2022-03-16T12:06:55+0000

Zwei Ausbildungen, einen Meisterbrief und einen Studienabschluss

Die Liebe zum Kfz-Handwerk wurde Lina Höttges sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Ihr Großvater betreibt einen Karosserie- und Lackierfachbetrieb in Mönchengladbach, in dem ihre Mutter ebenfalls tätig war. „Schon während meiner Schulferien war ich oft im familiengeführten Betrieb, die Themen der Branche und des Geschäftes waren zu Hause immer Thema. Nach der Schule wollte ich in den Familienbetrieb einsteigen“, erklärt die 26-Jährige gegenüber schaden.news. ## „Wollte als junges Mädchen in der Männerdomäne ernst genommen werden“ Die Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin war bereits früh beschlossene Sache. „Ich entschied mich das Handwerk im Familienbetrieb von der Pike auf zu lernen, schließlich wollte ich als junges Mädchen in der Männerdomäne ernst genommen werden.“ Und dass man sie ernst nehmen sollte, zeigte sich auch an ihren Leistungen. Lina Höttges schloss die Ausbildung nach nur zwei Jahren verkürzt ab – und zwar als Jahrgangsbeste mit einer Berufsschulabschlussnote von 1,1 und der zweitbesten Gesellenprüfung. ## „Ich will mehr“ „Nach meiner Ausbildung war mir klar: ich will mehr“, erzählt die junge Frau. Schon während der Lehrzeit habe sie ihre Mutter regelmäßig auf Management-Seminare begleitet, so sei der Wunsch entstanden, den großväterlichen Betrieb einst zu übernehmen. „Also entschied ich mich für das triale Studium, in dem Ausbildung, Meister und Bachelor gemacht werden“, erklärt die junge Frau. Mit dem Studium begann sie 2016 die Ausbildung zur Karosseriebauerin, absolvierte parallel von Juni bis November 2017 in der Meisterschule Vollzeit die Teile 1+2 des Fahrzeuglackierermeisters. Die Ausbildereignungsprüfung legte sie in Teilzeit von September 2017 bis Januar 2018 ab, der kaufmännische Teil wurde über das Studium angerechnet. 2021 schloss sie als erste Absolventin der Handwerkskammer Düsseldorf und nach fünf Jahren Regelstudienzeit das triale Studium ab. Während der Studienzeit sei das Privatleben „schon ein bisschen kürzer gekommen“, wie Lina Höttges erzählt. Kein Wunder, denn montags bis freitags war sie im Betrieb tätig, Freitagabend und samstags folgte dann der Hochschul-Teil der Ausbildung. Und sonntags lernte sie oder arbeitete in der Werkstatt, um Gelerntes auszuprobieren und Lackiertechniken zu testen. ## „Idealer Weg zu Führungsposition im Handwerk“ Sie würde dennoch auch rückblickend immer wieder diesen Weg einschlagen: „Das triale Studium ist der ideale Weg, um im Handwerk eine Führungsposition oder Selbstständigkeit anstreben zu können. Man lernt unglaublich viel und der Abschluss wird sehr anerkannt. Nach meiner ersten Ausbildung habe ich überlegt, ob ich meinen Meister mache oder den Betriebswirt des Handwerks. Gleichzeitig wollte ich aber auch
beweisen, dass ich auch die Aufgaben als Karosseriebauerin bewältigen kann. Mit dem trialen Studium konnte ich all diese Komponenten verbinden“, fasst sie die Vorteile dieser Ausbildungsform zusammen. ## Neuer Alltag in Krefeld Seit Beginn dieses Jahres ist Lina Höttges im Lackierzentrum Krefeld tätig. Auf die Frage nach ihrer Zukunft antwortet sie abschließend mit einem Augenzwinkern: „Tendenziell ist die Selbstständigkeit nach wie vor etwas, was mich sehr reizt. Ich freue mich jetzt aber erstmal, die Wochenenden frei zu haben.“ Übrigens: Untätig ist die 26-Jährige in ihrer Freizeit dennoch nicht. Bereits seit dem letztem Jahr lehrt sie als Dozentin für Fachtheorie in der Meisterschule der Fahrzeuglackierer an der Akademie der Handwerkskammer Düsseldorf.
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