2023-06-14T11:07:31+0000

Betriebsporträt: „Die Übergabe ist geplant und ich habe vollstes Vertrauen in meinen Sohn“

Wer mit Jürgen Felz spricht, merkt schnell: Dieser Mann macht keine halben Sachen. Was immer der 59-jährige Fahrzeuglackierermeister anfängt, zieht er mit vollem Einsatz und viel Herzblut durch. Mit 15 Jahren begann er seine Fahrzeuglackierer-Ausbildung bei Mercedes Benz, folgte damit seinem Vater, der ebenfalls Fahrzeuglackierermeister ist. „1998 habe ich schließlich meinen eigenen Betrieb gegründet, damals als reine Lackiererei auf 200 Quadratmetern“. Doch bereits nach fünf Jahren überstieg die Nachfrage die Kapazitäten deutlich. Jürgen Felz reagiert, kauft den heutigen Firmensitz in Wörrstadt, baute diesen um und erweiterte sein Geschäftsfeld in diesem Zusammenhang um eine Karosserie-Abteilung. ## Zwei Geschäftsfelder: Schadensteuerung und Classic Cars Heute reparieren Jürgen Felz und sein 9-köpfiges Team vor allem gesteuerte Unfallschäden für Kfz-Versicherer und Schadensteuerer, aber auch Leasingrückläufer für Autohäuser. Außerdem hat sich der Familienbetrieb in den letzten Jahren auch einen Namen in der Old- und Youngtimerszene gemacht. „Einen Teil meiner Halle vermiete ich an einen Karosseriebauer, der auf die Restaurierung von VW Karmann-Ghia spezialisiert ist. Dadurch habe ich mich 2014 intensiver mit der Thematik beschäftigt und hier eine Chance für mich und meinen Betrieb gesehen“, erklärt der Unternehmer. Zwischen vier und zehn Classic Cars werden in Wörrstadt in Rheinland-Pfalz im Jahr restauriert. „Mehr ist neben dem Tagesgeschäft und auch aus Platzgründen einfach nicht drin.“ Denn die Arbeit an den alten Schätzchen ist zeitintensiv und wird oft erst nach dem Feierabend angegangen. Die Leidenschaft für’s alte Blech hat inzwischen auch den Betriebsjunior gepackt – ein Glücksfall, wie Jürgen Felz betont. Denn Fachkräfte sind ohnehin rar gesät und solche mit der Expertise für Old- und Youngtimer noch seltener. „Mein Sohn Elias ist 23 Jahre alt und Karosseriebaumeister. Das Interesse für die Restaurierung kam bei ihm von selbst. Inzwischen kümmert er sich absolut selbstständig um diese Arbeiten. Dabei holt er sich auch Rat von dem Karmann-Ghia-Experten und erweitert so sein Wissen und Können“, erklärt Senior Jürgen Felz. ## Übergabe an die nächste Generation: Der Zeitplan steht Wird das Geschäftsfeld mit den Classic Cars künftig weiter ausgebaut? Diese Entscheidung überlässt Jürgen Felz bewusst seinem Sohn, der den Betrieb in ein paar Jahren übernehmen soll. „Die Übergabe ist geklärt, mein Sohn hat bereits bekundet, dass er den Betrieb weiterführen will. Wir haben uns einen groben Zeitplan erstellt: Die nächsten zwei Jahre soll er praktische Erfahrung in der Werkstatt sammeln, verantwortet aktuell bereits die Teilekoordination und soll demnächst auch die Planung der Werkstattabläufe übernehmen“, erklärt Jürgen Felz seine Strategie. Anschließend soll Elias Felz auch stärker in die administrativen Prozesse einbezogen werden und in vier bis fünf Jahren soll schließlich Geschäftsführung und -leitung übernehmen. ## Wichtige Tipps für die Betriebsübergabe Jürgen Felz, der u.a. Obermeister der Karosseriebauer-Innung Reinhessen und stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Mainz-Bingen war, weiß, dass das wichtigste Gut bei der Übergabe an die nächste Generation das Vertrauen ist. „Mein Sohn darf auch Fehler machen. Das ist mir ganz wichtig, denn daraus lernen wir. Ich habe während meiner ehrenamtlichen Tätigkeit viele Betriebsübergaben begleitet und viele sind geplatzt, weil der Inhaber kein Vertrauen in seinen Nachfolger hatte“, erklärt er. Hinzu kommt aus Sicht des erfahrenen Handwerkers: „In unserer Branche ändert sich viel, also müssen auch Nachfolger etwas ändern. Es kann nicht alles beim Alten bleiben, sonst wird man irgendwann überholt.“ Abschließend gibt Jürgen Felz allen Betriebsinhaberinnen und -inhabern, die eine Übergabe planen, noch einen Tipp mit auf den Weg: „Eine Betriebsnachfolge findet nur, wer auch ein gesundes Unternehmen übergibt. Als feststand, dass mein Sohn übernimmt, habe ich bewusst noch einmal neue Verträge mit Auftraggebern abgeschlossen und so den Betrieb hochgefahren.“
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