2023-08-30T08:05:51+0000

135 Jahre Glasurit: Von der Farbe zur Hightech-Beschichtung

Die Reparaturlackmarke Glasurit feiert in diesem Jahr ihr 135-jähriges Jubiläum. schaden.news nahm dies zum Anlass, um mit den Beschichtungsexperten von BASF Coatings über die Entwicklung der Autolacke zu sprechen. Was waren die wichtigsten Meilensteine der Münsteraner? Worauf kommt es heute bei der Entwicklung neuer Reparatur- und Serienlacke an und wie wird gewährleistet, dass die Lackierung die Funktionalität von Radar- und Lidarsensoren nicht stört? Simon Korte (ECR/TCP Pigments & Tools), Cinthia Gutierrez Oliveros (Global Marketing - Automotive Refinish Coatings Solutions) sowie Tina Allhoff (Marketing Management Deutschland) geben im Interview Antworten auf diese Fragen. ___Die Entwicklung der Autoreparatur-Lacke in den letzten 100 Jahren war enorm. Was waren die wichtigsten Meilensteine in der Glasurit-Historie?___ __Tina Allhoff:__ Vor 135 Jahren legte Max Winkelmann den Grundstein für sein Unternehmen, aus dem die weltweit erfolgreiche Autoreparaturlackmarke Glasurit hervorging. Seitdem hat Glasurit die Entwicklungen der Lacktechnologien nicht nur mitgemacht, sondern auch maßgeblich mitgestaltet und ist immer wieder in die Lackgeschichte eingegangen. 1925 begann Glasurit am Standort Münster mit der Produktion von Lacken. Diese Lacke ermöglichten die erste Spritzapplikation für Autos in Deutschland. Ein weiterer wichtiger Meilenstein war 1964 die Einführung der Reihe 54, das erste Metallic-Basislack-Klarlack-System für die Autoreparaturlackierung. 1992 brachte Glasurit als einer der ersten Hersteller weltweit mit der Glasurit Reihe 90 ein wasserbasiertes Reparaturlacksystem auf den Markt. Der nächste Schritt wurde 2020 mit der Glasurit Reihe 100 unternommen, dem branchenführenden und fortschrittlichsten Wasserbasislacksystem. Heute geht die Produktpalette von Glasurit weit über Reparaturlacke hinaus. Glasurit bietet innovative Lösungen für die Farbtonbestimmung, zertifizierte Techniker und Berater, ein umfassendes Angebot an Beratungsdienstleistungen zur Steigerung der Effizienz und ein globales Netzwerk von Schulungszentren. ___Lackierungen müssen heute – neben den optischen –mehr denn je funktionale Kriterien erfüllen. Stichwort Radar- und LiDAR-Sensoren. Wie unterstützt BASF die OEMs konkret in dieser Hinsicht?___ __Simon Korte:__ Wir sind bereits seit mehreren Jahren dabei, radarfähige oder unkritische Reparaturlacke gemäß der OEM-Spezifikation zu entwickeln und unseren Kunden zur Verfügung zu stellen. Die Zahl der radarfähigen, nach OEM-Spezifikation geprüften Farbtöne innerhalb unserer Lacksysteme werden stetig größer und wir arbeiten konsequent an der Erweiterung unseres Portfolios in diesem Sektor. Innerhalb dieser Jahre haben wir uns ein gutes Know-how im Unternehmen erarbeitet. BASF Coatings hat ein funktionsübergreifendes Expertenteam zusammengestellt, das aus Physikern, Chemikern, Ingenieuren, Coloristen, Anwendungsexperten, Lackierern, Marketing und Key Account Management besteht und das Thema aus allen Blickwinkeln betrachtet. Darüber hinaus engagieren wir uns in externen Arbeitsgruppen, wie z.B. einer Arbeitsgruppe vom Deutschen Institut für Normung (DIN), um langfristig gute Lösungen für diese Technologien zu fördern und zukunftsfähig zu bleiben.
___Wie verhält es sich mit kritischen, zum Beispiel sehr hellen Farbtönen mit hohem Hell-Dunkelflop? Diese sind aufgrund der Radardämpfung problematisch. Wie wird mit diesen Farbtönen umgegangen?___ __Simon Korte:__ In der Vergangenheit wurden Lackfarben von vielen OEMs aufgrund ihrer RADAR-Fähigkeit in den Entwicklungsphasen ausgeschlossen. Bei BASF Automotive Refinish Coatings Solutions arbeiten wir derzeit daran, alle kritischen Farbtöne in die OEM-Spezifikationen zu bringen, indem wir die Rezepturen bei Bedarf überarbeiten, und in vielen Fällen gelingt uns das problemlos. Es kann jedoch Fälle geben, in denen sehr kritische Farbtöne eine Herausforderung darstellen können, um ein Gleichgewicht zwischen Farbton und RADAR-Fähigkeit zu finden, da uns die Physik irgendwann ihre Grenzen aufzeigen wird. In Zukunft – da das Verständnis des Marktes für das Problem und die möglichen Lösungen weiterwächst – werden vermutlich Veränderungen stattfinden. Der Lack ist nicht der einzige Anpassungsfaktor, um die RADAR-Kompatibilität zu gewährleisten. RADAR-Hersteller, Teilelieferanten und auch Designer arbeiten gemeinsam mit uns an sinnvollen Lösungen, um sowohl den Sicherheitsanforderungen als auch den Erwartungen der Kunden gerecht zu werden. Ich könnte mir vorstellen, dass einige OEMs in Zukunft auch RADAR-kritischere Farbtöne wieder in ihr Sortiment aufnehmen werden, da sie alternative Lösungen in ihrem Sortiment gefunden haben. Der größte Treiber der vergangenen Jahre war, dass Farbtöne zu bestehenden Baureihen passen mussten, da eine Änderung der Baureihe zu aufwendig war. Aus diesem Grund hat man dann die Grenzwerte für den Lack angepasst hat, um die Funktionsfähigkeit sicherzustellen. Wir haben und werden in diesem Punkt weiterhin unser Möglichstes tun, dass das Thema RADAR inzwischen schon viel früher beim Fahrzeugdesign berücksichtigt wird, so dass die Lackierung kein so wichtiger Faktor mehr sein wird. ___Bei der Reparaturlackierung stehen heute mehr denn je Nachhaltigkeit und Effizienz im Fokus. Worauf wird es in den nächsten Jahrzehnten ankommen?___ __Cinthia Gutierrez Oliveros: __Nachhaltigkeit wird noch viele Jahre ein Thema bleiben, und es wird immer einen Bedarf an Effizienzsteigerungen geben. Die Fahrzeuge werden immer komplexer, wir alle hören viel über die Zukunft der Mobilität. Das Wichtigste wird sein, sich rechtzeitig anpassen zu können. Für diejenigen, die dazu in der Lage sind, wird die Zukunft interessante Erfolgschancen bieten. Wir arbeiten ständig an Innovationen und entwickeln neue Technologien, verbesserte Trocknungszeiten, effiziente Prozesse, Farbtongenauigkeit sowie an der Weiterentwicklung neuer digitaler Tools, um unser Portfolio für Lacke und darüber hinaus zukunftssicher zu halten. Eine unserer Prioritäten ist es, Effizienzsteigerungen zu erzielen und neue Technologien zu nutzen, um unseren Kunden zu helfen, nachhaltig, wettbewerbsfähig und immer einen Schritt voraus zu sein.
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