2022-05-24T09:48:25+0000

Telematik: Haben fahrzeuggenerierte Daten für Werkstätten schon einen Nutzen?

Die Unfallmeldung an den Versicherer, die Standortübermittlung an den Fuhrparkmanager oder die Wartungsinformation an die Werkstatt – Telematik-Daten eröffnen auch in der K&L-Branche neue Geschäftsmodelle für alle Marktbeteiligten. High Mobility, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Automobil Treuhand (DAT), ist eines von wenigen Unternehmen, dass die Telematik-Daten von Automobilherstellern aufbereitet und für Dritte individuell zur Verfügung stellt. Doch wofür werden die Daten genutzt? Und wie können Werkstätten davon profitieren? In einem digitalen Pressegespräch vergangene Woche (18.05.) stellten DAT und High Mobility erstmals konkrete Anwendungsfälle vor. ## Von Diebstahlschutz bis Fahrtenbuch Das Berliner Telematik-Unternehmen arbeite aktuell mit 14 Automobilherstellern zusammen, darunter Audi, Mercedes-Benz, BMW, Porsche sowie Stellantis. Die zur Verfügung gestellten Datenpunkte würden dabei je nach Hersteller variieren, während beispielsweise Stellantis 200 Datenpunkte freigibt, sind es bei Mercedes-Benz laut High Mobility nur 80. Welche Daten letztlich verwendet werden, ist je nach Kundenwunsch individuell. So nutzt beispielsweise der Autoabo-Anbieter Vive La Car die zur Verfügung gestellten Daten rund um Kilometerstand, Standort und Zündung, um seinen Kunden eine kilometergenaue Abrechnung stellen zu können. Zudem erfolgt über sogenanntes Geo-Fancing eine Diebstahlmeldung, falls ein Fahrzeug sich außerhalb eines definierten Umkreises befindet. Die Firma AutoLogg hat eine App für ein elektronische Fahrtenbuch entwickelt, dass auf Daten wie Zündung, Fahrzeugstandort und Diagnose zurückgreift. Und der schwedische Versicherer Paydrive bietet seinen Kunden verschiedene auf Telematik-Daten basierende Tarife an. ## Welchen Nutzen haben Telematik-Daten für Werkstätten? Immer wieder würden sich auch freie Werkstätten an High Mobility wenden. „Wir kriegen mit, dass hier ein großer Bedarf besteht“, betont Katharina Röcker von dem Berliner Start-Up im Pressegespräch. Interesse bestehe vor allem an Datenpunkten rund um den Gesundheitszustand des Fahrzeuges, um so beispielsweise im Falle einer Fehlermeldung oder bei anstehenden Service-Arbeiten mit dem Fahrer in Kontakt treten zu können. Diese Datenpunkte stehen prinzipiell bereits zur Verfügung. Aber: Aktuell gibt es keine Möglichkeit für Werkstätten oder andere Unternehmen, direkt auf das Fahrzeugdisplay zuzugreifen, um beispielsweise einen Werkstatttermin vorzuschlagen. High Mobility stehe diesbezüglich zwar in Kontakt mit den
Autoherstellern, rechne jedoch erst nach 2023 mit derartigen Funktionen bzw. Schnittstellen. Es bleibt also fraglich, ob Telematik-Daten für Werkstätten heute tatsächlich schon einen Nutzen haben. ## DAT will Telematik-Daten für eigene Produkte nutzen Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) ist hingegen von dem Nutzen der Daten überzeugt. Bereits seit März 2020 beteiligt sich die DAT als einer von drei Gesellschaftern an dem Telematik-Dienstleister High Mobility. „Wir waren bereits damals und sind auch heute noch der festen Überzeugung, dass vom Fahrzeug generierte Daten einen erheblichen Mehrwert bieten – sei es für Hersteller, Werkstätten, Flotten, Sachverständige oder Versicherer“, erklärt DAT-Geschäftsführer Dr. Thilo Wagner die Beweggründe für das Engagement im Online-Pressegespräch. Nicht zuletzt sehe die DAT als neutrale Dateninstanz laut Thilo Wagner selbst mehrere direkte Anknüpfungspunkte für ihre eigenen Produkte. So könnten beispielsweise Daten von Fahrzeugsensoren im Rahmen der KI-basierten Schadenkalkulation FastTrack AI genutzt werden. Ebenso denkbar wäre ein Batteriecheck bei Elektroautos im Rahmen der Fahrzeugbewertung. Die DAT werde das High Mobility deshalb auch in absehbarer Zeit komplett übernehmen und in das eigene Unternehmen integrieren, verriet der Geschäftsführer im Pressegespräch.