2021-05-26T11:55:25+0000

Mobilitätstrends: Geht das Auto gestärkt aus der Pandemie hervor?

Reisebeschränkungen und die Angst vor Ansteckung haben das Mobilitätsverhalten der Deutschen seit Beginn der Pandemie stark beeinflusst. Geht es nach einer [aktuellen Studie der HUK-Coburg](https://www.huk.de/fahrzeuge/ratgeber/mobilitaetsstudie.html), haben sich durch die Corona-Erfahrung auch die Prioritäten der Verkehrsteilnehmer maßgeblich verändert. Bisherige Mobilitätskonzepte für die Zukunft, in denen das Auto nur eine untergeordnete Rolle spielte, würden dadurch infrage gestellt. ## HUK-Studie: Kostenfrage dominiert Mobilitätsdiskurs Laut der im Februar 2021 bundesweit bei 4.029 Personen durchgeführten Befragung dominiert die Angst vor weiteren Kostenschüben den derzeitigen Mobilitätsdiskurs. Rund jeder zweite Deutsche sehe bei Mobilitätskonzepten für die Zukunft die Gefahr, dass breite Bevölkerungskreise dabei auf der Strecke bleiben könnten. Bei der Wahl von Verkehrsmitteln komme es den Deutschen insbesondere auf Kriterien wie Kosten, Schnelligkeit und Flexibilität an. Aspekte wie „mehr Verkehrssicherheit“ oder „CO2-Neutralität“ werden in der Hälfte aller Umfrageergebnisse erst an dritter oder vierter Stelle genannt. ## Stellenwert des Autos bei Befragten deutlich gestiegen Der Pkw hat von dieser Gemengelage bei den Umfrageteilnehmern besonders profitiert – obwohl die Gefahr steigender Kraftstoffpreise neben höheren Kosten für Bahn und öffentlichen Nahverkehr durchaus wahrgenommen wird. Mehr als jeder vierte Befragte gab an, sich in Folge der Krise für das Auto und gegen Bus oder Bahn entschieden zu haben und diesem Verkehrsmittel auch weiterhin treu bleiben zu wollen. Die als besser eingeschätzte Hygiene-Situation spielt ebenfalls in dieses Ergebnis hinein. Besonders deutlich sprechen sich laut der Studie die Bewohner von Stadtstaaten wie Berlin, Bremen und Hamburg für das Automobil aus. Hier ist es im Schnitt sogar jeder Dritte. Wie stark sich die subjektive Meinung der Studienteilnehmer allerdings – zumindest im Großstadtbereich – von den tatsächlichen Bewegungsmustern unterscheidet, legen die von Apple bereitgestellten Auswertungen auf Mobilfunkdatenbasis nahe. Sofern dort auch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erfasst wurde, zeigt sich bei diesen seit Jahresbeginn fast ausnahmslos eine deutliche Zunahme, während Auto und Zufußgehen weiterhin unterhalb des Vorkrisenniveaus bleiben. ## Das E-Auto als Hoffnungsträger? Sieben von zehn Personen haben in der HUK-Mobilitätsstudie zudem angegeben, dass ein Auto für sie aus privaten oder beruflichen Gründen unverzichtbar sei. Große Einigkeit herrscht auch bezüglich der Antriebstechnologie. Für fast jeden sechsten Deutschen komme bereits heute beim Autokauf grundsätzlich nur noch ein E-Auto in Frage. Am stärksten ist hier der Zuspruch der Befragten, die außerhalb von Großstädten ab 500.000 Einwohnern leben. Sie sehen in einem E-Auto heute schon doppelt so häufig wie Befragte in den Großstädten ein ideales Fortbewegungsmittel. Dr. Jörg Rheinländer, Vorstand bei der HUK-Coburg, kommt daher zu dem Schluss, dass das Elektroauto zum Game-Changer in der Mobilitätsdiskussion werden kann, weil es die Verbindung zwischen der unverzichtbaren Rolle des Autos gerade außerhalb der Städte und mehr
Umweltschutz schaffe und fordert: „Wenn jetzt, nach den Corona-Erfahrungen, die Menschen endlich sinkende Kosten für ihre Mobilität einfordern, muss sich das auch in Konzepten für die Zukunft widerspiegeln.“ Zusätzlichen Schub könnte der Trend zur Elektromobilität durch die steigenden Kraftstoffpreise erhalten. Wie das Statistische Bundesamt in dieser Woche meldete, haben sich die Preise im April im Vergleich zum Vormonat überdurchschnittlich verteuert: So legte Superbenzin um knapp ein Viertel (+24,8%) zu, Diesel wurde um 19,5% teurer. Auch die Preise für Autogas zogen an, und zwar um 14,2%. ## Bewegungsverhalten in Deutschland mit Aufwärtstrend Im laufenden Monat konnte die Mobilität in Deutschland weiter zulegen, wenngleich noch immer ein Abstand zu den vor der Pandemie gemessenen Werten besteht. Dies belegen einmal mehr aktuelle Auswertungen auf Basis von Mobilfunkdaten durch das Covid-19 Mobility Project des Robert Koch-Instituts und der Humboldt Universität Berlin. Wiederum sind es die Stadtstaaten (Berlin: -10%, Hamburg: -17%, Bremen: -12%), in denen der Rückgang gegenüber dem Referenzjahr 2019 weiterhin zweistellig ist, jedoch deutlich geringer als in den Vormonaten ausfällt. Weiter an Boden gut gemacht haben die Flächenländer. Nordrhein-Westfalen befindet sich hier mit -9% am unteren Ende. Gleichauf liegen Niedersachen, Hessen und Bayern mit jeweils -7%. Ebenfalls noch im negativen Bereich liegen das Saarland (-4%), Baden-Württemberg (-3%), Rheinland-Pfalz und Thüringen (je -2%) und Sachsen-Anhalt (-1%). Ins Plus drehte dagegen Sachsen (+1%). Besonders deutlich zulegen konnten Schleswig-Holstein (+9%) und Mecklenburg-Vorpommern (+10%). Angeführt wird das Feld derzeit von Brandenburg, wo ein Plus von 15% ermittelt wurde. Gut für die Reparaturbranche: Der Aufwärtstrend schlägt sich auch bereits in steigenden Blechschädenzahlen nieder. Im März sprangen diese laut den jüngsten Erhebungen durch das Statistische Bundesamt auf 159.034 Fälle.
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