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2020-11-25T13:52:16+0000

Acht Monate Corona: Hier Kurzarbeit, dort Vollauslastung

Seit März befindet sich auch die Unfallschadenbranche im Ausnahmezustand. Wie spürbar ist der „Lockdown light“ in den Werkstätten? schaden.news hat in vier Betrieben nachgefragt. ## „Bei uns läuft es gut“ Im Betrieb von Marco Böge aus Leipzig in Sachsen ist der Chef guter Dinge. „Mit einigen zwischenzeitlichen Höhen und Tiefen haben wir das Jahr ganz gut überstanden“, blickt er auf die vergangenen Monate zurück. Vom aktuellen Teil-Lockdown bemerken er und seine 25 Mitarbeiter nichts. Auch bei den gesteuerten Schäden läuft das Geschäft, die Aufträge kommen rein. „Das Flottengeschäft ist auch sehr stark und die Privatkunden kommen sowieso“, berichtet der Betriebsinhaber. Bis Weihnachten seien die Auftragsbücher definitiv voll. „Ein Grund für unsere gute Auslastung ist sicher, dass wir sehr breit aufgestellt sind“, begründet er. Sein Portfolio umfasst Karosserie- sowie Lackierarbeiten und Mechanik. Der Betriebsumbau im Frühjahr (schaden.news berichtete) hat sich seiner Meinung nach gelohnt: „Die Abläufe in der Werkstatt funktionieren nun optimaler, die Mitarbeiter sind glücklich, denn sie sparen, vor allem durch weniger Rangierzeiten, viel unproduktive Zeit ein.“ ## „Das gesteuerte Geschäft ist rückläufig“ 450 Kilometer weiter südwestlich, in Marbach am Neckar, sieht die Situation derzeit nicht ganz so rosig aus. „Wir spüren gerade wieder Auftragsrückgänge“, erklärt Michaela Müller, Geschäftsführerin von BMK Müller. Insbesondere das gesteuerte Geschäft sei gerade in den vergangenen zwei Wochen deutlich rückläufig gewesen, inzwischen kämen wieder mehr Aufträge in den Betrieb. Ob das Thema Kurzarbeit für unsere 19 Mitarbeiter nun zur Debatte steht, werden wir prüfen“, berichtet die Baden-Württembergerin. Sie und ihr Team bleiben weiterhin zuversichtlich: „Wir schauen, was die nächsten Wochen bringen.“ ## „Der zweite Lockdown trifft uns härter“ Auch am Lackier- und Karosseriewerk Michaletz in Althengstett im Nordschwarzwald gehen die aktuellen pandemie-bedingten Einschränkungen nicht spurlos vorbei. „Der zweite Lockdown trifft uns sogar härter, als der erste. Denn wir haben keinen Auftragsrückstau mehr, wie noch im Frühjahr“, erklärt Nicole Heckel, Assistentin des Geschäftsführers Markus Michaletz. Um eine komplette Schließung des Betriebes im Falle der Infektion eines Mitarbeiters zu verhindern, wird aktuell wieder im Zwei-Schicht-System gearbeitet. Wie schon im Frühjahr mache sich laut Nicole Heckel auch jetzt ein Rückgang der vermittelten Schäden bemerkbar. Dennoch betont sie: „Die Versicherer und Schadensteuerer – in unserem Fall die HUK-Coburg, Innovation Group und riparo – halten zu uns und tun aus meiner Sicht, was sie können. So werden beispielsweise merkbar mehr Unfälle nicht mehr als wirtschaftlicher Totalschaden eingestuft, sondern zur Reparatur vermittelt. Auch schnellere Reparaturfreigaben und Vorschusszahlungen haben uns damals wie heute geholfen. Insgesamt ist es eine sehr gute Zusammenarbeit.“ Und auch im Privatkunden-Bereich habe sich das Reparaturverhalten geändert, erzählt die Versicherungskauffrau: „Es ist sehr auffällig, wie viele Autos momentan mit unreparierten Schäden in unserer Region auf den Straßen sind. Scheinbar schieben die
Menschen alle nicht unbedingt notwendigen Reparaturen aktuell auf oder lassen diese fiktiv abrechnen.“ Der Betrieb im Nordschwarzwald sieht dennoch positiv nach vorn. „Wir haben keine Angst um die Zukunft, es wird weitergehen. Und deswegen investieren wir auch bewusst, um uns für die nächsten Jahre aufzustellen“, erklärt Nicole Heckel mit Blick auf die kürzlich installierte Mischbank MoonWalk. ## „Normalität soll erhalten bleiben“ Vom Süden in den hohen Norden: Im niedersächsischen Osnabrück arbeitet das 49-köpfige Team des Betriebs Restemeier nahezu im Normalzustand. „Unsere Auslastung ist aktuell zufriedenstellend“, erklärt Geschäftsführer Sven Aßmann. Gerade die Lackiererei sei sprichwörtlich „bis unter die Decke voll mit Aufträgen“. Auch die gesteuerten Schäden halten sich seit Wochen konstant auf gleichem Niveau. Das Privatkundengeschäft laufe ebenfalls ohne Einschränkungen. „Wir halten nach wie vor an unseren Hygienekonzepten fest, um unsere Mitarbeiter, aber auch die Kunden zu schützen. Andererseits versuchen wir aber auch, besonnen zu bleiben, um allen Beteiligten zu signalisieren: Unser Betrieb läuft ganz normal weiter.“
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