2021-12-22T10:52:29+0000

Marktlage: „Ich blicke immer positiv nach vorn, sonst wäre ich kein Unternehmer“

Coronabedingte Lockdowns, massive Steigerungen für Materialpreise, Margenkrise, Rechnungskürzungen – auch dieses Jahr ging mit vielen Herausforderungen für K&L-Betriebe einher. Das zeigt sich auch in den Ergebnissen der schaden.news-Konjunkturumfrage: [Zwar scheint sich die Auftragslage generell erholt zu haben, dennoch gab nur ein Drittel der befragten Betriebe an, Rendite erwirtschaftet zu haben.](https://schaden.news/de/article/link/42631/konjunkturumfrage-dezember-2021-dramatische-rendite-situation) Die schaden.news-Redaktion hat deshalb parallel zur Umfrage noch einmal bei sechs Betrieben aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands nachgefragt, wie ihr Jahr gelaufen ist. Michael Seidel aus Bayern, Jennifer Almarales Guerra aus Berlin, Florian Weber aus Sachsen-Anhalt und Toni Michel aus Sachsen, Sven Aßmann aus Niedersachsen und Artem Heit aus Nordrhein-Westfalen haben dabei vor allem eins gemein: Sie blicken trotz aller Herausforderungen positiv auf das neue Geschäftsjahr 2022. ## „Investitionen haben sich gelohnt“ Mitten im Corona-Jahr 2020 hatte Florian Weber in seinem Betrieb aw-technic in Brehna bei Leipzig [groß um- und angebaut](https://schaden.news/de/article/link/42140/betriebserweiterung-investition-mitten-in-der-coronakrise). Zu Jahresanfang 2021 wurde der Betrieb aufgenommen. Bereits jetzt verzeichnet der Betriebsinhaber Erfolge: „Die Investition hat sich definitiv gelohnt. Schon jetzt, nach wenigen Monaten, sind unsere Prozesse viel effizienter und unsere Mitarbeiter arbeiten viel zeitsparender.“ Auch die Auftragslage sei gut. Im Vergleich zum Vorjahr geht der Betriebsinhaber sogar von einer Steigerung an Aufträgen und Umsatz aus. Denn auch während der Corona-Lockdowns liefen die Geschäfte weitgehend normal. ## Investition in Werkstatt und Ausrüstung Auch in der Lackiererei Michel im sächsischen Pirna wurde in diesem Jahr fleißig gewerkelt – und zwar nicht nur an den Reparaturaufträgen. Inhaber Toni Michel hatte bereits im März dieses Jahres gegenüber schaden.news angekündigt, seinen Betrieb durch neue Investitionen zukunftsfähig aufstellen zu wollen. Den Worten hat er nun Taten folgen lassen und unter anderem den Lagerplatz, die Mischräume und den Empfangsbereich umgebaut. Auch in neue Absauganlagen und Hebebühnen wurde investiert. „Außerdem wird noch eine Wallbox installiert und aktuell prüfe ich die staatlichen Fördermöglichkeiten für Photovoltaik-Anlagen“, betont der junge Betriebsinhaber. Dass er diese Investitionen tätigen konnte, liegt auch an der guten Geschäftsentwicklung. Die Lackiererei verzeichnet weiterhin eine stabile Auftragslage im Unfallschadengeschäft sowie im Bereich Industrielackierung – Tendenz steigend. Auf das kommende Jahr schaut der Jungunternehmer entsprechend optimistisch: „Wir blicken immer positiv nach vorn, sonst wären wir keine Unternehmer“, resümiert er augenzwinkernd. ## Größte Herausforderung: Fachkräftemangel Über zu wenig Arbeit kann sich Jennifer Almarales Guerra momentan nicht beschweren. „Unsere Auftragsbücher sind zum Jahresende brechend voll. Nach der Flaute im Februar und März hatten wir bereits seit dem Frühsommer das Gefühl, dass die Autofahrer nun noch mehr Unfälle haben als
vor der Corona-Krise“, berichtet die Geschäftsführerin von M-Color aus Berlin. Das Problem: Das Personal fehlt. „Zum einen, weil die Fachkräfte sowieso schon knapp sind – insbesondere hapert es bei uns an Karosseriebauern. Zum anderen, weil gerade jetzt im Herbst und Winter zahlreiche Mitarbeiter aufgrund von Krankheit ausfallen. Wenn wir mehr Fachpersonal hätten, könnten wir locker noch 20 bis 30 Prozent mehr Aufträge bearbeiten“, schildert Jennifer Almarales Guerra die aktuellen Herausforderungen. Zudem beobachtet sie den steigenden Kostendruck auch in ihrem Betrieb: Die höheren Energiekosten und Zumietungen von Ersatzfahrzeugen aufgrund von längeren Lieferzeiten schlagen ganz schön zu Buche“, resümiert sie. Doch alle Versuche, bei den Schadensteuerern unterjährig die Stundensätze nachzuverhandeln, seien abgelehnt worden. Dafür blickt Jennifer Almarales-Guerra positiv auf den Eintritt ins Tesla-Geschäft zurück: Seit März ist M-Color Tesla Approved Bodyshop. „Dieser Schritt hat sich auf jeden Fall gelohnt. Auch hier könnte ich aufgrund der guten Auftragslage noch einen Mitarbeiter mehr zum Tesla-Techniker ausbilden.“ Zudem sei es eine gute Investition in die Zukunft: „Es bereitet uns in unserem Know-how und von der Ausstattung her auch auf die Reparatur anderer E-Fabrikate vor“, erklärt die Geschäftsführerin abschließend. ## Lücken durch Reparatur von E-Autos ausgeglichen Die Reparatur von Elektroautos ist auch in der Restemeier GmbH in Osnabrück ein gewinnbringender Geschäftszweig, wie Geschäftsführer Sven Aßmann gegenüber schaden.news erklärt. „Natürlich gab es ein paar Auf und Abs, bedingt durch die Einschränkungen der Corona Pandemie. Die Coronakrise hat gewisse Lücken in unseren Auftragsbüchern hinterlassen, durch unsere Zertifizierung zum Tesla Approved Body Shop waren wir jedoch in der Lage so den Rückgang auszugleichen.“ Herausfordernd seien in diesem Jahr „neben der eingeschränkten Verfügbarkeit von Ersatzteilen auch der starke Anstieg der Materialpreise, sowie erhöhte Margenkürzungen“ gewesen, so der Unternehmer. Themen, die das Osnabrücker Reparaturzentrum auch im nächsten Jahr noch beschäftigen werden, wie sich Sven Aßmann sicher ist. Dennoch gäbe es keinen Grund, pessimistisch zu sein: „Wir fahren leicht unter Vorjahresniveau, stellen aber gerade in den letzten Monaten wieder ein erhöhtes Aufkommen an Fahrzeugschäden und Reparaturen fest. Sowohl im Bereich Digitalisierung als auch im Bereich E-Mobilität festigen wir unsere Stellung und bauen auf einer starken Basis auf.“ ## Einstieg in die Schadensteuerung Im Lackierfachbetrieb Heit im nordrhein-westfälischen Wiehl zieht Inhaber Artem Heit eine positive Jahresbilanz: „2021 war im Allgemeinen ‚planbarer‘ als 2020, da wir über das gesamte Jahr hinweg keinen größeren Schwankungen ausgesetzt waren. Diese Planungsfähigkeit haben wir als Chance genutzt und stark in unsere Mitarbeiter, Equipment und unseren Betrieb investiert.“ So werden aktuell zwei neue Lackieranlagen in Betrieb genommen. Zudem ist Artem Heit mit seinem Unternehmen, das sich neben dem klassischen Unfallreparaturgeschäft auch im Caravan-Segment etabliert hat, in diesem Jahr auch in die Schadensteuerung eingestiegen und seither Teil des m.o.r.e.-Werkstattnetzes. Eine
bewusste und von langer Hand geplante Entscheidung –[ bereits im April beim Schadentalk im Web-TV berichtete der junge Betriebsinhaber von seinen Ambitionen rund um das gesteuerte Geschäft.](https://schaden.news/de/article/link/42256/schadentalk-web-tv-lausitzring-rueckblick) „Zum letzten Quartal konnten wir einen Vertrag mit der DMS-Germany knüpfen und sind somit ins gesteuerte Geschäft eingestiegen. Damit sind wir sehr zufrieden“, berichtet er gegenüber schaden.news im Dezember. Für das kommende Jahr soll sowohl das gesteuerte Geschäft als auch das Caravan-Reparaturgeschäft weiter wachsen. „Dafür heißt es: viel Marketing und stetige Weiterbildung. Im Allgemeinen wird im Jahr 2022, bei Realisierung unserer Pläne, besonders im Personalbereich investiert“, betont der Betriebsinhaber abschließend. ## Regionale Bindung und Oldtimer-Restaurierung Während einige Betriebe die Schadensteuerung als Chance erkennen, war gerade das Jahr 2021 für Michael Seidel aus Mainaschaff ausschlaggebend für eine Strategieveränderung in die entgegengesetzte Richtung: „Wir werden das Volumen gesteuerter Schäden in unserem Betrieb ein wenig herunterfahren. Mehr denn je wird die Devise in 2022 auf noch mehr Qualität statt Quantität für den lokalen Markt liegen. Denn darin haben wir gerade in diesem Jahr unsere Stärke erkannt“, resümiert der Betriebsinhaber. Insgesamt blickt er zufrieden auf 2021 zurück. „Das Jahr war durchwachsen. Auf ein schwaches erstes Quartal durch den Lockdown folgten insbesondere ein starker Mai und ein starker Juli. Insgesamt haben wir bessere Ergebnisse eingefahren als in 2020, sind aber noch nicht wieder auf Vor-Pandemie-Niveau.“ Neben dem Unfallschadengeschäft habe sich Karosseriebau Seidel noch intensiver [auf Oldtimerprojekte konzentriert und sich in der Region insbesondere hinsichtlich des Aus- und Umbaus von Bullis etabliert.](https://schaden.news/de/article/link/42624/betrieb-seidel-stellt-kellybulli-fertig) Für dieses Jahr hat er den Annahmeschluss ausgerufen, damit sein Team und er das Jahr ausklingen lassen können. Michael Seidel ist sich sicher: „Das kommende Jahr wird gut!“
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