2022-03-30T09:26:30+0000

Wohin steuert die HUK-Coburg?

Die HUK-Coburg zeigt sich mit ihrer gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im vergangenen Jahr sehr zufrieden. „Wir konnten unsere Marktposition weiter ausbauen und sind nach wie vor die Nummer 1 unter Deutschlands Kfz-Versicherern“, erklärte Klaus-Jürgen Heitmann zum Auftakt der Bilanz-Medienkonferenz in München am Dienstag (29.3.) dieser Woche. Die Fakten: Im Jahr 2021 zählten die Coburger 13,4 Mio. Kfz-Policen im Bestand und verteidigen damit ihre Position als größter deutscher Kfz-Versicherer. Insgesamt verzeichnet der Konzern im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben ein wiederholt starkes Neugeschäft mit 1,4 Millionen Erstverträgen in der Sparte Autoversicherung. Allerdings versicherten im Vergleich zum Vorjahr nahezu fünf Prozent weniger Autofahrerinnen und Autofahrer als Neukunden ihre Fahrzeuge bei der HUK-Coburg. Zudem gibt es Probleme bei den Einnahmen. „Die Beiträge stagnierten im Jahr 2021, wie bei den meisten Kfz-Versicherern in der Branche“, hieß es in München. Die gebuchten Beiträge lagen in der Sparte Kraftfahrt bei knapp 4,3 Mrd. Euro (+0,4 % zum Vorjahr). ## Schaden-Kostenquote in der Kfz-Versicherung verschlechtert Die HUK-Coburg erwirtschaftete auch im Jahr 2021 einen kräftigen Überschuss. Hierzu teilte der Konzern mit, dass „der Jahresüberschuss nach Steuern bei rund 381 (Vorjahr 393) Millionen Euro und damit wieder auf hohem Niveau lag.“ Anders als im vergangenen Jahr wird es in 2022 keine Prämien-Rückzahlungen an die Versicherten geben. Klaus-Jürgen Heitmann betonte, dass die Pandemie und vor allem auch die Jahrhundertflut sowie Sturm- und Hagelereignisse gerade das Ergebnis in der Autoversicherung belasten. Dies hat negative Auswirkungen auf die Schaden-Kosten-Quote, die sich um knapp acht Prozent verschlechterte. Das Verhältnis im Combined Ratio ist mit 93,3 % (2020: 85,4%) aber immer noch positiv. ## Zehn Prozent weniger gesteuertes Reparaturvolumen, HUK leistet Ausgleichszahlungen Im vergangenen Jahr lag die Schadensteuerung bei der HUK-Coburg pandemiebedingt weiterhin deutlich unter Vorkrisen-Niveau. Auf Nachfrage von schaden.news während der Bilanz-Medienkonferenz teilte Vorstand Dr. Jörg Rheinländer mit: „Wir hatten in 2021 einen Rückgang von rund zehn Prozent Steuerungsvolumen. Der Rückgang war am Anfang des Jahres deutlich stärker als zum Ende des Jahres 2021.“ Aus Reihen der Partnerwerkstätten wird diese Entwicklung grundsätzlich bestätigt. Nach Angaben aus verschiedenen Betrieben soll die HUK-Coburg auch in diesem Jahr wieder Ausgleichszahlungen für nicht erreichte Umsatzziele leisten. Nach Recherchen von schaden.news wurden die Zusagen für das Jahr 2022 mancherorts noch einmal deutlich reduziert. Das gesteuerte Reparaturvolumen war aufgrund der Corona-Pandemie schon im Jahr 2020 um bis zu 20 Prozent eingebrochen. ## Sorge vor hohen Reparaturkosten bei wieder steigender Schadenhäufigkeit Grundsätzlich scheint das Potenzial in der Schadensteuerung jedoch stabil. Dr. Jörg Rheinländer bestätigte, dass in der Vollkasko-Versicherung knapp 60 Prozent und in der Teilkasko rund 55 Prozent der Verträge mit Werkstattbindung (Kasko-Select) abgeschlossen wurden. Im Neugeschäft liegt der Anteil sogar noch etwas höher.
Mehrfach war während der Bilanz-Medienkonferenz die Rede von stark gestiegenen Werkstattkosten. Rasant steigende Lack- und Energiepreise treiben die Reparaturkosten nach Aussage der HUK-Coburg schon jetzt spürbar in die Höhe, wie auch die Kosten für Originalersatzteile. Vorstand Dr. Jörg Rheinländer geht davon aus, dass „die Ersatzteilpreise in diesem Jahr noch einmal sehr, sehr stark nach oben gehen“. Derzeit kompensiere die pandemiebedingte geringere Schadenquote die Preisspirale noch, betonte der Vorstand. Die Coburger treibt aber die Sorge um, dass sich die hohen Reparaturkosten bei wieder steigender Schadenhäufigkeit durch eine annähernde Normalisierung des Straßenverkehrs sehr negativ auf die Schaden-Kosten-Quote auswirken könnte. Eine Prognose zur weiteren Entwicklung wollte Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann aber nicht abgeben. ## Stillschweigen zum Ende der Schadenkooperation mit der Generali Versicherung Dass die HUK-Coburg im Steuerungsgeschäft weiter Reparaturvolumen für ihre Partnerwerkstätten verlieren wird, steht allerdings bereits jetzt fest. [Denn Ende dieses Jahres hat die Generali Versicherung mit der Cosmos Direkt und der Dialog Versicherung die Schadenkooperation mit der HUK-Coburg beendet und wechselt zu Innovation Group.](https://www.schaden.news/de/article/link/42753/versicherer-beendet-kooperation-mit-huk) „Wir bedauern den Weggang der Generali Versicherung sehr“, erklärte Dr. Jörg Rheinländer auf Nachfrage von schaden.news. „Wir glauben nicht, dass es zwischen den Wettbewerbern zu größeren Verschiebungen kommen oder weitere Bewegungen auslösen wird.“ Damit signalisiert der Vorstand zwischen den Zeilen, dass in Coburg nicht damit gerechnet wird, dass weitere Versicherer die Schadenkooperation verlassen. Zum genauen Anteil des gesteuerten Schadenvolumens der Generali Versicherung wollte Dr. Jörg Rheinländer keine Angaben machen. Es sei Stillschweigen darüber vereinbart worden. ## Telematik-Tarif und immer mehr versicherte Elektrofahrzeuge Einen Schwerpunkt legte Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann in seiner Bilanz auch auf die positive Entwicklung des Telematik-Tarifes und der deutlich gestiegenen Zahl versicherter Elektrofahrzeuge. „Wir sehen derzeit starke Zuwächse in der E-Mobilität.“ Im Jahr 2021 hat sich der Fahrzeugbestand im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Derzeit seien nach Angaben der HUK-Coburg 185.000 E-Autos (vollelektrisch und hybrid) im Bestand versichert. Auch die Nachfrage nach Telematik steige stark. Insgesamt seien 450.000 Verträge abgeschlossen worden mit 7,4 Mrd. gefahrenen Kilometern und ca. 27.000 Schäden. ## Kfz-Versicherung bei Tchibo? Nach wie vor geht der größte deutsche Kfz-Versicherer auch neue Wege. Derzeit strukturiert man die HUK Autowelt neu und will wohl offensichtlich den Autoservice hier integrieren. Beim Gebrauchtwagenverkauf sieht Klaus-Jürgen Heitmann Zukunft. Fast 1.000 Autoabos wurden im Jahr abgeschlossen und das Netz der HUK Autowelt mit 77 Ankaufstationen erweitert. Die HUK-Coburg hat sich zudem auch an der Online-Versicherung Neodigital beteiligt, um neue Geschäftsfelder zu erschließen. Vielleicht findet sich eine Kfz-Versicherung künftig auch bei Tchibo? Ausschließen wollte Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann dies nicht.
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