2023-04-19T10:36:38+0000

„Die HUK-Coburg steht zu ihrem Wort“

_Vermittlungsquote, Stundensätze und Kostendruck – im Exklusiv-Interview mit schaden.news spricht Thomas Geck (Leiter Schadenprozessmanagement) über die aktuelle Entwicklung im Schadenmanagement der HUK-Coburg._ ___Herr Geck, wie hat sich das Steuerungsvolumen in den ersten Monaten dieses Jahres bei der HUK-Coburg entwickelt?___ __Thomas Geck:__ Wir steuern wieder ein ganzes Stück mehr als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres, aber wir sind noch nicht auf dem Niveau des Jahres 2019. Ich bin aber optimistisch. Im ersten Quartal bewegen wir uns schon mit merklichen Schritten in Richtung Vor-Krisen-Niveau. ___Nach bei uns vorliegenden Informationen soll es Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Reparaturaufträgen geben.___ __Thomas Geck:__ Die Vermittlungsquote ist derzeit recht hoch. Allerdings sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Schadenaußenstellen momentan stark ausgelastet. Wir wollen auch im Haftpflichtschaden möglichst schnell am Kunden sein, um in die Partnerwerkstätten zu vermitteln. Deshalb treiben wir unsere Telematik-Tarife und die digitale automatische Unfallmeldung voran, um künftig noch effektiver ein möglichst hohes Reparaturvolumen in die Partnerwerkstätten zu steuern. Übrigens auch als Gegengewicht zu den E-Call Systemen der Automobilhersteller. Daran müssen auch die Betriebe ein Interesse haben. ___Stichwort Inflation: Einige Betriebe spüren derzeit nicht nur einen starken Kostendruck, sondern erleben auch eine wachsende Bereitschaft ihrer Kunden, öfter fiktiv abzurechnen. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?___ __Thomas Geck:__ Das können wir nicht bestätigen. Für die HUK-Coburg stellen wir keine nennenswerte Veränderung bei der fiktiven Abrechnung fest. Im Gegenteil: Wir haben Quoten, die unter dem Jahr 2019 liegen. ___Die stark gestiegene Teuerungsrate geht auch an der HUK-Coburg nicht spurlos vorbei. Die Schaden-Kosten-Quote hat sich im Jahr 2022 deutlich verschlechtert. Welche Folgen hat diese Entwicklung für die Partnerwerkstäten?___ __Thomas Geck:__ Natürlich sind die Werkstatt- aber vor allem die Ersatzteilpreise in den vergangenen Monaten extrem stark gestiegen. Wir konnten in den vergangenen Jahren beobachten, dass die Kostensteigerungen bei Ersatzteilen deutlich höher liegen als die durchschnittliche Inflationsrate. Das wirkt sich natürlich auch auf unsere Schaden-Kosten-Quote aus. In Richtung Werkstätten müssen wir abwarten, wie sich die Kosten weiterentwickeln. Wir haben im Oktober vergangenen Jahres einen ordentlichen Aufschlag auf die Stundensätze gegeben, der bis zum 30. April befristet sind. Die Gründe für die Erhöhung sind klar: steigende Energiekosten, Liquiditätsbindung als Folge der mangelnde Teileversorgung, längere Standzeiten, höhere Mietwagen- sowie Materialkosten. Wir schauen jetzt, wie sich die Kosten, auch vor dem Hintergrund der Löhne in den Werkstätten, weiter entwickeln. In den nächsten Tagen sind wir spruchreif, wie wir bei den Stundensätzen weiter vorgehen. ___Was heißt das genau?___ __Thomas Geck:__ Wir berücksichtigen die Kostensituation der Betriebe und diskutieren mit dem Vorstand jetzt Ende April. Dann treffen wir die Entscheidung, ob es bei der
Erhöhung bleibt oder noch einmal Veränderungen gibt. Grundsätzlich hat die HUK-Coburg im vergangenen Jahr gezeigt, dass wir auf veränderte Situationen reagieren. Blicken wir auf 2022: Im Frühjahr haben wir die Stundensätze regulär erhöht, dann noch einmal zum 1. Juni und zum letzten Mal deutlich im Herbst. Wenn sich im Verlauf dieses Jahres noch eine nicht vorhersehbare Entwicklung zeigt, muss man eventuell auch noch einmal unterjährig reagieren. ___Sie gehen also momentan ohne Zusagen zum Stundensatz in die laufenden Jahresgespräche.___ __Thomas Geck:__ Die Jahresgespräche, die bereits Anfang Februar gestartet sind, verliefen bisher ohne Zusagen zur Anpassung von Stundensätzen, das ist richtig. Im Moment ist die Entwicklung so dynamisch, dass wir zu Beginn des Jahres keine Aussage treffen konnten. In den Gesprächen mit unseren Partnerwerkstätten diskutieren wir aber auch über weitaus mehr als nur über die Stundensätze. Es geht vor allem um regionale Marktentwicklung, Steuerungsvolumen, Kundenzufriedenheit und vieles mehr. Damit wollten wir nicht warten. Der überwiegende Teil der Betriebe geht unseren Weg übrigens so mit. Es ist aber auch richtig, dass manche Betriebe keine Volumenzusagen ohne Vereinbarung zu Stundensätzen geben wollen. Klar ist aber: Die HUK-Coburg steht zu ihrem Wort. ___Eine separate Abrechnung des Lackmaterials wird es also weiterhin nicht geben?___ __Thomas Geck:__ Nein, es bleibt bei den bestehenden Modalitäten. Schauen Sie, bei den Erhöhungen, die wir im Juni und Oktober durchgeführt haben, wurden die besonderen Kostensteigerungen beim Lackmaterial immer berücksichtigt. Deshalb haben wir den Stundensatz für Lackierarbeiten bei jeder Anpassung um jeweils zwei Euro stärker angehoben als für Karosseriearbeiten. Das war übrigens auch bei der regulären Preisanpassung im Januar vergangenen Jahres ähnlich. ___Unsere aktuelle Konjunktur- und Stimmungsumfrage hat gezeigt, dass nicht nur die Kostenbelastung in den Betrieben hoch ist, sondern auch der Auslastungsgrad – vor allem in den Partnerwerkstätten. Spüren Sie Kapazitätsengpässe?___ __Thomas Geck:__ Auch wir erleben derzeit eine insgesamt hohe Auslastungssituation. Unsere Netzwerkentwickler und der Werkstattbeirat haben uns bestätigt, dass die Situation angespannt ist. Eine andere Frage ist allerdings, ob die HUK-Coburg das eigene vermittelte Reparaturvolumen in den Partnerwerkstätten, die eben auch für andere Steuerer arbeiten, unter bekommt. Hier stellen wir fest, dass unser Reparaturaufträge in den Betrieben ohne Probleme abgearbeitet werden. Das freut uns sehr. ___Vielen Dank für unser Interview.___
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