die Kalkulation der Schadenkosten immens wichtig sind. Bei der Sitzung in Friedberg hob IFL-Vorstand Peter Börner die Bedeutung der Arbeit der Interessengemeinschaft hervor, vor allem vor dem Hintergrund der Anpassung von Kalkulationsdaten bei den Schadendatenlieferanten. „Unser Ziel ist es, wichtige Hinweise in den Kalkulationssystemen zu integrieren, um die Anwender auf zusätzliche, notwendige und erforderliche Arbeitsschritte, Material und Spezialwerkzeug oder individuelle Vorsichtsmaßnahmen aufmerksam zu machen“, erklärte Stephan Kolodzinski vor den rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Treffens. ## Branchenverbände bringen Nachhaltigkeitssiegel auf den Weg Doch bei der Gremiensitzung der IFL-Mitglieder ginge es nicht nur um „viele Lücken in der Schadenkalkulation“ und Wege, diese zu schließen, sondern auch um Einflussnahme auf Marktstrukturen. [So einigten sich die Branchenverbände ZKF, ZDK, BFL und BVdP auf die Schaffung eines branchenweit einheitlichen Siegels zur Definition von Nachhaltigkeit in der Unfallschadenreparatur.](https://schaden.news/de/article/link/43644/branchenverbaende-einigen-sich-auf-nachhaltigkeitsstandards-bei-unfallreparatur-1) Die Aufgabe von der Interessengemeinschaft ist es jetzt, die Umsetzung des Siegels zu organisieren. „Wir haben die einmalige Chance, die Standards für eine Zertifizierung selbst zu definieren“, betonte ZDK-Vorstand und Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün. Die Verbände wollen mit der Initiative ein „Wirrwarr“ unterschiedlicher Kriterien vermeiden. Denn ohne ein gemeinsames Vorgehen, würden Kfz-Versicherer und Schadensteuerer viele verschiedene Standards festlegen. Das wäre ein Problem für die Werkstattwelt. „Daher wollen wir ein unabhängiges Siegel schaffen, dass für den gesamten Schadenmarkt gilt“, unterstrich Thomas Aukamm in Friedberg. Die Interessengemeinschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. Denn über IFL sollen ein Konzept zur Auditierung sowie konkrete Standards entwickelt werden, die dann die Grundlage für die Zertifizierung von Betrieben bilden. ## Studie zur Übergabe Zustand der Karosserieinstandsetzung in den Lackierprozess Eine Streitthema der Branche stand ebenfalls im Mittelpunkt der Diskussion unter den IFL-Mitgliedern: Die Bewertung von Arbeitszeiten bei der Übergabe von der Karosserie- an die Lackierabteilung. CAB-Chef Sven Amelang stellte die Projektstudie vor, die hier mehr Klarheit bringen soll. Denn oftmals ist unklar, wer die Arbeitszeiten abrechnen kann – gerade, wenn Karosseriearbeiten nur teilweise ausgeführt wurden und der Lackierbetrieb dann mit einer mangelhaften Untergrundvorbereitung zu kämpfen hat. „Wurden die Karosseriearbeiten bereits vollständig berechnet, aber nicht hinreichend erledigt, bleibt für die fachgerechte Herstellung im Lackierbetrieb keine abrechenbare Arbeitszeit übrig“, führte der neue gewählte IFL-Vorstand und BFL-Präsident Steven Didssun aus. Ein Problem, dass man bei der Interessengemeinschaft nun mit der Studie anpacken will. ## Immer weniger vollständige Reparaturinformationen der Automobilhersteller Bei der IFL-Sitzung in Friedberg wurde deutlich, wie stark sich die Interessengemeinschaft bei relevanten Themen im Schadenmarkt einbringt. Passende Arbeitszeitwerte, konkrete Reparaturhinweise und Definition des realistischen Aufwandes bei der Unfallschadeninstandsetzung – die Bedeutung der Vereinigung für die Branche ist in den vergangenen Jahren gewachsen und wird in Zukunft wohl immer größer. Denn immer weniger Automobilhersteller stellen dem Reparaturmarkt ausreichende Reparaturinformationen zur Verfügung, so die einhellige Meinung bei dem Treffen in Friedberg. Das nächste Thema der Experten steht übrigens schon auf der Agenda: Die Überprüfung von Diagnose und Rekalibrierung der Fahrerassistenzsysteme.

Vorstand neu gewählt

Die Interessengemeinschaft besteht aus verschiedenen Konsortien. Neben den Branchenverbänden ZKF, ZDK und BFL zählen auch die Organisationen von Sachverständigen wie TÜV, DEKRA, SSH Schaden-Schnell-Hilfe, BVSK sowie die Datenlieferanten Solera Audatex AUTOonline, DAT und Eurotax Schwacke zu den Mitgliedern. Zudem unterstützen Fördermitglieder den Verein, unter denen auch schaden.news ist. Bei der vergangenen Sitzung in Friedberg wurden ZKF-Präsident Peter Börner, ZDK-Vorstand Detlef Peter Grün wiedergewählt sowie der neue BFL-Präsident Steven Didssun in den Vorstand berufen. Der Bundesverband der Partnerwerkstätten BVdP ist bisher Gastmitglied der Interessengemeinschaft.

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