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2022-08-17T09:02:10+0000

Frauen im Handwerk: „In diesem Job darf man nicht zimperlich sein“

Den K&L-Betrieb, den Lisa Schwärzer heute souverän führt, kennt sie bereits von Kindesbeinen an: Vor rund 25 Jahren haben ihr Vater Hermann und sein Bruder Franz die Autolackiererei Schwärzer im oberbayrischen Geisenfeld gegründet. „Wenn man da schon auf der Werkstatt-Baustelle die Würstel zu Papa, Opa und Helfern liefert, dann wächst man da natürlich so rein“, erklärt Lisa Schwärzer schmunzelnd. Die Belegschaft kennt sie deshalb schon mehr als ihr halbes Leben lang und schätzt die familiäre Atmosphäre im Betrieb. Auch praktische Erfahrung mit dem Lackierhandwerk hat die heute 30-Jährige Unternehmerin bereits sehr früh gesammelt: „Als Kind durfte ich mein Fahrrad selbst lackieren – es war grün mit Punkten.“ ## Alleinige Geschäftsführerin mit 28 Jahren Nach der Schule absolvierte Lisa Schwärzer eine kaufmännische Ausbildung und lernte im Familienbetrieb. Dabei wurde sie durch ihren überdurchschnittlichen Ausbildungsabschluss von der Handwerkskammer mit dem Titel „Erste Bundessiegerin im Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks“ ausgezeichnet. Ende 2015 stieg Lisa Schwärzer in die Geschäftsführung ein und führt den Betrieb nach Ausscheiden ihres Vaters seit zwei Jahren allein – damals war sie gerade einmal 28 Jahre alt. ## „Zimperlich sollte man in diesem Job nicht sein“ Letztendlich liegen ihre Aufgabenbereiche nun vor allem in der Betriebsorganisation, der Kommunikation mit Mitarbeitern und Auftraggebern sowie in der Schadenkalkulation. „Was aber nicht bedeutet, dass ich nicht ab und zu mit anpacken muss. Egal ob schnell irgendwas aus dem Weg geräumt werden muss, ein Auto bewegt oder abgedeckt werden soll, oder Fahrzeugteile angebaut werden müssen. Zimperlich sollte man da jedenfalls nicht sein“, berichtet die 30-Jährige. Alles in allem sei ihr Job gerade deshalb sehr abwechslungsreich: „Man kriegt so viel mit, angefangen bei den Belangen der Kundschaft über die Korrespondenz in der Werkstatt bis hin zu Diskussionen mit den Versicherern“, erklärt Lisa Schwärzer. ## Mit Oldtimer-Restauration im Fernsehen Sechs Mitarbeiter sind derzeit bei der Autolackiererei Schwärzer tätig. Zum Kundenstamm des Betriebs gehören vor allem Autohäuser und Privatkunden, für die das Team die komplette Unfallinstandsetzung durchführt. Doch auch die Oldtimer-Restauration ist Teil des Unternehmens. [Damit wirkte der Betrieb vor einigen Jahren auch in mehreren TV-Produktionen mit](https://www.autolackiererei-schwaerzer.de/schwaerzer_im_TV/). ## Preissteigerungen und Fachkräftemangel beschäftigen Geschäftsführerin Die junge Geschäftsführerin beschäftigen momentan vor allem natürlich die hohen Preissteigerungen in allen Bereichen. Diese könne man nicht eins zu eins auf die Kosten der Kunden umlegen. „Hier müssen neue Wege gefunden werden“, betont die junge Unternehmerin. Zudem bereitet auch ihr der Fachkräftemangel Bauchschmerzen. Umso mehr freut sie sich, dass immer mehr Frauen den Weg ins Handwerk finden. Erst kürzlich hat eine Praktikantin in der Werkstatt in den Fahrzeuglackierer-Beruf reingeschnuppert. Auch mit ihrer eigenen Rolle als Frau in einer männerdominierten Branche könne sie sich immer besser identifizieren. „Klar kommt es auch heute immer noch vor, dass Kunden vor mir stehen, die zunächst einmal 'den Chef' sprechen möchten“, berichtet sie. Doch wenn das Missverständnis aus dem Weg geräumt sei und der Kunde merkte, dass auch Frauen im Handwerk kompetent sein können, werde sie als Geschäftsführerin anerkannt und wertgeschätzt, berichtet Lisa Schwärzer abschließend.
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