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2020-08-19T08:05:21+0000

Brand in Kemptener K&L-Betrieb: "Das Wichtigste ist, dass wir kein Menschenleben verloren haben"

Die Rauchsäule war mehrere Kilometer weit zu sehen. Vergangene Woche Montag (10. August) um 11.58 Uhr fing die Lackierkabine der Auto Hermann GmbH in Kempten Feuer. "Der Lackierer, der gerade einen zweiten Spritzgang durchführen wollte, handelte geistesgegenwärtig und brachte sich gemeinsam mit seinen Kollegen in Sicherheit", erinnert sich Geschäftsführer Andreas Hermann an den dramatischen Verlauf der Ereignisse. Bereits um 12:05 Uhr begannen die Löscharbeiten, 160 Feuerwehrleute waren dafür im Einsatz. Doch für die 35x17 Meter große Lackierhalle kam jede Hilfe zu spät. "Es ist keine Feder übrig geblieben. Vier Kundenfahrzeuge sind komplett verbrannt", berichtet der Geschäftsführer und spricht von einem "traumatischen Erlebnis" für ihn und sein Team. In voller Besetzung arbeiten in dem Betrieb in Kempten 24 Fachleute in den Bereichen Karosserie, Lack und Mechanik. Zu den umsatzstärksten Segmenten gehören Privatkunden und gesteuerte Schäden. Im Gespräch mit schaden.news am vergangenen Freitag (14. August) wirkte der Geschäftsführer schon wieder gefasst und ist froh über das Glück im Unglück: "Während der Brandentwicklung haben zwei Kollegen in der Lackiererei gearbeitet, im gesamten Betrieb waren es – Urlaubszeit sei dank – nur 13 der eigentlich 24 Mitarbeiter. Wir sind einfach froh, dass es keine größeren Verletzungen oder schlimmeres gab", betont der Geschäftsführer. Zwei Kollegen waren mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht wurden, durften dieses aber bereits am gleichen Tag wieder verlassen. ## Brandursache steht noch aus Die Brandursache war bis zum Redaktionsschluss nicht endgültig geklärt. Dahingehend ist auch Andreas Hermann ratlos: "Wir haben erst vor fünf Jahren die Lackiererei mit einer hochmodernen mobilen Lackieranlage eingerichtet und uns seither auch an alle Wartungsintervalle und Filterwechsel gehalten", berichtet er. Polizei, Schadens- sowie Brandgutachter waren bis Mitte vergangener Woche damit beschäftigt, der Ursache auf den Grund zu gehen – das Ergebnis steht noch aus. ## Betrieb läuft wieder, Lackierarbeiten ausgelagert Seit vergangenen Donnerstag läuft der Betrieb für die Karosserie- sowie für die Serviceabteilung wieder. Diese Bereiche sind in einem anderen Gebäude untergebracht, das laut Andreas Hermann – bis auf ein paar gesprungene Scheiben – unversehrt geblieben war. "Wir haben gemeinsam mit unseren Mitarbeitern aufgeräumt, damit wir im Betrieb wieder Kunden empfangen können. Dadurch ist übrigens auch der Zusammenhalt unseres Teams noch einmal stärker geworden", berichtet der Geschäftsführer. Dankbar ist Andreas Hermann für die Welle der Hilfsbereitschaft, die ihm und dem Betrieb seit dem Brand entgegenschlägt. "Das beginnt bei der emotionalen Aufbauhilfe von Familie, Freunden und Bekannten und geht bis hin zu Kollegen aus
anderen Betrieben, die angeboten haben, Aufträge für uns abzuarbeiten oder unsere Mitarbeiter vorübergehend zu übernehmen, bis wir wieder voll einsatzfähig sind", führt der Betriebsinhaber aus. Zumindest die Lackierarbeiten lagert der Betrieb nun erst einmal an andere Betriebe in der Region aus. "Wir sind zudem gerade dabei, die Möglichkeiten einer mobilen, mietbaren Lackieranlage zu prüfen, damit wir bald wieder alle Leistungen eigenständig anbieten können", erklärt der Geschäftsführer. ## Mindestens eine Million Euro Schaden Den Schaden schätzt Andreas Hermann auf mindestens eine Million Euro. Dass die Lackiererei wieder aufgebaut wird, steht für ihn außer Frage. "Wir haben mit der Anlage vor fünf Jahren ein Zukunftsprojekt begonnen. Das werden wir nun fortsetzen", schaut er nach vorn. Doch das Finanzielle ist für Andreas Hermann und seinen Bruder Michael erst einmal zweitrangig bei der Aufarbeitung der Geschehnisse. "Das Wichtigste ist, dass wir keine Menschenleben verloren haben."
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