2020-04-15T18:05:50+0000

Shutdown und die Folgen

Bisher gibt es kaum verlässliche Zahlen darüber, wie stark der Straßenverkehr in Deutschland nach dem Shutdown während der Corona-Krise zurück gegangen ist und wie sich die Unfallschäden entwickeln. Nach Recherchen von schaden.news liefert [Apple Maps im „Mobility Trend“](https://www.apple.com/covid19/mobility) nun erste aktuelle Zahlen zum veränderten Mobilitätsverhalten in der COVID-19 Pandemie. Demnach ist der Straßenverkehr in Deutschland im Vergleich zum Stichtag 13. Januar dieses Jahres um 46 Prozent zurück gegangen. In Großstädten wie Köln sogar um 62 Prozent. ## Innovation Group: Abwärtstrend nach Ostern gestoppt? Wie schon in den vergangenen Wochen, so fragte schaden.news auch gestern (15.04.) beim Vorstandsvorsitzenden von Innovation Group nach, wie sich das gesteuerte Reparaturvolumen aktuell entwickelt. Matthew Whittall sprach von einer möglichen Trendwende. „Gemessen an unserem Referenztag vor dem Shutdown, dem 9. März, liegt der Rückgang des gesteuerten Reparaturvolumens im Kfz-Versicherungsgeschäft nun bei minus 34 Prozent.“ [Der Negativtrend bewege sich damit um 10 Prozent niedriger als noch vor Ostern.](https://www.schaden.news/de/article/link/41608/coronakrise-wie-ist-die-lage-vor-ostern) Als Erklärung hieß es in Stuttgart, dass die Kfz-Versicherer wieder „Tritt fassen“ und nun verstärkt Rückstände aus dem Schadenbestand abarbeiten würden sowie sich Produktivitätsverluste verringerten, die durch eine Verlagerung der Schadenbearbeitung ins Homeoffice entstanden seien. Insgesamt schätzen Kfz-Versicherer, die mit Innovation Group zusammenarbeiten, nach Angaben von Matthew Whittall den Rückgang an Schäden zwischen 35 und 45 Prozent. ## Digitalisierung nimmt Fahrt auf Im Flottengeschäft verlaufe die Entwicklung ähnlich, betonte der Vorstandsvorsitzende gegenüber schaden.news. Viele Fuhrparkmanager würden angesichts der Corona-Krise nun auf vollständig digitale Prozesse umsteigen. „Wir sehen einen deutlichen Trend und einen festen Willen jetzt stärker zu digitalisieren“, erklärte Matthew Whittall. [Eine Einschätzung, die auch Erik Jahn, Mitglied der Geschäftsleitung bei Audatex AUTOonline, im Interview mit schaden.news bei Kfz-Versicherern erkennt.](https://schaden.news/de/article/link/41619/audatex-corona-wird-digitalisierung-vorantreiben) ## HUK-Coburg nennt keine Zahlen Deutschlands größter Kfz-Versicherer meldet derzeit trotz mehrfacher Nachfrage keine Zahlen. In Coburg verweist man auf die Maßnahmen, die von der HUK-Coburg zur Abfederung der Belastungen durch die Corona-Krise ergriffen wurden. Mit Stand vom 9. April seien bereits rund 7 Millionen Euro Reparaturkostenvorschuss gezahlt worden, heißt es aus der Zentrale des Versicherers. ## „Die Entwicklung ist dramatisch“ [Währenddessen geraten immer mehr Karosserie- und Lackierbetriebe unter Druck, denn das Reparaturvolumen sinkt nun deutlich, wie der Vorstandsvorsitzende des BVdP Reinhard Beyer im Audiopodcast mit schaden.news bestätigt. ](https://schaden.news/de/article/link/41622/audiopodcast-reinhard-beyer-auf-uns-kommen-harte-zeiten-zu) Welche Auswirkungen die Corona-Krise hat, zeigt die aktuelle Situation von Betriebsinhaber André Hoffmann in Berlin. Sein Karosserie- und Lackierbetrieb ist seit dem 30. März geschlossen. „Die Reparaturaufträge sind dramatisch zurück gegangen, sodass wir nur noch die Kundenannahme offenhalten“, erklärt der 35-jährige Geschäftsführer auf Anfrage der Redaktion. Seine Strategie: „Wir haben jetzt in den vergangenen Wochen die Schäden
gesammelt, um sie nun gebündelt und prozessoptimiert abarbeiten zu können.“ Seine Kunden würden für das Vorgehen angesichts der Krise Verständnis zeigen, erklärt André Hoffmann. In dieser Woche startet erstmals wieder die Karosserieabteilung, in der kommenden Woche wird lackiert. Wie lange die Situation so bleibt, weiß auch André Hoffmann nicht. Er hat nun einen sechsstelligen Kfw-Kredit beantragt, um die Corona-Krise zu überstehen. Allerdings meint auch der Betriebsinhaber: „Ich denke nicht, dass wir wieder das Reparaturvolumen erreichen, das wir vor der Krise hatten.“ ## Gesteuerte Schäden rückläufig, aber starkes Reifenwechselgeschäft Anfang März, zu Beginn der Corona-Krise,[ hatte schaden.news auch beim Betriebsinhaber Florian Weber aus Brehna bei Leipzig nachgefragt](https://schaden.news/de/article/link/41535/corona-krise-kommt-die-branche-zum-stillstand ), wie die Geschäfte laufen. Wie ist nun, vier Wochen später, die Lage bei AW-Technic? „Bei uns läuft es nach wie vor ganz gut“, berichtet Florian Weber. Zwar bemerke er einen Rückgang der gesteuerten Schäden, die der Betriebsinhaber auf rund 30 Prozent schätzt. Das Flottengeschäft laufe aber weiter wie bisher. Eine gestiegene Nachfrage spüre er bei Privatkunden, vor allem im Reifengeschäft. „Wir haben gerade erst umgebaut und sind mit Mechanik-Service gestartet. Daher können wir auch nicht mit Sicherheit sagen, ob die Kunden jetzt zu uns kommen, weil die Mechanik-Ketten geschlossen sind“, erklärt Florian Weber. Für den April sei seine Werkstatt noch komplett ausgelastet. Momentan liefen die Auftragsplanungen für den Mai. Rund 25 Prozent der Mitarbeiter im Betrieb AW-Technic Brehna stammen aus Polen. „Diese sind seit vier Wochen nicht mehr nach Hause gefahren, weil sie und ihre Familien dann gemeinsam zwei Wochen in Quarantäne hätten verbringen müssen“, erklärt Florian Weber. Gerade über Ostern sei das vielen schwergefallen. Dem Unternehmer ist klar, dass sich die Situation im Betrieb in den kommenden Wochen noch ändern kann: „Es wird möglicherweise noch eine größere Delle bei den Aufträgen geben“, hat Florian Weber die Lage realistisch im Blick. Vieles hänge dabei auch von den aktuellen Entscheidungen der Bundesregierung ab.
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