2021-10-13T10:20:53+0000

Steigende Ersatzteile: „Richten statt Tauschen bedeutender denn je“

Kühlergrills, Rückleuchten, Motorhauben – Auch in diesem Jahr steigen die Kosten für Pkw-Ersatzteile. Wie aus einer aktuellen Auswertung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft hervor geht, haben die Hersteller die Preise 2021 um durchschnittlich sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr angehoben. Mit einer Preissteigerung von 8,8 Prozent sind die Kosten für einen Kühlergrill am stärksten gestiegen. Auch die Preise für Kofferraumklappen (+ 8 %), Türen vorn (+7,3 %) und hinten (+7,2%) sowie Rückleuchten (+7,2%) sind deutlich nach oben geklettert, wie die Ingenieure und Statistiker des GDV basierend auf der Schadenkalkulations-Datenbank von Audatex ermittelten. Doch was bedeutet diese Entwicklung für die K&L-Branche? schaden.news hat bei Verbänden und Branchenexperten nachgefragt. ## „Effiziente Instandsetzung ist profitabler als Erneuerung“ Der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) beobachtet die Entwicklung der Ersatzteilpreise seit Jahren mit Sorge. Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm betont: „Bezogen auf die Reparatur empfehlen wir trotzdem weiterhin, den Herstellerreparaturempfehlungen zu folgen und Teile nur dann zu ersetzen, wenn dies sach- und fachgerecht dem richtigen Reparaturweg entspricht – auch wenn dies insgesamt höhere Reparaturkosten verursachen kann.“ Bereits seit einigen Jahren zeichnet sich laut Branchenexperten ein eindeutiger Trend in Richtung „Instandsetzen statt Erneuern“ ab, wie Felix Scholl, Betriebsleiter Carbon AG, gegenüber schaden.news bestätigt: „Zur heutigen Zeit ist ‚Richten statt Tauschen‘ bedeutender denn je. Die Tatsache, dass die effiziente Instandsetzung profitabler ist als die Erneuerung, hat mittlerweile den Markt durchdrungen. Wir spüren dies dadurch, dass immer mehr Betriebe sich für unsere Premium Reparaturlösung entscheiden.“ Selbst Werkstätten, die die Unfallinstandsetzung nicht hauptgeschäftlich betreiben, würden aufrüsten, erklärt er. ## „Preisanstieg für Ersatzteile wird Trend beschleunigen“ Auch Daniel Fuchs, Geschäftsführer des Smart Repair-Spezialisten Cartec, beobachtet seit Längerem ein Umdenken innerhalb der Branche: „Bereits seit über zwei Jahren stellen wir fest, dass die Betriebe wieder mehr reparieren, statt einfach nur auszutauschen. Die Werkstätten holen sich die Wertschöpfung – sprich das nötige Know-how – wieder ins Haus. Wir unterstützen sie dabei mit unseren Produktlösungen, um die Prozesse effizienter zu gestalten, damit sich die Reparatur auch wirtschaftlich lohnt. Dieser Trend wird sich langfristig fortsetzen, der Preisanstieg der Ersatzteile wird dies aus unserer Sicht nur noch beschleunigen.“ [Übrigens: Auch das Franchise-System FixAuto sensibilisiert seine Werkstätten in dieser Hinsicht und hat im September einen Fortbildungslehrgang zum Ausbeulen veranstaltet. ](https://schaden.news/de/article/link/42525/fix-auto-ausbeulen-seminar) ## „Kostenstrukturen im Schadenmanagement ganzheitlich betrachten“ Mit Blick auf die in der Schadensteuerung aktiven Werkstätten befürchtet BVdP-Geschäftsführer Michael Pinto, dass sich die steigenden Ersatzteilkosten in höheren
Versicherungsprämien niederschlagen und somit „mittelbar auch negativ bei den Werkstätten ankommen.“ Die reine Betrachtung der Reparatur greife hier zu kurz: „Wichtiger wird es, die Kostenstrukturen und Störfaktoren im Schadenmanagement ganzheitlich zu betrachten, denn nicht nur die Ersatzteilpreise steigen, auch die Kosten für Energie, die Erzeugerpreise oder die Inflationsrate bewegen sich spürbar nach oben. Wenn wir hier im Schadenmanagement gemeinsam tragfähige Lösungen finden, uns also weniger mit zeitraubenden Rechnungskürzungen, Diskussionen um AWs und ähnlichem als vielmehr mit nachhaltiger Reparatur beschäftigen, dann gewinnen Endverbraucher, Werkstätten und FLIs.“ ## „Freier Wettbewerb ist erst in einem Vierteljahrhundert möglich“ Möglich wird der seit Jahren hohe Preisanstieg bei Ersatzteilen übrigens durch den Designschutz und das damit einhergehende Quasi-Monopol der Hersteller auf sichtbare Karosserieteile. Zwar trat die Gesetzesänderung mit der Ergänzung um die Reparaturklausel bereits im September 2010 in Kraft, jedoch gilt diese vorerst nur für Autoteile, deren Design nach diesem Termin angemeldet wurde. „Es gibt eben eine lange Übergangsfrist. Die bestehenden Rechte sind bis ins Jahr 2045 festgeschrieben. Ein freier Wettbewerb ist also erst in einem Vierteljahrhundert möglich“, resümiert Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin beim GDV.
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