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2020-04-01T14:54:25+0000

Erfahrungsberichte: Betriebe bewähren sich in der Krise

Bei Ulrich Schröder, Inhaber eines Smart-Repair-Betriebs in Münster, ist der komplette Auftragseinbruch bisher noch ausgeblieben. „Wir merken jedoch, dass vor allem die Privatkunden verunsichert sind und nur noch ein Bruchteil von denen kommen, die gerade jetzt, im Frühjahr, ursprünglich täglich bei uns am Tresen stehen.“ Allerdings habe Ulrich Schröder Vereinbarungen mit einer lokal ansässigen Leasinggesellschaft, die ihm bisher zahlreiche Aufträge sichert. „Hinzu kommt, dass zahlreiche Leasing-Rückgabetermine aufgrund der Krise verschoben werden. Das sichert dem Leasingunternehmen weitere Leasingraten und hilft uns im Nachgang auch mit weiteren Aufträgen.“ Seit dieser Woche unterstütze der Betriebsinhaber zudem ein Restaurant gegenüber, das nun durch die Krise um die eigene Existenz kämpft. „Jeder Kunde erhält pro 100 Euro Umsatz einen sieben Euro-Verzehrgutschein für das Diner“, berichtet Ulrich Schröder. Gemeinsam mit seiner Frau führt er zudem einen Karosserie- und Lackierbetrieb im benachbarten Telgte. „Dort sieht die Situation im Vergleich zum Smart-Repair-Unternehmen ein wenig anders aus“, erklärt der Betriebsinhaber. „Wir haben spürbar weniger gesteuerte Schäden durch die großen Schadensteuerer.“ Hingegen gebe es noch viele Aufträge für Felgenaufbereitung. „Wir haben das Glück, dass wir auch Aufträge von Münster nach Telgte und umgekehrt verschieben können." Ulrich Schröder fügt jedoch hinzu: „Natürlich wissen wir nicht, wie lange es noch so gut läuft. Wir haben daher vorgesorgt und bereits Kurzarbeit bei der Bundesagentur angezeigt. Außerdem stehen wir im regen Austausch mit unserem Unternehmensberater.“ Der Betriebsinhaber ist sich sicher: „Wir schaffen das." ## "Gerade jetzt benötigen wir Betriebe jeden Cent" Christian Köck, Inhaber von drei Betrieben in München und Starnberg, meint: „Bis Mitte, Ende April haben wir für unsere Mitarbeiter noch Arbeit - was danach kommt, wissen wir nicht.“ Von den Schadensteuerern kommen laut ihm kaum noch Aufträge. „Wir hoffen jetzt darauf, dass die Autohäuser, die ja geschlossen haben, Reparaturaufträge an uns steuern“, erklärt der 40-Jährige. „Wir nutzen die Zeit, um offene Posten bei den Schadensteuerern einzufordern. Denn gerade jetzt benötigen wir Betriebe jeden Cent.“ ## Mietwagen für die Nachbarschaftshilfe „Wir leben und arbeiten momentan von Woche zu Woche“, verdeutlicht auch Michaela Müller, Geschäftsführerin von BMK Müller aus Marbach am Neckar, die prekäre Situation, in der sich K&L-Betriebe momentan befinden. „Dadurch, dass nur noch wenige Autofahrer unterwegs sind, kommen auch nur noch wenige Unfallschäden in unseren Betrieb“, erklärt sie. Momentan habe sie daher ein paar Oldtimer-Restaurationen in den Betrieb geholt, die schon länger auf Bearbeitung warten. „Dazu habe ich gezielt mögliche Kunden angeschrieben“, berichtet Michaela Müller gegenüber schaden.news. Derweil engagiere sich die Geschäftsführerin mit dem Betrieb in der Nachbarschaftshilfe ihrer Stadt. "Wir stellen unsere gebrandeten Mietwagen für Fahrten zum Einkauf und zum Arzt zur Verfügung. Das spült uns zwar keinen Umsatz in die Kassen, aber wir tun wenigstens etwas Gutes in diesen Krisenzeiten.“ ## Sechsstelliger Kredit zur Betriebsrettung Ganz so positiv können jedoch nicht alle Betriebe die momentane Situation sehen. Beispielsweise sieht ein Betriebsinhaber im Süden Deutschlands die Auswirkungen von
Corona wegen der wegfallenden Aufträge mit Sorge. „Wir versuchen, so lange wie möglich den Betrieb aufrecht zu erhalten“, erklärt der Unternehmer (Name ist der Redaktion bekannt). Neben der Kurzarbeit für seine Mitarbeiter sieht der Betriebsinhaber eine weitere Schwierigkeit in den Teilelieferungen: „Bereits jetzt sind beispielsweise Ersatzteile von Toyota nicht mehr lieferbar“, berichtet der Unternehmer von seinen Erfahrungen. Er ist sich sicher: „Alle Beteiligten werden die Krise zu spüren bekommen.“ Die staatlichen Förderungen sind seiner Ansicht nach zu gering, gerade ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Ich muss nun eine sechsstellige Kreditsumme aufnehmen, um mein Unternehmen zu retten. Das ist bitter, aber notwendig." Der Unternehmer versucht, optimistisch zu sein: „Wir werden uns über Wasser halten, wenn die Banken uns unterstützen“, meint er.
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