Von
 
2022-03-16T12:12:42+0000

ZKF-Branchenbericht 2020: „Die geprüften Zahlen sind eine wichtige Vergleichsgröße für Banken und Betriebe“

Im schaden.news-Interview erklären ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm und die Betreuerin des ZKF-Branchenberichts, Anette Gundlach, warum der betriebswirtschaftliche Vergleich für das Karosserie- und Fahrzeugbauerhandwerk trotz der zeitlichen Distanz von mehr als einem Jahr von Bedeutung ist, welche Ergebnisse im Pandemiejahr besonders signifikant waren und wie K&L-Betriebe jetzt noch Einfluss auf den Branchenbericht 2022 nehmen können. __Herr Aukamm, welche Bedeutung hat der Branchenbericht für die ZKF-Mitgliedsbetriebe überhaupt?__ __Thomas Aukamm: __Allein für unsere Branche hat der Branchenbericht eine immense Bedeutung. Denn er enthält keine Prognosen, sondern geprüfte Betriebsergebnisse unserer Mitgliedsbetriebe. Das ist auch der Grund, warum diese Ergebnisse immer erst mehr als ein Jahr nach dem Betriebsjahr veröffentlicht werden. Die Zahlen dienen Banken, Behörden, Betrieben und anderen Institutionen als valider Vergleichswert bei der Kreditvergabe oder wichtigen Entscheidungen. Gerade deshalb ist es auch so wichtig, dass wir uns hier mit unserer Nische mit einem eigenen Branchenbericht vom Kfz-Gewerbe differenzieren. Denn dort sind die Renditeergebnisse oft schlechter, was an den Segmenten Handel und Service liegt. __Anette Gundlach: __Große Abnehmer unseres ZKF-Branchenberichts sind auch die Handwerkskammern und Wirtschaftsbanken, die diese Zahlen für Informationen über die Branche und Entscheidungen rund um das Thema Unternehmensnachfolge und Förderung benötigen. Gerade hier ist es wichtig, dass die Zahlen speziell auf die Segmente Fahrzeuginstandsetzung und Fahrzeugbau zugeschnitten sind. __Durch die Pandemie war 2020 für die Betriebe gefühlt ein hartes Jahr. Spiegelt sich das auch im ZKF-Branchenbericht 2020 wider? __ __Thomas Aukamm:__ Leider muss man sagen: Auf jeden Fall. Bereits während der Pandemie haben wir bei unseren Mitgliedsbetrieben einen Umsatzrückgang von 20 bis 30 Prozent festgestellt. Rückblickend betrachtet hat er sich im Branchenbericht bei 23 Prozent eingepegelt. Die Gründe dafür sind bekannt: Weniger Verkehrsaufkommen und mehr Homeoffice haben dazu geführt, dass es weniger Unfälle gab und dadurch ein niedrigeres Reparaturaufkommen in den Instandsetzungsbetrieben. Bei den Mitgliedsbetrieben, die auf den Fahrzeugbau ausgerichtet waren, wurden oftmals Lieferketten unterbrochen, sodass Aufträge nicht fertiggestellt werden konnten. __Was sind Ihrer Einschätzung nach die wichtigsten Erkenntnisse des Branchenberichts 2020?__ __Thomas Aukamm: __Das signifikanteste Ergebnis ist, dass trotz des massiven Umsatzrückgangs das operative Ergebnis kaum spürbar gesunken ist. Das hat zum einen den Grund, dass zahlreiche Betriebe Kurzarbeit angemeldet haben, sodass die Mitarbeitergehälter durch das Kurzarbeitergeld finanziert wurden. Zum anderen haben die Betriebe die Mitarbeiter, die ihnen produktiv zur Verfügung standen, effizienter auf bestimmte Projekte einsetzen können. Da gleichzeitig die Anzahl der produktiven Mitarbeiter im Betrieb laut Branchenbericht zurückgegangen ist, wurden also
die Mitarbeiter, die vorhanden waren, effizient eingesetzt. __Im Bericht wird ein Umsatzrückgang von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Hingegen ist der Anteil der Pkw-Lackierung auf den Gesamtumsatz leicht angestiegen – wie ist das zu erklären? __ __Thomas Aukamm: __Für diese Entwicklung haben wir zwei Interpretationsansätze. Der eine ist praktischer Natur: Es könnte 2020 durchaus mehr Oberflächenschäden, dafür aber weniger strukturelle, schwere Karosserieschäden gegeben haben. Beispielsweise, weil es zu mehr Parkremplern gekommen ist oder Autofahrer die freie Zeit genutzt haben, kleinere Schäden am Fahrzeug beseitigen zu lassen. __Anette Gundlach:__ Die zweite Interpretation zielt eher auf die Teilnehmerstruktur des Branchenberichts ab. Unsere Mitgliedsbetriebe nehmen ja freiwillig an der Erhebung aus allen Regionen teil (siehe Infokasten links, Anm. d. Red.). Es ist durchaus möglich, dass für 2020 mehr Betriebe an der Befragung teilgenommen haben, die verstärkt auch Lackierarbeiten durchführen. __Laut Bericht gab es 2020 rund 2 ½ Mitarbeiter weniger pro Betrieb als im Jahr davor – ein Rückgang von 22 Prozent. Was meinen Sie: Ist diese Entwicklung der Pandemie geschuldet oder dem eh immer ausgeprägter werdenden Fachkräftemangel?__ __Thomas Aukamm: __Der Fachkräftemangel bleibt zweifellos auch in den kommenden Jahren weiter eine der größten Herausforderungen, nicht nur für unser Gewerk. Sobald die Betriebe wieder voll ausgelastet sind, wird noch stärker spürbar sein, dass ausgebildetes Fachpersonal fehlt. Bereits jetzt fehlen vielerorts Fahrzeuglackierer und Karosseriebauer. __Wenn man die Zahlen von 2020 betrachtet – was kann man denn da – prognostisch – im Branchenbericht für 2021 erwarten? __ __Thomas Aukamm:__ Vermutlich werden die Betriebsergebnisse für 2021 auf einem ähnlichen Niveau liegen wie für das Vorjahr. Dazu wird die Mischung aus verschiedenen äußeren Einflussfaktoren beitragen, wie der Chipmangel, der im Nutzfahrzeugaufbau für Stillstand gesorgt hat, sowie der Anstieg der Ersatzteil- und Lackpreise und gleichzeitig eine höhere Teileverfügbarkeit, was ebenfalls zu längeren Standzeiten in der Reparaturwerkstatt geführt hat. Gleichzeitig sind durch die Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern rund 40.000 Fahrzeuge durch Totalschäden einfach vom Reparaturmarkt verschwunden. Und letztendlich werden auch die Energiekostensteigerungen, die bereits ab 2021 signifikant wurden, in die Betriebsergebnisse der Mitgliedsbetriebe reinspielen. Zudem kann es passieren, dass einige Betriebe nach Prüfung möglicherweise Kurzarbeitergeld oder wirtschaftliche Hilfen aus dem Pandemiejahr zurückzahlen müssen. Das kann ebenfalls Einfluss auf das Betriebsergebnis haben. Nach wie vor sind jedoch die niedrigen Verrechnungsstundensätze im gelenkten Schaden ein Grund für eine bescheidene Rendite. __Die von Ihnen geschilderten Aussichten sind also alles andere als rosig. Was bleibt den Betrieben jetzt zu tun, um an den Betriebsergebnissen für 2022 vielleicht das Ruder doch noch herumzureißen? __ __Thomas Aukamm: __Da gibt es viele Aspekte, die beachtet werden sollten. Die weiter steigenden Energiekosten sind eine wichtige Einflussgröße für das Betriebsergebnis. Die Unternehmen sollten also ihre Energiestruktur hinterfragen, ebenso die Bezugsquelle. Zudem lohnt es sich vielleicht, in neue, effizientere Werkstattausrüstung zu investieren. Auch nachhaltigere Energieformen könnten langfristig eine deutliche Erleichterung der Kostensituation bringen, daher kann es sinnvoll sein, sich unabhängig von Öl und Gas aufzustellen. Die Basis des gesamten Geschäfts bildet jedoch der Stundensatz, den der Betriebsinhaber auf jeden Fall unter Einbezug der aktuell veränderten Kostenstruktur mit den Preissteigerungen für Energie, Ersatzteile und Material anpassen sollte. Und zwar so, dass die Kosten im Betrieb gedeckelt werden können. Zudem ist es notwendig, sich als Unternehmer zu fragen, mit welchen Kunden der Betrieb überhaupt noch Geld verdient und bei welchen er möglicherweise sogar draufzahlt. Wie Betriebe neue Geschäftsfelder identifizieren und aufbauen können, um Umsatzausfälle zu kompensieren, erklären wir in unserem zweiten Seminar zur Exit-Strategie aus der Schadenlenkung am 3. Mai. __Anette Gundlach:__ Ein weiterer wichtiger Punkt ist, als ZKF Mitgliedbetrieb am jährlichen Branchenbericht teilzunehmen. Denn so setzt sich der Unternehmer am besten mit seinen eigenen Zahlen in einer Stärken/Schwächen-Analyse auseinander und kann sich im Nachhinein auch gut mit dem Branchendurchschnitt vergleichen. Und: Je mehr Betriebe am Branchenbericht teilnehmen, desto aussagekräftiger ist er letztendlich. __Vielen Dank für das Interview! __
Lesens Wert

Mehr zum Thema