HUK startet automatische Unfallerkennung mit Schadenmeldung

Nach der Allianz hat nun auch die HUK-Coburg einen digitalen Schadenservice für seine Telematik-Kunden und -kundinnen eingeführt. Mit dem neuesten Update der App „Mein Auto“ Mitte April wurde dieser aktiviert. Damit setzen nun zwei große deutsche Kfz-Versicherer auf mobile Anwendungen auf dem Smartphone und läuten so eine neue Runde im Wettbewerb um vor allem junge Versicherungsnehmer ein. „Erkennt das Telematik-System innerhalb von Deutschland einen möglichen Verkehrsunfall, erhalten Nutzerinnen und Nutzer eine Push-Nachricht auf ihr Smartphone. Entsprechend der Schwere des Unfalls kann Hilfe angefordert werden und die Schadenmeldung digital erfolgen“, heißt es in der offiziellen Mitteilung der HUK-Coburg Kfz-Versicherers. Im Rahmen der digitalen Schadenmeldung werden die Namen der Unfallbeteiligten an die HUK-Coburg in Echtzeit übermittelt. Anschließend erhalte der Fahrer oder die Fahrerin „weitere Hinweise sowie eine digitale Schadenvisitenkarte inklusive Schadennummer.“ Diese könne dann auch an andere Unfallbeteiligte per WhatsApp, SMS oder E-Mail übermittelt werden, erklärt der Kfz-Versicherer das Vorgehen. ## Eine gefährliche Entwicklung für Werkstätten? Branchenexperten befürchten allerdings: Durch die unmittelbare Unfall- und Schadenmeldung noch am Unfallort könnten freie Kfz-Werkstätten und Sachverständige bald außen vor bleiben. Sie gehen davon aus, dass der Schaden künftig direkt in eine Partnerwerkstatt des jeweiligen Kfz-Versicherers via App geroutet wird – oder womöglich sogar fiktiv abgerechnet. Das könnte im Umkehrschluss bedeuten: Weniger Reparaturvolumen für die Werkstätten. Vor dieser Entwicklung warnte auch die ETL Kanzlei Voigt Anfang April in einem ihrer Automotive Online Foren. ## Automatische Unfallmeldung und Verständigung von Rettungsdiensten Gibt es, je nach Schwere des Unfalls, Anzeichen für Verletzte, erfolgt eine automatische Unfallmeldung über das Telematik-System. In diesen Fällen werden Fahrer oder Fahrerin zudem von einem Unfallmelde-Dienstleister direkt telefonisch kontaktiert. Der Dienstleister könne bei Bedarf auch Rettungsdienste verständigen. Die Unfallerkennung und Unfallmeldung wurde laut HUK-Coburg von Cambridge Mobile Telematics entwickelt und zudem von DEKRA durch Crashtests überprüft. ## Allianz hat Unfallmelder im März aktiviert Bereits Anfang März hatte die Allianz für ihre – nach eigenen Angaben rund 350.000 – Telematik-Kunden einen ähnlichen Unfallmeldeservice integriert. Anhand von Erschütterungen registriert ein im Fahrzeug befestigter Sensor mögliche Unfälle und meldet diese über die dazugehörige App an den Versicherer. Fahrer erhalten – ähnlich dem Service der HUK-Coburg – eine Push-Nachricht auf ihr Smartphone sowie zusätzlich einen Anruf. „Unsere Kunden können dann entscheiden, ob und in welchem Umfang sie weitere Hilfe benötigen oder einen Schaden melden wollen“, so Jochen Haug, Schaden-Vorstand der Allianz Versicherungs-AG, in der offiziellen Allianz-Mitteilung. Wie gut die Systeme im Schadenfall tatsächlich funktionieren, muss sich freilich erst noch zeigen. So verweist die HUK-Coburg im Abspann ihres Erklärvideos zu dem neuen Schadenservice beispielsweise darauf: „Sie dürfen sich nicht darauf verlassen, dass die Technik immer funktioniert. Im Zweifel müssen erforderliche Maßnahmen selbst ergriffen und Rettungskräfte eigenständig alarmiert werden.“

Wohin steuert die HUK-Coburg?

Ende März zog der Vorstand des größten deutschen Kfz-Versicherers seine Jahresbilanz 2021. Die HUK-Coburg zeigt sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden und fuhr erneut einen kräftigen Millionen-Gewinn ein. Doch Klaus-Jürgen Heitmann, Dr. Jörg Rheinländer und der gesamte Vorstand stehen auch vor gewaltigen Herausforderungen, wie steigenden Reparaturkosten, stagnierenden Beiträgen, weniger Steuerungsvolumen, dem Verlust von Schadenkooperationspartnern und der Positionierung in neuen Geschäftsfeldern.

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