2021-06-23T10:57:57+0000

Branchentreff DIGITAL: ZKF plant neuen Berufszweig und eigene Abrechnungsgesellschaft

Im Rahmen des ZKF-Branchentreffs DIGITAL fand vergangene Woche (17.06.) auch die Mitgliederversammlung des Zentralverbandes Karosserie- und Fahrzeugtechnik über Web statt. Dabei machte vor allem ein Tagesordnungspunkt hellhörig: Die Ankündigung von ZKF-Präsident Peter Börner, eine eigene Gesellschaft als Abrechnungsstelle für Versicherungsschäden zu gründen. „Die Branche hat sich in die Abhängigkeit der Versicherer und Schadenlenker begeben. Wir wollen und können uns die Rechnungskürzungen und den Umgang der Versicherer mit uns im Handwerk nicht länger gefallen lassen“, betonte Peter Börner in diesem Zusammenhang. ## Lösungsvorschlag für Herbst avisiert Um den „ungerechtfertigten, willkürlichen Einmischungen“ durch Rechnungsprüfungsgesellschaften einen Riegel vorzuschieben, plane der ZKF „eine Abrechnungsstelle, die die Interessen der Betriebe vertreten und die Rechnungsbeträge eintreiben soll“, erklärte der ZKF-Präsident. Die Grundidee sei, dass die Betriebe ihre Kunden eine Einverständniserklärung unterschreiben lassen, mit der die Abrechnung in die Hände der geplanten Abrechnungsgesellschaft geht, die anschließend die Interessen der Werkstatt vertritt. In einer zweitätigen Klausurtagung wolle man sich mit den damit einhergehenden Erfordernissen, wie eventuellen Kooperationen mit Inkasso-Büros oder Anwaltskanzleien, intensiv auseinandersetzen und dann, so Peter Börner: „Im Oktober beziehungsweise November mit einer ausgereiften Option“ auf die Betriebe zukommen. ## Neuer Berufszweig geplant Sichtlich stolz verkündete Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm im Rahmen der Mitgliederversammlung außerdem die Ausgründung eines neuen Berufszweiges für Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker. In Kooperation mit dem Caravaning Industrie Verband (CIVD) soll künftig die Fachrichtung „Caravan und Reisemobiltechnik“ die bereits bestehenden Schwerpunkte Karosserieinstandhaltungstechnik und Karosserie- und Fahrzeugbautechnik ergänzen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde am Dienstag unterzeichnet, wie die Verbände gestern in einer gemeinsamen Pressemitteilung informierten. „Die Neuordnung im Ausbildungsberuf 'Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/-in' mit der neuen Fachrichtung soll den besonderen Anforderungen an Fachkräfte in der Caravaningbranche gerecht werden“, heißt es weiter in der Medieninformation. Geplant sei nun, „zeitnah eine gemeinsame Ausbildungsverordnung, die auf einer doppelten Rechtsgrundlage basiert“, zu erarbeiten. Bis der Beruf tatsächlich auf den Markt gehe, werde es aber sicherlich noch 2-3 Jahre dauern betonte der ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm während des ZKF-Branchentreffs. CIVD-Geschäftsführer Daniel
Onggowinarso rechne damit, dass pro Jahr rund 300 Auszubildende der neuen Fachrichtung bei Herstellern, Händlern und Handwerksbetrieben benötigt würden. ## Neues Problem im Schadenrecht: Nettoerstattung der Wertminderung Im Anschluss an die Mitgliederversammlung und die Grundsatzrede von ZKF-Präsident Peter Börner fanden praxisbezogene Vorträge für die Teilnehmer des Branchentreffs statt. Zunächst erläuterte Rechtsanwalt Henning Hamann die aktuellen Hintergründe von Regressforderungen der Versicherer – [über die der Geschäftsführer der ETL Kanzlei Voigt auch im Schadentalk im März ausführlich sprach](https://schaden.news/de/article/link/42228/schadentalk-web-tv-zusammenfassung-rechnungskuerzungen-und-regress) – sowie die Vorschadenproblematik [(alle Details und ausführliche Erklärungen zu diesem Thema finden Sie hier)](https://schaden.news/de/article/link/42306/etl-kanzlei-voigt-vorschadenproblematik-sonder-webinar). Zum Abschluss machte der Rechtsanwalt zudem auf ein neues Problem aufmerksam, das von den Versicherern konzentriert angegangen wird: „Die Wertminderung wird beim Vorsteuerabzugsberechtigten höchstwahrscheinlich demnächst nur noch netto erstattet.“ Warum, das veranschaulichte der Anwalt an einem Rechenbeispiel. Im Falle eines Autoverkaufs für 5.000 Euro bleibt nach Abführung der 19% Umsatzsteuer ein Verkaufserlös von 4.050 Euro. Geht man jedoch davon aus, dass ein Sachverständiger eine Wertminderung von 500 Euro ermittelt hat und der Wagen wird folglich für 4.500 Euro verkauft, bleiben nach Abzug der Umsatzsteuer 3.645 Euro Verkaufserlös. Also einen Mindererlös von 405 Euro. Aber, und da ist das Problem, „der Unternehmer hat ja schon 500 Euro bekommen vom Versicherer und ist jetzt um 95 Euro bereichert. Das entspricht überraschenderweise genau den 19 Prozent des eigentlich steuerneutralen Wertminderungsbetrages“, resümiert Henning Hamann. ## Nachträgliche Beschichtung im Sensorbereich In die Praxis ging es anschließend bei dem Vortrag des Kraftfahrzeugtechnischen Instituts (KTI): Im Fokus stand der fachgerechte Umgang mit Fahrerassistenzsystemen – ein Thema, das mit steigenden Verbau immer relevanter in den Werkstätten wird. Helge Kiebach, Leiter der Schadenforschung, stellte klar, dass nachträgliche Beschichtungen in Form von aufgeklebter Folie, Nachlackierung, Spachtelauftrag oder Kunststoffreparaturen verschiedene Einflüsse auf die Funktionalität der Sensoren haben können – zum Beispiel in Form von Reichweite- oder Objektverlusten oder dem Wahrnehmen von nicht vorhandenen Objekten. [schaden.news führte hierzu im Dezember 2020 ein ausführliches Video-Interview mit dem Schadenforschungsleiter.](https://schaden.news/de/article/link/42039/kti-unfallforschung-ueberlackieren-im-sensorsichtbereich-1) Wie die K&L-Betriebe die Schichtdicken an Kunststoffbauteilen konkret ermitteln können, um sowohl im Vorfeld der Reparatur entscheiden zu können, ob beispielsweise eine Lackierung zulässig ist, oder auch im Nachgang die fachgerechte Reparatur sicherzustellen, das zeigte Werkstattleiter Detlef Wedemeyer. [Alle Tipps des Profis und worauf Betriebe besonders achten sollten, lesen Sie hier.](https://schaden.news/de/article/link/42211/kti-anwender-tipps-zur-lackschichtdickenmessung-an-kunststoffbauteilen) ## Vielfältige Workshops Darüber hinaus bot der erste digitale Branchentreff den Teilnehmern am 18. Juni inhaltsstarke Workshops mit technischer Ausrichtung. Bei den Reparaturfachbetrieben standen u.a. die DIN-Norm zur Klebetechnik, das Thermomanagement und die Arbeiten an Elektro-Fahrzeugen sowie die Einstellung von LED-Matrixscheinwerfern im Mittelpunkt.