2019-11-13T13:54:33+0000

Worauf sollten Betriebe beim Scheibentausch achten?

Da die Windschutzscheibe maßgeblich zum Schutz der Insassen eines Fahrzeuges beiträgt, gelten für diese sowohl rechtlich als auch physikalisch besonders hohe Anforderungen. Vor allem mit Blick auf den steigenden Verbau von umfeldbeobachtenden Sensoren moderner Fahrerassistenzsysteme. Das Kraftfahrzeugtechnische Institut (KTI) hat die drei wichtigsten Spezifikationen der Frontscheibe zusammengefasst und erklärt, was beim Tausch zu beachten ist. ## 1. Scheibengeometrie Die Wölbung der Frontscheibe ist je nach Fahrzeugmodell unterschiedlich. Entspricht die Krümmung nicht dem Konstruktionsstand kann es passieren, dass die Scheibe nicht wie erforderlich auf der Karosserie aufliegt. „Daraus können Windgeräusche und Undichtigkeiten entstehen. Außerdem besteht das Risiko einer mangelhaften Wischbarkeit“, fasst Helge Kiebach, Leiter der Schadenforschung beim KTI zusammen. Streichen die Scheibenwischer nicht gleichmäßig, könnten so unerwünschte Geräusche, erhöhter Wischblattverschleiß und Wasserablagerungen entstehen. Aus einer abweichenden Geometrie ergibt sich jedoch noch ein weiteres Problem: Eine falsche Krümmung kann die Sicht der Kamera und damit die Funktion der Fahrerassistenzsysteme beeinträchtigen. Eine korrekte Kalibrierung nach dem
Scheibentausch ist nur mit herstellerkonformen geometrischen und optischen Eigenschaften der Frontscheibe möglich. ## 2. Schwarzer Druck am Rand Dass der schwarz bedruckte Rand geklebter Scheiben nicht nur optische Gründe hat, ist bekannt. Das Schwarz dient in erster Linie als Schutz des Klebstoffes vor UV-Strahlung. Ist der Aufdruck jedoch nicht bis zum Scheibenrand ausgeführt, kann sich dies auf die Festigkeit des Klebstoffes auswirken. „Selbst wenn der schwarze Bereich nur zwei Millimeter vor dem Scheibenrand endet, kann dies bereits die Verklebung verschlechtern“, warnt der Schadenforschungsleiter. ## 3. Anbauteile Was für die Scheibengeometrie gilt, gilt übrigens auch für funktionale Bestandteile der Windschutzscheibe. Dazu zählen Sensorhalterungen, Dichtlippen und Unterrahmen. „Entsprechen diese Anbauteile nicht exakt der Original-Geometrie mit deren Toleranzen und Eigenschaften, kann es zu falscher Ausrichtung und Position sowie zum Ablösen von Bauteilen kommen.“ Akustische Störungen, Undichtigkeiten oder auch Funktionsstörungen von Fahrerassistenzsystemen können die Folge sein. Helge Kiebach resümiert: „Verbaute Glasteile haben eine steigende Bedeutung, wenn es um den Erhalt von Komfort und Sicherheit der Fahrzeuginsassen geht. Deshalb sollten
Werkstätten beim Scheibentausch unbedingt Ersatzteile in Erstausrüsterqualität verwenden." Übrigens: Die Anforderungen an die Verglasung für Kraftfahrzeuge sind durch zahlreiche Vorschriften und Normen geregelt. „Neben den vielen einzelstaatlichen Vorschriften ist vor allem die internationale Vorschrift ECE-R43 maßgeblich. Hierin sind einzelne physikalische Parameter, die von Sicherheitsverglasungswerkstoffen einzuhalten sind, vorgegeben. Außerdem beinhaltet die ECE-R43 auch administrative Aspekte für das Erlangen einer Genehmigung.“ Der Experte rät Betriebsinhabern deshalb, sich von ihren Teilelieferanten eine entsprechende Zertifizierung vorlegen zu lassen, denn nur so könne nachgewiesen werden, dass die Ersatzteile den Spezifikationen des Fahrzeugherstellers entsprechen.
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