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2023-04-19T10:30:56+0000

„2,5 Millionen Altfahrzeuge – das sind 3,5 Millionen Tonnen hochwertiger Rohstoff pro Jahr“

Auf 50.000 Quadratmetern Fläche erstreckt sich der Hauptstandort von LRP Autorecycling GmbH in Krostitz bei Leipzig. Die LRP GmbH unterhält fünf Standorte – neben der Zentrale im sächsischen Krostitz auch noch in Leipzig, Chemnitz, Magdeburg und Erfurt. Damit ist LRP nach eigenen Angaben der größte Fahrzeugdemontage-Betrieb in Deutschland. Rund 1.300 Fahrzeuge stehen hier am Hauptstandort sauber aufgereiht, immer fünf hintereinander und zwei übereinander. Mit dem Schmuddel-Image, das der Branche der Autoverwerter nicht zuletzt durch Reality-TV-Serien lange Zeit anhaftete, hat dieses Auto-Recyclingunternehmen nichts gemein. Selbst die Fahrzeuge, die schon den letzten Weg durch die Presse gegangen sind, sind ordentlich übereinandergestapelt. ## Wahre Schätze in scheinbar endlos langen Lagerhallen „Hier lagern die wahren Rohstoffe“, deutet Geschäftsführer Michael Meinel, der den Standort in Krostitz leitet, auf eine der Lagerhallen. In scheinbar endlosen Regalen auf 6.000 Quadratmetern warten dort Türen, Kotflügel, Stoßstangen, Sitze und Tür-Innenbleche auf einen neuen Abnehmer. Alles ist streng katalogisiert und mit einem Barcode versehen. In der Demontage-Halle steht ein Mitarbeiter an einer beleuchteten Box und setzt eine Seitenscheibe ins rechte Licht, damit er sie fotografieren und in die Ersatzteilbörse einstellen kann. Dort können diese dann über die gängigen Ersatzteil-Handelsplattformen gekauft werden. „Der Großteil der Abnehmer sind Karosserie- und Mechanikwerkstätten“, weiß Michael Meinel. „Dabei hat sich der Ersatzteilhandel vom Tresengeschäft zum reinen Online-Geschäft entwickelt“, erklärt der LRP-Geschäftsführer. Nicht immer lagern die bestellten Teile der Kunden in den Hallen. Sondern noch direkt am Fahrzeug. Ebenfalls katalogisiert und mit einem Barcode versehen, werden sie erst auf Kundenbestellung demontiert, verpackt und verschickt. ## Restwertbörse CARTV als langjähriger Partner Die Fahrzeuge, die in Krostitz und den vier weiteren Standorten der LRP Autorecycling GmbH zerlegt werden, kommen unter anderem über Restwertbörsen wie CARTV zu dem Recyclingunternehmen. Andreas Reiter, Director für Sales und Marketing bei CARTV erklärt: „Über uns erhalten die Verwerter die Altfahrzeuge zu Fixpreisen.“ Bereits seit Jahren arbeiten CARTV und LRP zusammen. Bei der Restwertbörse CARTV können Händler und Verwerter wie die LRP Autorecycling pro Tag auf mehr als 4.500 neu eingestellte Fahrzeuge zugreifen und auf diese bieten. Alle notwendigen Informationen zum Fahrzeug sind dafür auf der Plattform CARTV sky hinterlegt. Auch die gesamte Abwicklung mit dem bisherigen Fahrzeugeigentümer und dem Versicherer übernimmt die Restwertbörse auf Wunsch mit dem sogenannten All4You Abwicklungsservice. ## Wachsendes Potenzial Doch zurück zur LRP-Zentrale nach Krostitz. Knut Rodewald, Geschäftsführender Gesellschafter des Mutterunternehmens Mitteldeutsche Autorecycling Holdinggesellschaft (MAR) geht von 2,5 Millionen Altfahrzeugen pro Jahr aus, die in
Deutschland anfallen. „Davon versickern rund zwei Millionen. Lediglich 500.000 alte Fahrzeuge kommen in den Recyclingbetrieben an.“ Er rechnet vor: „2,5 Millionen Fahrzeuge – darin stecken 3,5 Millionen Tonnen hochwertiger Rohstoff.“ Das Ziel des LRP-Teams ist es, dieses Potenzial zu bergen. Dafür legt das Unternehmen nach eigenen Angaben beträchtliches Engagement in Forschung und Entwicklung. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut arbeitet LRP demnach zum Beispiel an einer KI zur Fahrzeugdatenerfassung und Rohstoffbewertung für Altfahrzeuge. ## Novellierung des Altfahrzeuggesetzes sorgt für Umdenken bei OEMs Wie wertvoll das Material aus Altfahrzeugen tatsächlich ist und welche Chancen es bietet, erkennen auch immer mehr Automobilhersteller. Knut Rodewald bestätigt: „Wir führen inzwischen fast jede Woche Gespräche mit OEMs. Hintergrund ist unter anderem die Novellierung des Altfahrzeuggesetzes und die Tatsache, dass die Fahrzeughersteller bald den Rezyklateinsatz in ihren Produkten nachweisen müssen.“ Bereits schon einmal verwendeter Stahl, Metall, Kunststoff werden also künftig möglicherweise einen höheren Stellenwert bei der Neuproduktion von Fahrzeugen einnehmen. ## Welche Rolle spielt das Ersatzteilgeschäft in der Zukunft? Der Mobilitätswandel wird auch zukünftig einen Einfluss auf das Ersatzteilgeschäft haben, ist sich Knut Rodewald sicher: "Wir sehen das bereits jetzt bei den Elektrofahrzeugen. Dort gibt es 30 bis 40 Prozent weniger Bauteile, dafür mehr Baugruppen." Diese Entwicklung weg vom einzelnen Ersatzteil hin zur Baugruppe, die ausgebaut und getauscht wird, sieht der geschäftsführende Gesellschafter zukünftig für alle Fahrzeuge. Zudem werden auch die sich verändernden Eigentumsverhältnisse, beispielsweise durch Carsharing, einen erheblichen Einfluss auf den Ersatzteilhandel haben: Carsharing-Modelle werden zukünftig direkt an OEMs angeschlossen sein. Damit könnte das einzelne Ersatzteil an Relevanz für den Handel verlieren.“
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