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2020-03-25T15:17:21+0000

Wie gehen Betriebe mit der Krise um?

Sinkende Auftragszahlen, erste Umsatzeinbußen und eine große Unsicherheit: Die Corona-Krise ist in der Branche bereits deutlich spürbar, [was auch die Ergebnisse der aktuellen schaden.news-Umfrage belegen](https://schaden.news/de/article/link/41557/auswertung-umfrage-corona). Doch wie erleben Betriebe die Situation und wie gehen sie damit um? ## Umdenken bei Produktion und Kundenservice Sven Aßmann, Geschäftsführer der Restemeier GmbH in Osnabrück, berichtet: „Aktuell spüren wir die Einbrüche in Bezug auf die Auslastung noch nicht direkt. Wir merken jedoch bereits in ersten Bereichen, dass sich hier etwas verändert. Die Ersatzteilversorgung z.B. verspürt Einbrüche, da erste Lieferanten die Lieferungen einstellen. Im Bereich der Liquidität spüren wir erste, leichte Auswirkungen. Wir gehen davon aus, dass sich die einzelnen Zahlungsziele verlängern werden.“ ## Prozesse an die Situation anpassen Damit es im Betrieb weitergeht, hat der Betrieb insbesondere im Bereich Kundenservice umgedacht: „Wir forcieren den Hol- & Bringservice, bieten Besichtigungen digital an und haben unser Reinigungspersonal aufgestockt, um Fahrzeuge zu desinfizieren.“ Auch im produktiven Bereich hat der Betrieb Prozesse umstrukturiert: „Wir sind auf Schichtarbeit umgestiegen, um die anwesende Personenzahl zu reduzieren. Im Servicebereich haben wir Mindestabstände zwischen Kundenberater und Kunde signalisiert. Zusätzlich versuchen wir in den Dialog mit Ersatzteilelieferanten einzusteigen, um auf mögliche Einbrüche und Versorgungsengpässe direkt vorbereitet zu sein.“ ## Wichtig: Mitarbeiter einbinden und mitnehmen Darüber hinaus prüfe die Geschäftsleitung täglich, welche Maßnahmen und Unterstützungen der Betrieb vom Land oder Bund in Anspruch nehmen könnte. Dabei, erklärt Sven Aßmann, sei Transparenz gegenüber den Mitarbeitern wichtig: „Wir versuchen Sie mitzunehmen und unsere Entscheidungen zu begründen. Ich denke dies wird gerade im Hinblick auf mögliche Kurzarbeit wichtig sein. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, können wir diese Hindernisse überwinden.“ Der klare Dialog mit den Mitarbeitern sei auch in Hinblick auf Personal notwendig, das wegen der Kinderbetreuung in seiner Arbeitszeit eingeschränkt ist. „Das schauen wir uns individuell an, um für jeden Kollegen die passende Lösung zu finden, mit der sowohl der Mitarbeiter als auch der Betrieb klarkommt.“ ## Gemeinsam gestärkt aus der Situation hervor gehen Der Geschäftsführer ist optimistisch, dass die Restemeier GmbH die Krise überstehen wird. „Ich denke es ist wichtig, dass alle Mitarbeiter in dieser Situation an einem Strang ziehen. Sicherlich bedeutet es auch für eine gewisse Zeit ein Verzicht oder Veränderung der einzelnen, persönlichen Umstände. Aber ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam als Unternehmen aus dieser Situation gestärkt hervor gehen werden und diese Situation überstehen werden.“ ## „Alles wird anders“ Danny Schramm hatte einen Plan. Zu Jahresbeginn hatte er seinen abziehbaren Autolack PCP gelauncht, war gerade dabei, seine Werkstatt in Börnsen bei Hamburg zum Schulungszentrum umzubauen. Ziel war, dass
sich Lackierer im [Schrammwerk](https://schrammwerk.com/) durch mehrtägige Lehrgänge für den Umgang mit dem von ihm entwickelten PCP-System zertifizieren lassen können. Doch dann kam Corona. ## Livestream soll Vor-Ort-Schulungen ersetzen „Ich musste alle Schulungstermine absagen“, erklärt der 42-Jährige. Für den Großteil seines Teams, das er in den vergangenen Wochen teilweise neu eingestellt hat, ist nun erst einmal Kurzarbeit angesagt. Doch Danny Schramm lässt sich nach eigenen Aussagen von der derzeitigen Situation nicht unterkriegen. „Wir müssen einfach anders denken“, erklärte er im Telefonat mit schaden.news. „Wir arbeiten gerade daran, ein System für Online-Zertifizierungen zu entwickeln. Mir schwebt vor, dass ich den Teilnehmern das Material zusende, ihnen die Funktionsweise per Livestream erkläre und sie auch die Übungen vor der Videokamera durchführen“, berichtet Danny Schramm. Er versucht, der Situation die positiven Seiten abzugewinnen: „Ich mache mit Gedanken über neue Schulungsmöglichkeiten, die nicht nur für mich, sondern für unsere gesamte Branche zukunftsweisend sein können", ist der Unternehmer optimistisch. Momentan wartet er noch auf das Lackmaterial aus Belgien, das er und die Teilnehmer für die Schulungen benötigen. „Der Hersteller hat durch die Krise Bezugsprobleme für einen Zusatzstoff in dem Autolack“, erklärt er. ## Mit anderen Aufträgen über Wasser halten Die Zeit bis dahin überbrückt er nach eigenen Angaben mit Auftragsarbeiten und Ganz-Lackierungen. „Momentan stehen hier noch drei Porsches in meiner Werkstatt, die einen PCP-Farbwechsel beziehungsweise Keramikbeschichtungen benötigen. Und ein paar Airbrush-Aufträge kann ich in der Zwischenzeit auch noch abarbeiten.“ Danny Schramm ist sich sicher: „Wenn die Krise überstanden ist, geht es in meinem Unternehmen erst so richtig los - aber anders, als ursprünglich geplant.“
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