2022-10-12T09:19:14+0000

Kfz-Versicherer kämpfen um Marktanteile

In wenigen Wochen ist November, dann wird der Kampf der Kfz-Versicherer um Marktanteile besonders sichtbar. Denn viele Autofahrer nutzen im November ihr Sonderkündigungsrecht und wechseln die Kfz-Police. In diesem Jahr könnte es allerdings für die Versicherungsnehmer schwieriger werden einen günstigeren Tarif in der Haftpflicht- oder Kaskoversicherung zu finden. Denn der Abschluss neuer Policen wird wohl eher teurer. Da zum Jahreswechsel im Markt mit Preissteigerungen zu rechnen ist, davon zeigt sich zumindest die HUK-Coburg überzeugt. „Einige Versicherer haben bereits Erhöhungen angekündigt", sagte der Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann, in einem am Dienstag vergangener Woche (4.10.) veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. In den vergangenen Jahren seien die Kfz-Prämien stetig gesunken, jetzt würden nach Einschätzung der Coburger die Preise erstmals wieder steigen. ## Rutscht die Kfz-Versicherungswirtschaft in rote Zahlen? [Im vergangenen Jahr standen die Coburger mit einem Jahresüberschuss von 381 Mio. Euro nach Steuern noch glänzend da, wie schaden.news Ende März berichtete.](https://www.schaden.news/de/article/link/42786/wohin-steuert-die-huk-coburg) Jetzt befürchtet Klaus-Jürgen Heitmann laut Reuters, dass die Kfz-Versicherer in die Verlustzone abrutschen. Zu den Mehreinnahmen durch Preiserhöhungen sagt er: „Ob der zu erwartende Umsatzsprung reicht, um rote Zahlen zu vermeiden, muss man sehen.“ Die Ertragslage in der Branche sei wegen der steigenden Reparaturkosten schon in diesem Jahr angespannt: „Die Schaden-Kosten-Quote wird im Markt etwa bei 100 Prozent liegen - und auch wir werden operativ in etwa bei einer schwarzen Null landen." Der Grund dafür sei die Normalisierung des Straßenverkehrs nach dem Corona-Lockdown und damit eine deutlich gestiegene Schadenhäufigkeit – und dass bei höheren Reparaturkosten. „Die Begleichung von Sachschäden wird teilweise um zweistellige Raten teurer." Das betreffe vor allem Ersatzteile, die die Hälfte der Schadenkosten ausmachten, erklärte der Vorstandsvorsitzende gegenüber Reuters. [Erst Anfang Oktober hatte der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft gemeldet, dass sich Ersatzteile innerhalb eines Jahres um bis zu 12 Prozent verteuert hätten.](https://www.schaden.news/de/article/link/43110/gdv-2022-preise-fuer-ersatzteile-erneut-gestiegen) ## Wer verliert und wer gewinnt Marktanteile? Die größten deutschen Kfz-Versicherer stehen auch bei der Verteilung der Marktanteile im deutschen Policen-Geschäft unter Druck. Die Top-Ten-Kraftfahrtversicherer haben 2021 Geschäft an die zweite Reihe abgegeben, zu dieser Einschätzung kommt das [Fachmagazin Versicherungsjournal (28.9.)](https://www.versicherungsjournal.de/markt-und-politik/grosse-kfz-versicherer-verlieren-marktanteile-145939.php). Während der Marktanteil der größten 10 Kfz-Versicherer um 4,3 Prozentpunkte auf 40,4 Prozent gesunken sei, lege die Liga der elf bis 25 größten Anbieter um vier Prozentpunkte auf 31,7 Prozent zu, heißt es in einer Analyse des Kölner Instituts für Versicherungs-Information und Wirtschaftsdienste (Kivi GmbH). Dem Bericht zufolge hätten die HUK-Coburg und die Allianz Versicherung Marktanteile abgegeben müssen. Zu den fünf größten Kraftfahrtversicherer zählen die Allianz, HUK-Coburg, VHV, LVM und Axa (siehe Tabelle). ## Allianz will Wettbewerbsposition mit automatischer Unfallerkennung ausbauen [Die Allianz Versicherung setzt nach dem Kauf des Prüfdienstleisters und KI-Entwicklers ControlExpert im März 2020 auf die automatischen Unfallerkennung, um ihre Wettbewerbsposition auszubauen.](https://www.schaden.news/de/article/link/42298/allianz-stratege-wechselt-zu-control-expert) Die Langenfelder arbeiten schon seit Jahren an
diesem System. Seit Juli 2021 gehört der „Unfallmelder“ zum Serviceangebot der Allianz Versicherung im Schadenfall. Nach Angaben des Unternehmens „werden Unfälle automatisch erkannt und an die Schadenexperten der Allianz weitergeleitet.“ Daraufhin erfolge eine unmittelbare Kontaktaufnahme mit dem Versicherungsnehmer. Das Ziel: Die Allianz will möglichst als erster am Schaden sein, um Begutachtung, Schadenkalkulation und Reparatur zu lenken. Jetzt startet die Allianz mit dem „Unfallmelder“ bei Audi. [In einer Pressemeldung (7.10.) des Kfz-Versicherers](https://schaden.news/download/link/jkrk) heißt es: „Der Allianz Unfallmelder ist ab sofort in Audi-Fahrzeugen mit vernetzten Fähigkeiten kostenlos aktivierbar. Eine Anbindung weiterer Marken und Fahrzeughersteller wird in den nächsten Monaten schrittweise umgesetzt.“ ## Marktdominanz durch den Kauf von Innovation Group? [Mit der in dieser Woche (10.10.) offiziell bestätigten Übernahme von Innovation Group will die Allianz Versicherung offenbar ihre Marktmacht weiter ausbauen.](https://www.schaden.news/de/article/link/43121/schadenmarkt-allianz-uebernimmt-innovation-group-vollstaendig) Der internationale Deal hat zum einen das Ziel, den Zugriff auf die digitale Plattform Gateway zur Steuerung von Unfallschäden zu sichern, die von Innovation Group entwickelt wurde. Zum anderen kontrollieren die Münchener jetzt das bisher größte unabhängige Schadennetz in Deutschland. Damit ist eine neue Runde im Kampf um Marktanteile der Kfz-Versicherer eröffnet.
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